In der Galtphase regeneriert sich nicht nur das Euter, sondern der ganze Organismus einer Kuh. Gleichzeitig ist der Körper durch das heranwachsende Kalb und die drastischen Veränderungen im Stoffwechsel stark gefordert. Die Galtphase ist eine entscheidende Zeit, um Erkrankungen vorzubeugen und einen erfolgreichen Start in die bevorstehende Laktation zu gewährleisten. Eine angepasste Fütterung spielt eine zentrale Rolle, doch auch Faktoren wie ausreichende Platzverhältnisse, genügend Tageslicht, einwandfreie Hygiene, gutes Stallklima und stressarme Haltung sind wichtig.
Kondition und Energieversorgung der Galtkuh
Im Optimalfall startet eine Kuh mit einem Body Condition Score (BCS) von 3 bis 3,5 in die Galtzeit und behält diese Körperkondition bis zur Abkalbung. Während ein zu tiefer BCS zu reduzierter Milchleistung führen kann, begünstigt eine Verfettung Geburtsprobleme, Leberschäden oder Stoffwechselerkrankungen wie Ketose.
Eine Galtkuh muss uneingeschränkten Zugang zu qualitativ hochwertigem Futter haben, um den Verzehr und das Pansenvolumen aufrechtzuerhalten. Damit die Kühe den Pansen füllen können, aber nicht verfetten, hat sich beispielsweise eine Verdünnung der Grundration für laktierende Kühe mit qualitativ hochwertigem Stroh bewährt. In der Transitphase sollte die Galtkuh langsam energiereicher angefüttert werden, damit sich die Pansenflora auf das Startphasenfutter einstellen kann. Somit wird einer negativen Energiebilanz und einer Pansenübersäuerung nach der Geburt vorgebeugt.
Die Galtkuh soll frühzeitig an den Ort der Abkalbung eingestallt werden.
Korrekte Versorgung der Galtkuh
Nebst der Energieversorgung müssen auch die Mineralstoffe bedarfsgerecht ergänzt werden, um Milchfieber vorzubeugen. Der Kalziumstoffwechsel der Kuh wird während dieser Zeit stark beansprucht und kann durch verschiedene Managementanpassungen unterstützt werden. Eine Möglichkeit ist beispielsweise die Zufuhr von sauren Salzen im Zusammenhang mit einer tiefen Kaliumkonzentration im Futter. Wichtig ist auch eine ausreichende Versorgung mit Magnesium. Idealerweise wird die Galtration im Rahmen einer Futtermittelberatung betriebsspezifisch abgestimmt.
Das Spurenelement Selen ist für den Körper essenziell und sollte in der Schweiz unbedingt ergänzt werden. Unter anderem stärkt Selen das Immunsystem und reduziert das Risiko von Nachgeburtsverhalten. Auch das ungeborene Kalb profitiert von der Selenversorgung in der Galtzeit.
Des Weiteren hat eine hochwertige Galtfütterung einen positiven Einfluss auf die Kolostrumbildung. Bei mangelhafter Qualität des Futters kann die Zufuhr von Beta-Carotin zwei Wochen vor der Geburt die Kolostrumqualität verbessern. Damit das Kalb einen guten Immunschutz übers Kolostrum erlangen kann, sollte die Galtkuh frühzeitig an den Ort der Abkalbung mit seiner spezifischen mikrobiologischen Umgebung eingestallt werden.
Eine angepasste Haltung und gezielte Fütterung sind entscheidend für die Gesundheit von Galtkühen im Herbst und legen den Grundstein für eine erfolgreiche Laktation. Wird der richtige Zeitpunkt des Einstallens verpasst, muss die Galtkuh rund um die Geburt besser überwacht und intensiver versorgt werden, bei Bedarf mit tierärztlicher Unterstützung.