Die Hauptbestäuber wie Hummeln oder Bienen sind seit langem dafür bekannt, Pollen zu sammeln und ihn durch Kontakt mit den Fortpflanzungsorganen der Blumen freizusetzen. Biologen konnten belegen, dass elektrostatische Kräfte eine wesentliche Rolle bei diesem für die sexuelle Fortpflanzung von Blütenpflanzen spielen.
Elf Arten auf fünf Kontinenten
Bei Schmetterlingen und Faltern (Lepidoptera) wurde diese physikalische Eigenschaft jedoch nicht untersucht, sagt der Biologe Sam England vom deutschen Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätswissenschaften. Im Gegenteil: «Lepidopteren wurde diese Rolle aufgrund wissenschaftlicher Arbeiten zum Teil abgesprochen, da sie hauptsächlich als ‹Parasiten› mehr nach Nektar aufnehmen als alles andere», so der Forscher.
Die von ihm in der Zeitschrift Interface der britischen Royal Society veröffentlichte Studie ist nun die erste, welche die elektrostatische Bestäubungsfähigkeit von Lepidopteren misst. Für seine Arbeit mass Sam England die Nettoladung von elf Schmetterlingsarten, die auf fünf Kontinenten heimisch sind.
Hundert Körner pro Sekunde
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die elektrische Ladung von Faltern und Schmetterlingen im Durchschnitt eine elektrostatische Kraft liefert, die ausreicht, um hundert Pollenkörner innerhalb weniger als einer Sekunde über eine Höhe von sechs Millimetern zum Bauch des Schmetterlings zu heben. Die Ladungskapazität der Schmetterlinge variiert je nach untersuchter Art.
Wechselspiel der elektrostatischen Kräfte
Die physikalische Grundlage dazu besagt, dass sich der Körper des Insekts durch die Reibung der Flügel mit der Luft elektrostatisch positiv auflädt. Da eine gute Menge des Blütenpollens negativ geladen ist, würde dieser natürlich zum Bauch des bestäubenden Insekts hingezogen, erklärt der Biologe Sam England vom deutschen Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätswissenschaften.
Da sich gegensätzliche Ladungen anziehen, würden die Pollenkörner auf natürliche Weise zum Bauch des bestäubenden Insekts hingezogen. Während ihres Transports zur nächsten Blume nähmen sie dann eine positive Ladung auf und würden schliesslich vom negativen elektrischen Feld dieser Blume wieder angezogen.
Quelle: SDA