Die Qualität von Gewächshausfolien konnte in der Vergangenheit entscheidend verbessert werden. Für den Gemüsebau wichtige Materialeigenschaften wie Transparenz, Festigkeit, Dehnung, UV-Stabilität, Lichtstreuung, thermische Eigenschaften und Oberflächenspannung stehen dabei im Mittelpunkt.
Extrem elastisch
Für einen Entwicklungssprung im Vergleich zu herkömmlichen Folien aus reinem Polyethylen (PE) sorgten die PE-EVA-Folien. Durch den Zusatz von Ethylenvinylacetat (EVA) werden diese Folien nicht nur geschmeidiger und flexibler. Je nach Gehalt an EVA wird auch die Durchlässigkeit für die Infrarot-Strahlung vermindert. Entsprechende Spezialfolien wie zum Beispiel die «Solar EVA 5» verfügen darüber hinaus über Bestandteile, die für einen hohen Anteil diffuser Strahlung sorgen. Das mindert die Verbrennungsgefahr bei den Kulturen und macht die Schattierung der Häuser oft unnötig. Im Sommer führen diese Folien zudem zu einer niedrigeren Temperatur von etwa 5 °C. Interessant ist auch die verminderte Durchlässigkeit für die Wärmestrahlung, was zu einer geringeren nächtlichen Abkühlung im Haus führt als bei normaler Folie. Pflanzen bleiben dadurch länger aktiv mit der Folge kürzerer Kulturzeiten und höheren Erträgen.
Aufgrund der verminderten Nachtfrostgefahr werden zudem die Heizkosten gesenkt. Ein ähnliches Produkt mit der Bezeichnung «Sun 5 Pro» gibt es auch von FVG. Hierbei handelt es sich um eine extrem reissfeste Folie. Die Reissfestigkeit soll sich vor allem in den Schwachstellen jeder Folie – den Falten – bemerkbar machen. Mit 180 my ist das Produkt dadurch auch etwas dünner konstruiert als die üblichen 200 my-Folien. Durch ihre hohe Elastizität geht die Folie laut Hersteller auch nach starkem Sturm oder bei Schneedruck in ihre Ausgangsstellung zurück. Die Lichtdurchlässigkeit ist aufgrund der geringeren Materialstärke um drei bis vier Prozent höher als bei anderen Folien.
Schattieren und Kühlen
Folien mit Beimischung von metallischem Kupferstaub sorgen für eine optimale Lichtstreuung. Aufgrund der Durchlässigkeit für die UV- B-Strahlung härten die Pflanzen besser ab und bilden verstärkt Anthocyane, was die Pflanzen optimal ausfärben lässt. Noch einen Schritt weiter gehen Interferenzfolien, denen als Zusätze Farbpigmente beigemischt werden, um vor allem in wärmeren Regionen Schattier- und Kühlungseffekte zu erzielen. Je nach Dicke und Farbe der Schicht wird die auftreffende Strahlung verändert. So führt Folitec als Antwort auf immer heissere Perioden die Gewächshaus folie «Luminance» im Sortiment. Sie besitzt die Eigenschaft, Infrarot-Strahlung zu mindern und den für Pflanzen nützlichen photosynthetisch aktiven Bereich zu erhöhen. «Luminance» wird als schattierende und kühlende Gewächshausfolie bezeichnet.
Folien als Strahlungsfilter
Um die Lebensdauer von PE-Folien zu erhöhen, werden Stabilisatoren zugesetzt, die den UV-Anteil des Lichtes herausfiltern. Das ist im Gemüsebau aber nicht erwünscht, denn UV-Licht führt zu positiven Eigenschaften wie kompakte, abgehärtete Pflanzen, intensive Farben und ausgeprägte Inhalts- und Geschmacksstoffe. Sogenannte PE-UV Folien lösen das Problem, indem sie Stabilisatoren besitzen, die dennoch einen grossen Teil der UV-Strahlung durchlassen. Die Weiterentwicklung dieser Folien führte zu den PE- Filterfolien.
Mit der Beimischung bestimmter Zusätze lassen sich einzelne Wellenlängen des Lichtes herausfiltern. Interessant ist dabei die Verschiebung in Richtung UV- B-Strahlung, was sich dann zur Wuchsregulierung einsetzen lässt.
Selbstreinigende Folien
Mit der «F-Clean»-Folie existiert seit einigen Jahren die Krönung aller Kunststofffolien, bestehend aus Fluorpolymeren (Ethylenund Tetrafluorethylen, kurz ETFE). Sie lässt mit bis zu 94 Prozent mehr Licht als Glas oder andere Kunststoffprodukte durch. Der Name ist bezeichnend: «F-Clean» ist aufgrund der niedrigen Oberflächenspannung selbstreinigend. Zudem besitzt sie hervorragende Antitropf-Eigenschaften. Kondensat bildet einen Film und tropft nicht ab. Neben der normalen, klaren Ausführung gibt es die Folie auch in diffuser Form. Sie eignet sich für lichtempfindliche Pflanzen, die im Sommer zu Verbrennungen neigen und bietet bei bedecktem Himmel eine höhere Lichteinstrahlung und bessere Lichtverteilung im Gewächshaus. Die «F-Clean»-Folie ist sicherlich eine der besten, die der Markt bietet. Allerdings kostet sie annähernd gleich viel wie Diamantglas. Für die Befestigung der sehr glatten Folie ist darüber hinaus eine spezielle Klemmtechnik erforderlich. Die Haltbarkeit des Materials hängt von der Folienstärke ab. Bei 60 Mikron soll sie zehn Jahre, bei 100 Mikron 15 Jahre lang halten. Dabei sollen Lichtdurchlässigkeit sowie die mechanische Belastung über die gesamte Zeit annähernd konstant bleiben.
Dieser Artikel ist im Original erschienen in der Publikation «Gemüsebau» 2017