Physikalische Verfahren der Saatgutbehandlung waren bis zur Einführung der chemischen Beizmittel die Standardmassnahme zur wirksamen Bekämpfung vieler Krankheiten. Ein wirkungsvolles Verfahren war die Heiss- und Warmwasserbehandlung. In Zusammenarbeit mit Agroscope und weiteren Fachstellen prüfte UFA-Samen Alternativen zur sicheren Aufbereitung von Getreidesaatgut. Seit 2021 können Betriebe Thermo-sem-Saatgut als Alternative zu chemisch gebeiztem Saatgut einsetzen.
Wirksamkeit auf der Kornoberfläche
Die Wirksamkeit der Saatgutbehandlung hängt insbesondere davon ab, wo der zu bekämpfende Schaderreger lokalisiert ist. Oberflächlich anhaftende Erreger sind mit einer Dampfbehandlung gut zu bekämpfen. Befindet sich der Erreger tiefer im Samen (wie beim Flugbrand), ist die Behandlung aufgrund der zu hohen Temperaturen mit Thermosem erheblich schwieriger oder sogar unmöglich. Zur alternativen Bekämpfung von Flugbrand braucht es in Zukunft weitere innovative und wirtschaftliche Lösungsansätze.
Ein Jahr wie dieses
Nachdem die Grundreinigung abgeschlossen ist, wird das Saatgut in Paloxen zwischengelagert. Anhand der vorgängigen Laboranalyse je Saatgutposten kann die Stärke des Pilzbefalles ermittelt werden. Aufgrund dieser Informationen wird die Intensität der Behandlung auf der Anlage eingestellt. In einem unbeständigen Jahr mit hohem Pilzdruck (wie in diesem Jahr der Fall) können Posten im IP-Suisse (ungebeizt) oder Bio-Anbau einzig mit dem Thermosem-Verfahren gereinigt und zertifiziert werden.
Dampf eignet sich für alle Anbaustrategien
Das Angebot an dampfbehandeltem Saatgut konzentriert sich zurzeit auf Winterweizen, Wintergerste und Triticale. Die einzelnen Sorten unterscheiden sich, wie auch im konventionellen und biologischen Saatgut, beim Ertrag, bei den agronomischen Eigenschaften und Krankheitsresistenzen. In einem Jahr mit optimalen Wetterbedingungen stellt Thermosem für alle Produktionsformen einen sicheren Schutz während der Jugendentwicklung der Pflanze sicher. Für Betriebe mit einer intensiven Fruchtfolgeplanung und schwierigen Saatbedingungen ist das chemisch gebeizte Getreidesaatgut aufgrund der bodenbürtigen Pilzkrankheiten nach wie vor zu empfehlen.
Die ersten drei Anbaujahre
Nach der Thermosem-Behandlung bestätigten die Keimfähigkeitstests von Agroscope eine hohe Keimfähigkeit. Allerdings wurde unter schwierigen Saatbedingungen ein etwas langsameres Auflaufen als bei chemisch gebeiztem Saatgut beobachtet. Im Jahr 2023 wurde auf einer Fläche von 5000 Hektaren bereits dampfbehandeltes Saatgut erfolgreich ausgesät.
Die aktuellen Thermosem Leader-Sorten
Winterweizen TOP Axen, Baretta, Cadlimo, Caminada, CH Nara, Diavel, Montalbano, Isuela
Winterweizen Bio Diavel, Montalbano, Rosatch
Winterweizen Klasse I Campanile, Hanswin
Wintergerste 6-zeilig KWS Orbit
Triticale Balino inkl. Bio
Getreidesaatguternte und Sortenversuche der Innovationsplattformen 2024
Die Saatgetreideannahme erstreckte sich von Anfang Juli bis Ende August. Das nasse Jahr prägte die Qualität des Getreides, insbesondere durch eine schwache Kornausbildung und das Auftreten von Pilzkrankheiten. Dies führte dazu, dass die Trieurausbeute im Durchschnitt um zehn Prozent niedriger ausfiel als in den Vorjahren. Zudem gab es deutliche Mengenund Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Saatgetreideposten. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass rund ein Drittel weniger Getreidesaatgut abgegeben wurde als im Vorjahr. Es wird erwartet, dass es bei einigen Sorten zu punktuellen Engpässen kommt, jedoch wird insgesamt genügend Saatgut zur Verfügung stehen.
Der Winterweizensortenversuch in Bünzen (AG) startete unter optimalen Saatbedingungen, doch der hohe Niederschlag von Oktober 2023 bis Juni 2024 führte zu extremem Krankheitsdruck, insbesondere durch Septoria tritici und Gelbrost. Aufgrund des konstant hohen Krankheitsdrucks wurde eine dreistufige Fungizidstrategie in der ÖLN-Variante gewählt. Im Juni brach das Blattwerk der Extenso-Variante zusammen. Dies spiegelte sich in den Erträgen und Hektolitergewichten wider, welche auf niedrigem Niveau waren. Im Bio-Weizenversuch in Zollbrück (BE) erschwerten auch anhaltender Regen im Herbst und ein später Beginn des Striegelns im Frühjahr die Unkrautbekämpfung und beeinträchtigten die Bestockung des Bestandes erheblich. Die extrem niedrigen Nmin-Werte deuteten auf einen Nährstoffmangel hin, der durch organische Düngung nicht ausreichend behoben werden konnte. Es empfiehlt sich, 2024 nicht als Referenzjahr für einen Sortenentscheid heranzuziehen.
Die Ergebnisse der Feldversuche von UFA-Samen können hier detailliert angeschaut werden.