Das Raufutter macht den grössten Teil einer pferdegerechten Ration aus. Die Fütterungsempfehlung liegt bei rund 1,5 kg Raufutter pro 100 kg Körpergewicht und Tag.
Raufutter erfüllt zwei wichtige Funktionen für das Wohlbefinden von Pferden. Erstens wird das Tier durch die langen Fasern zum Kauen animiert. Dies sorgt nicht nur für Beschäftigung, sondern regt auch die Speichelbildung an, welche entscheidend für einen stabilen pH-Wert im Magen ist. Die zweite, nicht weniger wichtige Funktion von Raufutter ist die Stabilisierung der Verdauung. Mit über 50 Prozent am gesamten Verdauungstrakt sind beim Pferd der Blind- und Dickdarm die Drehscheiben, damit die Verdauung rund läuft. Die im Raufutter enthaltenen Rohfasern dienen den im Darm vorhandenen Mikroben als Nahrungsquelle. Sie schliessen die nur schwer verdaulichen Strukturen auf und bilden daraus kurzkettige Fettsäuren, die dem Pferd als Energiequellen dienen. Auch die produzierten wasserlöslichen Vitamine und einige herausgelöste Mineralstoffe können aufgenommen werden. Diese Vorgänge funktionieren jedoch nur, wenn die Mikroben kontinuierlich mit Fasern versorgt werden.
Heu ist das ideale Raufutter für Pferde.
Die Raufutterqualität ist für Pferde relevant
Ein für Pferde ideales Raufutter ist nicht zu kurz geschnitten und weist eine eher gröbere Struktur auf. Dementsprechend ist Heu das Raufutter der Wahl für Pferde. Heu von guter Qualität weist eine ausgewogene Zusammensetzung verschiedener Gräser auf, welche nicht zu tief geschnitten, bodengetrocknet und mit möglichst wenig Verunreinigungen eingelagert wurden. Zudem sollte das Heu staubarm sein und angenehm riechen. Ein weiteres Qualitätskriterium für die Eignung als Pferdefutter ist eine geringe Belastung mit Schimmelpilzen oder deren Giften, den sogenannten Mykotoxinen.
Raufutter für Pferde: Wissen, was man hat
Farbe, Struktur und Geruch lassen erste Rückschlüsse auf die Raufutterqualität zu. Trotzdem ist eine detaillierte Untersuchung der Raufuttervorräte zu empfehlen, bilden der Heustock oder die Haylageballen doch den Grundstock für die Fütterung während des Winters. Im Labor können die Nährstoffgehalte gemessen werden und es gibt Methoden, um die Art und Menge an unerwünschten Keimen oder Mykotoxinen zu bestimmen.
Idealerweise wird Raufutter für Pferde in der Mitte bis Ende der Gräserblüte geschnitten. Aufgrund der nassen Witterung und nur schlecht befahrbarer Böden konnte dieses Jahr vielerorts erst viel später geheut werden. Die kurzen Schönwetterfenster liessen in manchen Regionen jedoch die Produktion von Haylage zu.
Die ersten Resultate der UFA-Raufutteranalysen von der Ernte 2024 sind bekannt (siehe Kasten). Die Erkenntnisse zeigen den nationalen Trend, können jedoch je nach Region variieren.
Gibt es Alternativen zu Heu?
Bei knappen Raufuttervorräten oder Raufutter ungenügender Qualität lassen sich Heuersatzprodukte einsetzen. Dabei ist zu unterscheiden, ob das Heu komplett zu ersetzen ist oder lediglich ein Teil davon. Bei einem kompletten Heuersatz sind Produkte zu wählen, die lange Fasern enthalten. Auf dem Markt existieren sogenannte Bricks und Balls. Hauptbestandteil ist Heu, das während der Verarbeitung sorgfältig aufgeschüttelt, gereinigt und schonend gepresst wird. Dadurch sind diese Produkte staubfrei.
Eine detaillierte Untersuchung der Raufuttervorräte ist zu empfehlen.
Als Teilersatz von Heu können auch stärker bearbeitete Faserprodukte in Form von Würfeln, Cobs, Flakes oder Häckselgemischen eingesetzt werden. Ihr Hauptzweck liegt bei der idealen Versorgung der Mikroben im Blind- und Dickdarm für eine optimal funktionierende Verdauung. Aufgrund der nur kleinen Partikelgrösse werden diese Produkte aber eher zu wenig gekaut. Darum wird ein Einweichen vor dem Verfüttern dringend empfohlen.
Raufutterernte 2024
Die Resultate der bisher eingegangenen Dürrfutteranalysen weisen im Durchschnitt einen Rohproteingehalt von 100 g / kg TS und einen Rohfasergehalt von 279 g / kg TS auf. Der verglichen zu 2023 deutlich höhere Rohfasergehalt bestätigte somit den verspäteten Erntezeitpunkt. Beim Energiegehalt muss hingegen mit rund zehn Prozent tieferen Gehalten verglichen zur Ernte 2023 gerechnet werden. Für die Rohfaserversorgung der Pferde sind diese Werte ideal. Der übrige Nährstoffbedarf lässt sich mit einer entsprechenden Ergänzungsfütterung gut abdecken.
Bei der Haylage wurden die Bestände dieses Jahr aufgrund der angekündigten Regenperioden eher früh geschnitten. Dies führte zu geringeren Rohfaserwerten (Ø 220 g / kg TS) verglichen zur Ernte 2023 (Ø 265 g / kg TS). Beim Rohproteingehalt wie auch beim Energiegehalt wurden aber ähnlich hohe Werte gemessen wie letztes Jahr.
Die nasse Witterung mit kurzen Wärmeeinbrüchen führte in einigen Regionen zu einem erhöhten Risiko für Pilzbefall. Bei Verdacht auf Pilz- und Mykotoxinbefall muss deshalb unbedingt eine spezifische Analyse gemacht werden. In diesem Zusammenhang ist auch das Stroh zu erwähnen, welches dieses Jahr aufgrund des niederschlagreichen Sommers von unterdurchschnittlicher Qualität sein dürfte.