Der Zellgehalt der Milch ist ein wichtiger Anhaltspunkt für die Qualität der Milch und die Eutergesundheit. Eine Kuh gilt nicht mehr als gesund, wenn der Zellgehalt in der Milch 150 000 Zellen pro Milliliter übersteigt. Ist diese Schwelle überschritten, weist dies auf eine Euterentzündung beim Tier hin.
Ziel der Forschungsarbeit
Im Rahmen einer Bachelorarbeit an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen wurden die Daten des Dienstes UFA Herd Support (UHS) von Tausenden Kühen untersucht, um potenzielle Einflussfaktoren auf den Zellgehalt der Milch zu bestimmen. Zudem wurde im Rahmen eines in drei Milchbetrieben durchgeführten Fütterungsversuchs die Wirkung des Bolus UFA Boli-Immun auf den Zellgehalt der Milch überprüft.
Die Wirkung von Antioxidantien auf den Zellgehalt
Kühe mit Mastitis weisen erhöhte Marker für oxidativen Stress auf, zugleich ist eine Minderung der antioxidativen Kapazität zu beobachten. Oxidativer Stress schwächt das Immunsystem des Tiers, wodurch die Kühe anfälliger für Entzündungen, namentlich des Euters, werden. Jegliche Art von metabolischem Stress kann oxidativen Stress fördern, beispielsweise wenn ein Energieungleichgewicht, eine Infektion oder ein Mangel an Antioxidantien vorliegt oder in der Übergangszeit beim Kalben.
Je mehr Laktationen ein Tier hinter sich hat, desto höher ist tendenziell der Zellgehalt der Milch.
Die im Bolus enthaltenen Elemente, namentlich Zink, Mangan, Selen sowie Vitamin E, spielen im Stoffwechsel alle eine Rolle als Antioxidantien. Diese Elemente unterstützen an Mastitis leidende Tiere und wirken sich positiv auf den Zellgehalt ihrer Milch aus. Dies konnte der Fütterungsversuch mit Boli-Immun bestätigen. Bei den Tieren, die den Bolus erhalten hatten, war der Zellgehalt in der Milch tendenziell niedriger. Es scheint, dass die Spurenelemente und das Vitamin E im Bolus das Immunsystem und den oxidativen Status des Tieres unterstützen.
Anzahl Laktationen – ein nicht zu vernachlässigender Faktor
Wie sich in dieser Studie gezeigt hat, ist die Anzahl Laktationen der einflussreichste Faktor. Je mehr Laktationen ein Tier hinter sich hat, desto höher ist tendenziell der Zellgehalt der Milch. Dies lässt sich dadurch erklären, dass das Immunsystem von Kühen infolge des kumulativen Stresses im Zusammenhang mit vorhergehenden Laktationen mit der Zeit schwächer wird, was das Tier anfälliger für Euterentzündungen macht und den erhöhten Gehalt an Zellen erklärt. Ausserdem steigt bei Kühen, die mehrere Laktationen hinter sich haben, die Wahrscheinlichkeit für eine chronische Mastitis. Der Unterschied beim Zellgehalt der Milch zwischen einer Erstlingskuh und einer Kuh in der siebten Laktation wird auf durchschnittlich 100 000 Zellen / ml geschätzt.
Der Einfluss hoher Aussentemperaturen auf den Zellgehalt
Die Analyse zeigt, dass der Zellgehalt der Milch mit dem Monat der Milchkontrolle variiert. Zwischen Juli und Oktober ist der Zellgehalt am höchsten, im Juli erreicht er einen geschätzten durchschnittlichen Spitzenwert von über 100 000 Zellen / ml. Dieser Höchstwert an Zellen fällt also mit den heissesten Monaten des Jahres zusammen. In diesen Monaten sind die Kühe Hitzestress ausgesetzt, was diesen erhöhten Zellgehalt der Milch erklären kann. Dieser Hitzestress beeinträchtigt die Fähigkeit des Tiers, seine Körpertemperatur zu regulieren, und zwingt es, seine Körperfunktionen anzupassen, um den Stress zu neutralisieren. Dies kann die Gesundheit beeinträchtigen, da die antioxidative Kapazität des Stoffwechsels reduziert und die Immunfunktion geschwächt wird, wodurch sich der Zellgehalt der Milch erhöht.
Im Oktober ist der Zellgehalt trotz kühlerer Temperaturen etwas höher als im Juni. Im Juni herrschen zwar höhere Aussentemperaturen, doch am Anfang des Sommers vertragen gesunde Tiere den Hitzestress noch besser. Im Oktober hingegen, nach einigen heissen Monaten, ist das Immunsystem der Kühe strapaziert und das Immunsystem braucht Zeit, sich vollumfänglich zu erholen. Im Hinblick auf eine gute Eutergesundheit ist es deshalb angezeigt, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um den Stress für die Tiere zu reduzieren, den Stoffwechsel zu entlasten und das Immunsystem zu stärken.