Die Karten beruhen auf Daten des von der WSL durchgeführten Landesforstinventars (LFI). Auf den 6500 LFI-Stichprobenflächen werden sämtliche Bäume und Sträucher erfasst. Allein mit den LFI-Stichprobenflächen können jedoch keine Aussagen über deren Vorkommen für die ganze Schweizer Waldfläche gemacht werden. Um hochzurechnen, was dazwischen wächst, verknüpften die Forschenden die LFI-Daten mit schweizweiten Karten zum Klima, zur Bodenbeschaffenheit und der Topographie mit einem statistischen Rechenmodell.
Dieses errechnet für jede Gehölzart die für sie geeigneten Waldstandorte und zeigt die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens in einer Karte mit einer Auflösung von 25 x 25 Meter an. Die Forschenden haben das Modell ausgiebig getestet, sprich mit Beobachtungen verglichen. Bei insgesamt 56 der 150 vom LFI erfassten Arten war die Vorhersage qualitativ gut genug, um Karten zu erstellen. Diese sind nun auf einem frei zugänglichen WebGIS-Portal abrufbar. Um Missverständnissen vorzubeugen: «Die Karte zeigt das potenzielle, nicht das tatsächliche Vorkommen von Arten an», sagt Andri Baltensweiler von der WSL-Forschungsgruppe GIS, der Projektleiter.
«Naturschutzfachleute, Förster und Ökologinnen haben die schweizweite Verbreitungskarte sehr begrüsst», sagt Baltensweiler. «Bisher waren Informationen zum potenziellen Vorkommen von Baumarten nur für einige Kantone vorhanden, welche zudem unterschiedlich erfasst worden sind.» Die Karten kamen bereits in Forschung und Naturschutz zum Einsatz:
- Ein Forschungsteam der ETH Zürich wendete sie für eine Studie zur Frage an, wo es geeignete Nistplätze für die Kiefernmauerbiene (Osmia uncinata) gibt. Diese lebt nämlich ausschliesslich in der Borke von alten Waldföhren. Deren Verbreitung ist somit für Schutzmassnahmen für die Art wichtig.
- WSL-Forschende verwendeten die Verbreitungskarte der Buche, um mit Hilfe von Satellitendaten die Schäden an Buchen durch die Trockenheit 2018 zu erfassen.
- Die Verantwortlichen des Projekts «Ökologische Infrastruktur Mittelland» (ÖIM), das die Vernetzung von natürlichen und naturnahen Flächen zum Ziel hat, konnte ökologisch wichtige Waldflächen identifizieren.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten könnten sein:
- Die Verbreitung von Heidelbeersträuchern kann auf potenzielle, schützenswerte Lebensräume für das Auerhuhn hinweisen. Ein WSL-Projekt hat gezeigt, dass im Jura und in den Voralpen die Vorkommen der seltenen Vögel an die der Heidelbeere gebunden sind.
- Für Allergiker kann die Verbreitung zum Beispiel von Birken von Bedeutung sein; für Forstleute die Vorkommen von Arten, die besonders gefördert werden sollen.
Neu lässt sich zudem dank der Lidar-Technologie auch die Waldstruktur flächendeckend in das Modell einbetten. Lidar (Light Detection and Ranging) kann mit Hilfe von Laserlicht die dreidimensionale Struktur des Waldes erheben. «Für jede Zelle weiss man nun, ob der Wald hoch oder niedrig, dicht oder locker ist», erklärt Baltensweiler. «Das hilft insbesondere bei der räumlichen Voraussage für lichtliebende Bäume oder Sträucher.»
Quelle: WSL