Die Schätzung des Magerfleischanteils (MFA) dient als neutrale Einstufung der Schlachtkörper. Proviande definiert den MFA als das Verhältnis zwischen dem Gewicht aller mit dem Messer erfassbaren quergestreiften roten Muskeln und dem Gewicht des Schlachtkörpers. Im Schlachthof wird der MFA geschätzt, indem die Dicke der Muskeln und des Specks an bestimmten Stellen des Schlachtkörpers gemessen wird. Ziel einer wirtschaftlichen Schweinemast ist es, dass ein möglichst grosser Anteil der Schlachtkörper im neutralen Bereich oder im Zuschlagsbereich liegt (siehe Tabelle). Die Bereiche können jedoch je nach Schlachthof leicht variieren.
Management anpassen
Mehrere Faktoren beeinflussen den MFA. Mit zunehmendem Alter und Gewicht steigt der Fettansatz im Verhältnis zum Proteinansatz, was zu einem höheren Fettanteil führt. Regelmässiges Wägen der Tiere hilft dem Mäster, den optimalen Schlachtzeitpunkt zu bestimmen. Durch das Einhalten des idealen Schlachtgewichts wird ein guter Magerfleischanteil gefördert. Auch das Geschlecht beeinflusst die Zusammensetzung des Schlachtkörpers. Kastraten setzen schneller Fett an als weibliche Tiere, was auf die hormonelle Steuerung des Stoffwechsels zurückzuführen ist. Ein geschlechtergetrenntes Mästen ermöglicht es, die Futterkurven entsprechend anzupassen. Dadurch kann das Verfetten der Kastraten durch eine restriktive Fütterung vermieden werden und das Potenzial der weiblichen Tiere wird durch eine intensivere Fütterung besser ausgeschöpft.
Durch das Einhalten des idealen Schlachtgewichts wird ein guter MFA gefördert.
Bei steigenden Temperaturen im Sommer sinkt der Energiebedarf für die Erhaltung, wodurch die Tiere aufgrund des Energieüberschusses mehr Fett ansetzen und der MFA sinkt. Durch gezielte Managementmassnahmen kann Extremtemperaturen bis zu einem gewissen Grad entgegengewirkt werden. Wichtige Voraussetzungen sind Sonnenschutznetze, eine korrekt eingestellte Lüftung und gut isolierte Ställe. Zur Abkühlung können zudem Erdwärmetauscher, Zuluftkühlung, Bodenkühlung, Vernebelungsanlagen und Einrichtungen wie Duschen oder Suhlen, die mit Feuchtigkeit auf das Tier einwirken, genutzt werden.
Eiweiss gezielt einsetzen
In der Schweiz werden hauptsächlich die drei Vaterlinien Premo, Duroc und Piétrain eingesetzt. Das genetische Potenzial dieser Rassen hinsichtlich Magerfleischanteil ist unterschiedlich – insbesondere der Duroc liegt hier noch etwas zurück. Die Fütterungsstrategie sollte daher an die jeweilige Rasse und deren Genetik angepasst werden. Die Phasenfütterung bildet die Grundlage, um den unterschiedlichen Proteinbedarf der Tiere optimal zu decken. Dabei unterscheiden sich die Futter in den verschiedenen Phasen vor allem im Verhältnis der Aminosäuren (AS) zum Energiegehalt (MJ VES). In der Vormast ist dieses Verhältnis höher, da in dieser Phase der Fleischansatz gebildet und daher mehr Protein benötigt wird. Mit zunehmendem Alter und Gewicht steigt der Fettansatz im Verhältnis zum Proteinansatz. Daher wird das Verhältnis von AS zu MJ VES im Mittel- und Endmastfutter schrittweise gesenkt. Wenn die Nährstoffbilanz des Betriebes es erlaubt, lässt sich der MFA durch einen längeren Einsatz von Vormastfutter tendenziell anheben, indem der Wechsel auf Ausmastfutter später als üblich erfolgt.
Fütterung der Rasse anpassen
Ein Versuch auf UFA-Bühl hat gezeigt, dass die Duroc-Genetik durch den Einsatz von Vormastfutter bessere Magerfleischanteile erzielt. Daher wird empfohlen, Vormastfutter mindestens bis zum 28. Tag einzusetzen, damit die Tiere ihr Wachstumspotenzial ausschöpfen können. Bei tiefem MFA sollte das Lysin-Energie-Verhältnis in der Ausmast überprüft werden. Auch die Fütterungsintensität und die Frage, ob ad libitum oder restriktiv gefüttert wird, spielen eine wichtige Rolle. Bei Premo und Duroc besteht bei Ad-libitum-Fütterung die Gefahr, dass die Tiere mit dem Futter mehr Energie aufnehmen, als sie benötigen – insbesondere gegen Ende der Mast. Daher ist bei diesen Rassen eine restriktive Fütterung mit einer definierten Futterkurve sinnvoll. Die Rasse Piétrain hingegen ist für eine intensive Mast, zum Beispiel Automatenfütterung, geeignet und profitiert von einer Ad-libitum-Fütterung.
Änderung im Bio-Schweinefutter ab 2025
Der Rohwarenmix für die Produktion von Schweinefutter mit 100 Prozent Bio-Rohwaren ist derzeit sehr eingeschränkt. Insbesondere die verdaulichen Aminosäuren sind stark limitierende Faktoren, da eiweisshaltige Rohwaren in Bio-Qualität fehlen. Dies beeinträchtigt die Leistung der Tiere und führt zu einem eher geringen Fleischansatz. Als Folge steigt der Fettanteil im Schlachtkörper und die Fettzusammensetzung ist ungünstig, was zu Abzügen im Schlachthof führt. Daher wird ab dem 1. Januar 2025 die Bio-Verordnung gelockert (vorbehaltlich des definitiven Bundesratsentscheids von Ende November) und die Verwendung von 95 Prozent Bio-Schweinefutter ist wieder erlaubt. Das schafft Möglichkeiten für die Verbesserung von Leistung und Fettqualität.