Die Debatte über die vierte Verlängerung des Gentech-Moratoriums ist in vollem Gange. Seit seiner Gründung am 11. November 2021 bringt sich auch der Verein «Sorten für morgen» in die Diskussion ein. Er fordert, dass sich Politik und Gesellschaft offen und differenziert mit molekularbiologischen Methoden der Pflanzenzüchtung auseinandersetzen. Die herkömmliche Pflanzenzucht soll durch sinnvolle Züchtungsverfahren im molekularbiologischen Bereich, die kein artfremdes Erbgut in einen Organismus einfügen, ergänzt werden können. Die Mitglieder umfassen die gesamte Wertschöpfungskette der Land- und Ernährungswirtschaft – von der Produktion über den Handel bis hin zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Namhafte Mitglieder sind etwa der Schweizer Obstverband, Swisscofel, IP-Suisse, Coop, Migros – und eben auch die fenaco Genossenschaft.
Weshalb setzt sich die fenaco für neue Züchtungsmethoden ein? Michael Feitknecht, Leiter des Departements Pflanzenbau, erklärt: «Wir arbeiten schon seit vielen Jahren an diesem Thema und unterstützen seit 2015 die Professur für Molekulare Pflanzenzüchtung der ETH Zürich. Seit der Einführung des Moratoriums hat sich die Gentechnik enorm weiterentwickelt. Wir sollten die nächsten Jahre nutzen, um die Chancen und Risiken der neuen Züchtungsmethoden zu prüfen.»
Wichtig für die Schweizer Landwirtschaft
Die Schweizer Bevölkerung erwartet, dass die hiesige Landwirtschaft in Bezug auf nachhaltige Produktionsmethoden eine Vorreiterrolle einnimmt. Gleichzeitig müssen die Landwirtinnen und Landwirte die vom Markt nachgefragten Lebensmittel in der gewünschten Qualität, Menge und Konstanz produzieren können. Moderne Pflanzenzüchtungsmethoden spielen dabei eine zentrale Rolle. «Diese Methoden können uns helfen, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren oder besser mit den Folgen des Klimawandels umzugehen», betont Feitknecht. Die herkömmliche Pflanzenzucht werde weiterhin eine zentrale Rolle spielen. In Kombination mit den neuen Methoden liessen sich aber gezielter und schneller Sorten entwickeln, die robuster und leistungsfähiger sind. Damit können Ernteverluste durch Krankheit oder Witterung reduziert werden. «Kann die Landwirtschaft auf diese Vorteile verzichten?», fragt Feitknecht.