Im Februar dieses Jahres stellte die niederländische Firma Agrifac ihre neusten technologischen Entwicklungen für die selbstfahrende Pflanzenschutzspritze Condor vor. In der Landwirtschaft 4.0 wurden mit diesen Maschinen, die nicht mehr ganze Parzellenbereiche, sondern jede einzelne Pflanze individuell behandeln, durchgreifende Fortschritte erzielt. Der neue Condor nutzt das Stabi-loPlus-Fahrwerk und ist ab diesem Jahr mit mehreren Vorrichtungen ausgestattet, die eine erhöhte Applikationsgenauigkeit, eine Optimierung der Brühmenge sowie einen Zugewinn an Komfort und Zeit sicherstellen. Die Luftfederung des Fahrwerks gleicht Bodenunebenheiten aus und sorgt für maximale Stabilität des Fahrzeugs und des Spritzgestänges. Zudem ermöglicht es eine stufenlose hydraulische Einstellung der Spurenbreite, die direkt am Touchscreen angezeigt wird.
Intelligentes Kamerasystem
Das Kamerasystem AiCPlus wird im Abstand von jeweils drei Metern auf dem Spritzgestänge angebracht. Die Kameras erfassen die Höhe der Pflanzen und die Daten werden in Echtzeit analysiert. Das Prinzip beruht also auf der genauen Betrachtung jeder Pflanze, um Behandlungsprodukte entsprechend dem Bedarf anzuwenden. So erhalten beispielsweise bei der Applikation eines Wachstumsregulators kürzere Pflanzen eine geringere Dosis des Produkts als längere Pflanzen. «Pflanzen können auch identifiziert werden. Zur Distelbekämpfung in einer Zuckerrübenkultur wird die Behandlung gezielt auf die Disteln gerichtet, um bei minimalem Einsatz von Spritzbrühmengen maximale Wirkung zu erzielen», erklärt Thomas Minder, Produktmanager für Agrifac bei Serco Landtechnik in Oberbipp. Die erforderlichen Produktmengen können mittels DynamicDosePlus direkt appliziert werden. Die Neuheit dieses Systems besteht darin, dass der Behandlungsplan nicht ganzheitlich auf Ebene des Feldes oder einzelner Feldbereiche, sondern auf Ebene jeder einzelnen Pflanze umgesetzt wird. Ziel ist die Reduzierung der Spritzmittelmenge bei gleichzeitiger Optimierung des Ertragspotenzials.
Mischung der Spritzbrühe
SmartDosePlus ist ein System, das ein direktes Einspritzen der Pflanzenschutzmittel in die Spritzleitungen ermöglicht. Die Spritzmischung wird nur nach Bedarf bei der Ausbringung hergestellt. Der Wasserbehälter enthält somit nur sauberes Wasser. Nach Abschluss eines Spritzauftrags befindet sich die Restflüssigkeit im Spritzgestänge.
Diese bedarfsgesteuerte Zubereitung macht die Berechnung der benötigten Brühmengen überflüssig und verringert die verbleibende Restflüssigkeitsmenge. «Der Pumpensatz und die volle Balkenzirkulation verhindern die Bildung von Ablagerungen und ermöglichen eine unmittelbare Applikation über die gesamte Arbeitsbreite, ohne Spritzdreiecke entstehen zu lassen. Das saubere Wasser im Wasserbehälter vereinfacht zudem die Reinigung. Das System funktioniert allerdings nur mit Pflanzenschutzmitteln in flüssiger Form», erläutert Hansueli Reusser, Leiter bei Umatec in Domdidier.
Mit der Steuerung des Spritzvorgangs auf Ebene einzelner Pflanzen ist es schwierig, die benötigte Menge an Spritzmischung im Voraus zu bestimmen. Indes ist es nicht mehr notwendig, nachzufüllen und eine neue Mischung anzusetzen, um das Feld zu wechseln. SmartDosePlus ist dafür ausgelegt, die richtige Konzentration und Menge direkt beim Spritzen herzustellen, unabhängig davon, ob eine oder alle Düsen geöffnet sind.
Präzise Mengendosierung
StrictSprayPlus berechnet die Geschwindigkeit und die Austragsmenge für jede einzelne Spritzdüse. Auf der Grundlage dieser Werte ergibt sich dann für jede Spritzdüse der richtige Düsenaustrag. Der Durchfluss wird durch das Öffnen und Schliessen der Hochgeschwindigkeitsdüse reguliert (bis zu 100 Schaltvorgänge pro Sekunde).
Der endgültige Düsenaustrag wird über die Frequenz und das Verhältnis öffnen/schliessen der Düsen bestimmt mit immer gleichbleibender Tropfengrösse.
Höhenkontrollsystem
StrictHeightPlus ist das System zur Steuerung der Auslegerhöhe. Der J-Ausleger von Agrifac rollt frei auf einer sichelmondförmigen Aufhängung, die seine perfekte Balance sicherstellt. Das Konzept nutzt die variable Geometrie, um den Ausleger in jede Richtung verstellen zu können, ohne die Maschinenbewegungen zu übertragen. Vier Sensoren am Ausleger sorgen ebenfalls dafür, die gewünschte Distanz zu den Kulturen zu wahren. Eine präzise und konstante Einhaltung der Spritzhöhe gewährleistet eine regelmässigere Ausbringung des Pflanzenschutzmittels.
Steuersystem
Die Pflanzenschutzspritze ist mit dem Steuersystem EcoTronicPlus ll ausgestattet. Dieses Bedienungskonzept besteht aus einer Armstütze mit einem Joystick, der alle Funktionen enthält, die beim Spritzen benötigt werden. Ferner verfügt es über einen Touchpad, der das Einund Auszoomen einer Ansicht und das Wischen zwischen Anzeigen ermöglicht. Ein Ziffernblock erkennt zudem, wenn sich die Hand nähert, wodurch die wählbaren Optionen auf dem 26-Zoll-Touchscreen angezeigt werden.
Das neue Condor-Modell ist ein geballtes Bündel an Technologie und eine wertvolle Hilfe für eine präzise Produktapplikation. Sämtliche Systeme sind auf eine individuelle Behandlung jeder Pflanze sowie einen sparsamen Einsatz der Spritzmittel ausgelegt und sorgen für minimale Restmengen im Spritzgestänge. Die Bedienungselemente auf der Armstütze bieten ebenfalls verschiedene Innovationen wie die Möglichkeit, durch Wischen über den Zifferblock zwischen den gewählten Menüanzeigen zu wechseln.