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Betriebsführung

Schweizer Poulets Hand in Hand

Die Marktchancen für die inländische Pouletproduktion stehen seit Jahren gut. Die raumplanerischen Auflagen für neue Produktionsstandorte sind jedoch nicht zu unterschätzen. Zwei Berner Landwirte haben die gesetzlichen Kriterien dank der überbetrieblichen Zusammenarbeit erfüllt. Ihre Betriebszweig-Gemeinschaft bietet aber auch arbeitswirtschaftliche Vorteile.

Fritz Bruni (rechts) sowie Adrian und Christine Joss produzieren in ihrer Geflügelhalle bei Uetendorf (BE) im Rahmen einer Betriebszweiggemeinschaft sei...

Fritz Bruni (rechts) sowie Adrian und Christine Joss produzieren in ihrer Geflügelhalle bei Uetendorf (BE) im Rahmen einer Betriebszweiggemeinschaft seit 2016 Poulets nach dem BTS-Konzept von Bell. Die Arbeitsabläufe sind standardisiert, was eine zuverlässige und kontinuierliche Arbeitsplanung zulässt.

(Bild: Stefan Gantenbein)

Publiziert am

Redaktor UFA-Revue

Adrian Joss und Fritz Bruni produzieren seit acht Jahren erfolgreich Poulets für die Bell Schweiz AG. Achtmal pro Jahr verlassen 16 500 schlachtreife Tiere die Geflügelhalle am Feldweg bei Uetendorf in der Nähe von Thun. Der Bau der Geflügelhalle sicherte dem heute 57-jährigen Fritz Bruni den Fortbestand seines 13,3 Hektaren grossen Milchwirtschaftsbetriebs.

«Damit ein Stuhl stabil steht, braucht er mindestens drei Beine.»

Adrian Joss, Landwirt

Adrian Joss erhielt dank der Diversifizierung mehr Gestaltungsfreiheit für seinen Milchwirtschafts- und Pferdepensionsbetrieb, den er 2013 im Alter von 31 Jahren zusammen mit seiner Frau Christine Joss von ihren Eltern übernommen hatte: «Damit ein Stuhl stabil steht, braucht er mindestens drei Beine», lautet diesbezüglich sein Grundsatz.

Raumplanung setzt enge Grenzen

Raumplanerisch stellt der Bau und Betrieb eines Geflügelstalls eine innere Aufstockung eines Landwirtschaftsbetriebs mit einer bodenunabhängigen Produktion dar. Ein Betrieb muss deshalb nachweisen können, dass 70 Prozent des Futterbedarfs (Trockensubstanz) des Tierbestands auf der selbst bewirtschafteten Fläche erzeugt werden kann. Weder Fritz Brunis noch Adrian Joss’ Betrieb hätten die Kriterien mit ihren bestehenden Betriebszweigen und der vorhandenen Nutzfläche erfüllen können.

Im Rahmen einer Betriebszweig-Gemeinschaft sah die Sache anders aus. 

Im Rahmen einer Betriebszweig-Gemeinschaft sah die Sache jedoch anders aus. Diese Kooperationsform ermöglicht es Landwirtinnen und Landwirten, ihre Produktionskapazitäten und Ressourcen zu bündeln. Dies bietet nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern hilft auch, gesetzliche Auflagen zu erfüllen, die ein einzelner Betrieb möglicherweise nicht alleine bewältigen könnte. In diesem Fall ermöglicht die Gemeinschaft Adrian Joss und Fritz Bruni, die strengen Raumplanungsvorschriften zu erfüllen. Weil nun der Anteil der bodenunabhängigen Produktion weniger als die Hälfte des gesamtbetrieblichen Deckungsbeitrags beider Betriebe ausmachte, musste in der TS-Bilanz nur noch die Hälfte des Trockensubstanzbedarfs abgedeckt sein.

Standardisierte Arbeitsabläufe

Neben der raumplanerischen Konformität beschert die Betriebszweiggemeinschaft den beiden Landwirten auch arbeitswirtschaftliche Vorteile: Am Vormittag sind jeweils beide im Stall, abends und an Wochenenden wechseln sie sich gegenseitig ab. «Die Arbeitsabläufe sind Routine. Da wir uns täglich sehen, ist der Austausch optimal», betonen die Partner. Läuft der Betrieb erst einmal, ist das wirtschaftliche Risiko überschaubar. Zudem sind grössere wirtschaftliche Risiken durch den Risikofonds der Produzentenorganisation abgedeckt.

 

«Nach dem ersten Umtrieb kommt bereits das erste Mal Geld».

Fritz Bruni, Landwirt

Bei einem Selbstversorgungsgrad mit inländischem Geflügelfleisch von gut 65 Prozent ist damit zu rechnen, dass die Produzentenpreise bis auf Weiteres stabil bleiben. Lediglich bei der Landwirtschaftspolitik bleibt ein Restrisiko, welches Fritz Bruni und Adrian Joss im herrschenden Wachstumsmarkt aber bereit zu tragen sind. «Nach dem Umtrieb kommt bereits das erste Mal Geld», fasst Fritz Bruni die Situation zusammen.

Der lange Weg zur Baubewilligung

Technisch gesehen war das Errichten der Geflügelhalle nach dem BTS-Konzept von Bell am Ende eine Kleinigkeit im Vergleich zum Baubewilligungsverfahren, das dem Projekt vorausging. «Der Stall stand in fünf Monaten, die Planung dauerte fünf Jahre», bringt es Adrian Joss auf den Punkt. Ängste aufgrund von befürchteten Geruchsemissionen oder Bedenken zur Erschliessung können je nach Situation und Standort eine Flut von Einsprachen auslösen.

«Stehen die Medien bereits vor der Tür, sich nicht verschliessen.»

Fritz Bruni, Landwirt

Ihr Tipp an ihre Berufskolleginnen und Berufskollegen: «Von Beginn weg mehrere Standorte prüfen und im relevanten Umfeld frühzeitig und aktiv über das Bauvorhaben kommunizieren. Stehen die Medien bereits vor der Tür, sich nicht verschliessen, sondern erklären, wie es läuft und worum es geht», sagt Fritz Bruni im Wissen, dass die Gegenseite sowieso spricht oder bereits gesprochen hat. Da man neben viel Geduld auch genügend Schnauf braucht, sollte das Baubewilligungsverfahren gemäss den beiden Geflügelprofis nicht zu optimistisch budgetiert werden.

Perspektive dank stabiler Einnahmequelle

Der Blick vom Stallbüro durch das grosse Fenster in die Halle hinunter macht deutlich, dass es auch in einem strengen regulativen Umfeld möglich ist, erfolgreich in die Geflügelproduktion einzusteigen. Die beiden Landwirte haben sich durch Zusammenarbeit und kluge Planung nicht nur ihre Betriebe gesichert, sondern auch eine stabile Einkommensquelle geschaffen. Bereits morgen macht die Herde Platz für den nächsten Umtrieb und für Ideen, dereinst sogar neue Geschäftsfelder zu erschliessen. 

Integrierte Geflügelproduktion

Die Bell Schweiz AG ist auf der Suche nach Landwirtinnen und Landwirten, die sich für einen Einstieg in die Geflügelproduktion interessieren. Bell verfügt über eine integrierte Produktion, in der sie von der Bruteierproduktion über die Brüterei bis zum genussfertigen Produkt die gesamte Wertschöpfungskette kontrolliert. Der eigene Beratungs- und Gesundheitsdienst unterstützt Landwirtschaftsbetriebe beim Einstieg in die Geflügelproduktion und begleitet Produzentinnen und Produzenten im Rahmen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit.

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