„Es bahnt sich eine Katastrophe an“, schreibt der Oberhallauer Pflanzenschutzberater Hansueli Graf in einem Mail am vergangenen Dienstag (06.07) an die Rebleute. Denn es sieht teilweise in einzelnen, auch konventionell behandelten, Rebenparzellen dramatisch aus. Hier zeichnet sich bereits jetzt ein Teil- oder gar Totalausfall als Folge des Falschen Mehltaus (Peronospora) ab. Seit kurzem habe der Befall des sichtbaren falschen Mehltaus an verschiedenen Orten, Lagen und Sorten an Trauben extrem zugenommen. Denn der weisse Pilzrasen auf der Blattunterseite hat nun auch die Trauben befallen.
„Die extreme Witterung als Ursache und verschiedene anderen Faktoren können noch nicht klar zugeordnet werden“, fügt Graf bei. Eine erste, zu spät erfolgte erste Behandlung, zu lange Intervalle, hoher Unterwuchs, dichte Traubenzonen oder auch die Applikationstechnik könnten mögliche Gründe sein.
Für viele Rebleute kam diese Meldung mit der aktuellen, seit mehreren Wochen anhaltenden nasswarmem Witterung, mit teilweise sehr hohen Niederschlagsmengen nicht überraschend. „Seit dem 19. Juni herrschten fast durchgehend Bedingungen für Boden- und Sekundärinfektionen“, ist im jüngsten Winerinfo für die Deutschschweiz zu lesen. „Aus dem ganzen Kanton erreichen uns Meldungen von Mehltauausbrüchen bis in die Traubenzone“, schreibt Beat Kamm, Präsident der Branchenverbandes Zürcher Wein (BVZW) in einer kurzfristigen Mitteilung an deren Mitglieder. „Wir haben bereits viele Telefone von verzweifelten Winzern“, sagte der Schaffhauser Rebbaukommissär Markus Leumann auf Anfrage.
Doch die jetzt fast explosionsartige Ausbreitung und der Befall der Trauben durch den falschen Mehltau war in den letzten Jahren kein Thema mehr. Sie erinnert aber an eine ähnlich Situation vor einigen Jahren in der Bündner Herrschaft, wo es regional sehr eingegrenzt zu einem massiven Befall mit zu einem Totalausfall kam. Aktuell ist auffällig, dass die Unterschiede und Stärke des Befalls bereits sehr kleinräumig sind. Rebbauern, welche praktisch im gleichen Zeitfenster die Behandlung mit den gleichen Mitteln durchgeführt haben, treffen unterschiedliche Schadbilder an. Innert weniger hundert Meter stellt man einem leichten bis zu einem Totalausfall fest.
Insbesondere erschwert oder verhindert die starke Nässe in Steillagen das Befahren der Rebparzellen für den notwendigen Pflanzenschutz. Dies ist zum Beispiel in Benken der Fall wo allein im Juni über 200 mm verzeichnet worden sind.
Krautfäule im Kartoffelbau
Analog zum Weinbau stehen auch die Kartoffelproduzenten unter Strom und es gibt tiefe Sorgenfalten. Denn wie der falsche Mehltau im Rebbau, ist die Bekämpfung der Krautfäule für sich bei solchem Sommerwetter eine grosse Herausforderung. Zudem hat das anhaltende nasse Wetter mit nassen Böden einen Pflanzenschutz teilweise verhindert oder massiv erschwert. Einige blieben beim Versuch gar in den Kartoffelparzellen stecken.
Quelle: Roland Müller