Das Jahr 2017 startete extrem frostig. Den strengen Januar haben wir zwar hinter uns, doch die tiefen Temperaturen bleiben für den Futterbau wohl nicht ohne Folgen, deren gänzliches Ausmass sich mit dem Vegetationsbeginn im Frühjahr zeigen wird.
Zu rechnen ist mit Auswinterungsschäden, insbesondere in Grenzlagen von Raygrasgebieten. Dort, wo die Schneedecke lange geschlossen blieb, konnten sich Mäuse ungestört vermehren. Dasselbe gilt für Schneeschimmel, der unter dem Schnee gute Bedingungen fand, um sich auszubreiten. Als weitere Konsequenz des kalten Winters ergibt sich eine langsamere Erwärmung der Böden, was eine verzögerte Mineralisierung der Nährstoffe mit sich bringt.
Die Schäden beheben
In diesem Frühjahr sind im Grünland Pflegemassnahmen wie Striegeln, Übersäen und Walzen besonders wichtig, um die Beeinträchtigungen des Bestandes, die durch die kalten Temperaturen entstanden sind, zu mindern. Striegeln sowie eine frühe Andüngung sind der Bestockung zuträglich. Eine Rückverfestigung vor Vegetationsbeginn durch Walzen behebt Auswinterungsschäden. Bei grösseren Ausfällen im Bestand sollte eine Übersaat vorgenommen werden, bevor sich dort unerwünschte Pflanzen ausbreiten.
Mineralische Andüngung
Erwärmen sich Böden im Frühjahr nur langsam, werden Bodenmikroorganismen später aktiv. Das heisst, somit werden auch Nährstoffe aus Hofdüngern und organischer Substanz im Boden nur zögerlich mineralisiert und pflanzenverfügbar. Um diesen Engpass an Nährstoffen im Frühjahr zu überbrücken, ist eine mineralische Andüngung – insbesondere in Form von Ammonium oder Nitrat – ratsam, damit eine zügige Entwicklung des Bestandes erreicht werden kann. Durch frühe N-Gaben wird vor allem das Wachstum der Gräser angeregt, denn diese wachsen bereits ab einer Bodentemperatur von 5 °C, während Klee und Kräuter erst ab 8 °C beginnen, sich zu entwickeln. Allgemein ist es von Vorteil, wenn Pflegemassnahmen und eine Andüngung möglichst frühzeitig erfolgen, damit sich Bestandeslücken rasch schliessen und sich eine stabile Grasnarbe bilden kann. So werden die besten Voraussetzungen für eine stabile und leistungsfähige Grasnarbe geschaffen.
Boden-pH optimieren
Die Nährstoffverfügbarkeit ist stark vom pH-Wert des Bodens abhängig. Der optimale pH-Wert liegt im neutralen Bereich zwischen 6.0 und 7.0. In landwirtschaftlich genutzten Böden ist der pH-Wert häufiger zu tief als zu hoch. In diesen Fällen kann der pH-Wert mit einer Kalkung angehoben werden, damit die Hauptnährstoffe wieder besser pflanzenverfügbar sind.
Insbesondere bei Schwemmlandböden, Auffüllungen und schwarzen Böden (Moorböden) kann es auch vorkommen, dass der pH-Wert über dem Optimum liegt. Bei hohen pH-Werten ist die Verfügbarkeit von Mikronährstoffen reduziert. Zudem wird P an Calcium gebunden und ist somit schlecht verfügbar. Hier empfiehlt es sich, schwefelhaltige Dünger zu verwenden, die eine saure Wirkung haben. Zum Andüngen im Frühjahr eignen sich beispielsweise Mg-Ammonsalpeter und für die Folgedüngungen Ammonsulfat oder Sulfamid.
Wichtige Massnahmen im Frühjahr:
- Walzen mindert Auswinterungsschäden
- Striegeln zur Förderung der Bestockung
- lückige Bestände übersäen
- N und P über schnellverfügbare Mineraldünger ergänzen (z.B. mit Nitrophos)
- auf eine ausreichende Schwefelversorgung achten (z.B. Gülleschwefel verwenden)
- falls notwendig, Boden-pH optimieren (pH 6 bis 7)
Ausgewogene Nährstoffversorgung
Entscheidend für die Produktivität eines Pflanzenbestandes ist nicht eine möglichst hohe Menge an Stickstoff, sondern ausschlaggebend ist vielmehr, dass die pflanzenverfügbaren Haupt- und Mikronährstoffe in einem ausgeglichenen Verhältnis vorliegen. Bei hoher Kaliverfügbarkeit im Boden wird die Aufnahme von Magnesium gehemmt (Kali-Mag-nesium-Antagonismus). Der durch einen Kali-Überschuss verursachte Magnesiummangel in der Futterpflanze führt schliesslich auch bei Tieren zu einem Mangel an Magnesium, was das Risiko einer Weidetetanie birgt. Um dies zu verhindern, sollte das Verhältnis K : Mg etwa 2 :1 betragen. Zur Magnesiumdüngung im Grünland eignet sich Kieserit, das neben Magnesium auch Schwefel enthält. In rindviehlastigen Betrieben, wo viel Rindergülle anfällt, kommt es häufig zu einem Kali-Überschuss in Naturwiesen, während im Acker Kali eher im Mangel ist. Hier sollte der Futterbau von Hofdünger entlastet werden, indem diese vermehrt auf dem Acker ausgebracht werden und im Grünland eine ergänzende mineralische Düngung mit Stickstoff und Phosphor vorgenommen wird, zum Beispiel mit Nitrophos. Die Verschiebung von Hofdünger in den Ackerbau hat auch den Vorteil, dass im Grünland Kapazität geschaffen wird für eine mineralische Andüngung im Frühjahr.
Bei Schweinegülle liegen die Kaligehalte tiefer als bei Rindergülle. In diesem Fall kann es erforderlich sein, Kali im Grünland mineralisch in Form von Kornkali zu ergänzen.
Ein wichtiges Hilfsmittel bei der Düngung sind Bodenprobenanalysen. Sie geben Aufschluss über den Versorgungszustand des Bodens und bilden damit die Grundlage einer ausgewogenen Düngung.
Schwefelbedarf decken
Nach Raps und anderen Kohlarten benötigt Grünland am meisten Schwefel. Mittlerweile kann der Schwefelbedarf im Futterbau kaum mehr über Einträge aus der Luft gedeckt werden. Daher ist eine Schwefeldüngung angemessen, um vor allem zu Vegetationsbeginn eine ausreichende Versorgung sicherzustellen.
Gülleschwefel bietet sich dafür an. Er wird in die Gülle eingerührt (0.5 bis 1 kg pro m 3 Gülle) und mit der ersten Düngergabe ausgebracht. Somit ist kein zusätzlicher Arbeitsgang erforderlich. Alternativ können im Feld granulierter Schwefel oder Kieserit (Mg-S) gestreut werden.
Überlegt vorgehen
Sämtliche Bewirtschaftungsmassnahmen im Futterbau sollten wohlüberlegt sein. Für eine gute Bestandesführung gilt es, zahlreiche Aspekte zu beachten, wie unter anderem Standort, Bodenverhältnisse, Nutzungsintensität, etc. Solche Überlegungen sind essentiell, denn schlussendlich dienen eine angepasste Düngungs- und Bewirtschaftungsstrategie dazu, das Potenzial der Grünlandfläche optimal zu nutzen.