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Pflanzenbau

Unkrautbekämpfung – die grösste Hürde

Schweizer Bio-Zuckerrüben sind gesucht. Die Anbaubereitschaft ist allerdings gering, da der Arbeitsaufwand für die Unkrautbekämpfung deutlich höher ist als bei anderen Kulturen. Deshalb gibt es seit diesem Jahr eine Bio-Prämie, die den Anbau von Bio-Zuckerrüben attraktiver machen soll.

Bio-Zuckerrüben

Der Anbau von Bio-Zuckerrüben erfordert viele Arbeitsstunden für die Unkrautbekämpfung.

(Antonin Etter)

Publiziert am

Aktualisiert am

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsgruppe Extension Gemüsebau, Agroscope

Im Biolandbau sind lange Fruchtfolgen mit diversen Kulturen die Regel. Doch Zuckerrüben kommen darin nur selten vor. Dies hat vor allem einen Grund: der hohe Arbeitsaufwand für die Unkrautregulierung.

Geringe Anbaufläche

Nur wenige Bio-Landwirte bauen Zuckerrüben an. In der gesamten Schweiz sind es gerade mal elf Rübenpflanzer, die auf insgesamt 19 ha Bio-Zuckerrüben anbauen. Im Jahr 2017 wurden im Werk Frauenfeld insgesamt knapp 46 000 t Bio-Rüben verarbeitet; doch nur rund 1100 t davon stammten aus inländischer Produktion, der Rest wurde aus Süddeutschland importiert. Aus den 1100 t Rüben konnten rund 165 t Zucker gewonnen werden. Die Kampagne dauerte dieses Jahr vom 26. September bis zum 6. Oktober. Zuerst werden die Bio-Rüben aus Süddeutschland verarbeitet, dann die inländischen Rüben. Wenn die Kampagne der Bio-Rüben abgeschlossen ist, erfolgt im Anschluss die Verarbeitung der konventionellen Zuckerrüben.

Hoher Arbeitsaufwand bei der Unkrautbekämpfung

Zuckerrüben bringen Abwechslung in getreidereiche Fruchtfolgen. Die Rübe bevorzugt tiefgründige Böden; auf Staunässe reagiert sie empfindlich. Saure Böden mit einem pH-Wert unter sechs sind für den Anbau von Zuckerrüben nicht geeignet. Bei tiefen pH-Werten sind die Rüben anfälliger für Wurzelbrandpilze. Die Aussaat erfolgt im April, wenn der Boden schon erwärmt ist.

Für den Bioanbau steht derzeit nur eine Sorte zur Verfügung, die Samuela. Diese Sorte zeigt gute Toleranzen gegenüber der Blattfleckenkrankheit Cercospora und der Wurzelbärtigkeit (Rhizomania). Das Saatgut ist zwar konventionell und pilliert, aber ohne Farbstoff und ungebeizt.

Landwirt Eric Ménétrey aus dem Kanton Waadt ist einer der wenigen, die den Anbau von Bio-Zuckerrüben wagen. Dieses Jahr erntete er 20 t Zuckerrüben auf einer Fläche von 8000 m 2 . Auf 2000 m 2 konnten aufgrund von starker Verunkrautung die restlichen Rüben nicht geerntet werden. Die Zuckerrübenerträge im Bio-Anbau liegen in der Regel zwischen 40 und 50 t/ha.

Auf den Flächen von Eric Ménétrey wurde ein Feldversuch zur Unkrautbekämpfung durchgeführt. Der Versuch erfolgte in Zusammenarbeit mit dem waadtländischen Beratungsdienst Pro Conseils, mit mehreren Landwirten und mit dem Biologischen Beratungsdienst der fenaco in Moudon. Es wurden zwei Varianten getestet. Bei der ersten Variante wurde ein Durchgang mit dem Hackstriegel gemacht und zwei Durchgänge mit einem Hackgerät. Zusätzlich wurden etwa 200 Arbeitsstunden investiert für die manuelle Unkrautbeseitigung. Bei der zweiten Variante wurden ebenfalls einmal der Hackstriegel und zweimal das Hackgerät eingesetzt. Anstelle des Jätens von Hand wurde mehrere Male ein Unkrautschneider eingesetzt. Bei der Auswertung des Ertrags ergab sich, dass bei der ersten Variante 70 t/ha erzielt werden konnten, bei der zweiten Variante lediglich 30 t/ha. Es zeigte sich, dass es ohne manuelle Arbeit schwierig ist, die Unkräuter in den Griff zu bekommen. Die Bekämpfung der Unkräuter in der Reihe ist schwierig mit Maschinen, da die jungen Zuckerrübenpflanzen sehr empfindlich sind und wenn diese nicht gut verwurzelt sind, erleiden sie dabei grosse Schäden.

Im Allgemeinen gilt Getreide mit einer anschliessenden abfrierenden Zwischenbegrünung als eine gute Vorfrucht für Zuckerrüben. Ménétrey hingegen baut Zuckerrüben bevorzugt am Anfang der Fruchtfolge an, zum Beispiel nach zweijähriger Luzerne, da dann der Unkrautdruck am geringsten ist. Durch den hohen Arbeitsaufwand für die Unkrautbeseitigung ist die Rentabilität des Zuckerrübenanbaus für Ménétrey gering. Warum er es trotzdem macht? «Weil es für mich eine Herausforderung ist, die ich bewältigen möchte», lautet die Antwort des Landwirts.

Mit Krankheiten habe Ménétrey weniger Probleme als mit den Unkräutern. Dies komme daher, dass der Nährstoffinput eher gering ist und die Pflanzen daher weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge sind.

Wirtschaftlichkeit

«Es werden neue Bio-Zuckerrübenproduzenten gesucht», sagt Catherine Metthez von der Schweizer Zucker AG. Ein Projekt der Schweizer Zucker AG in Zusammenarbeit mit Bio Suisse und dem Schweizerischen Verband der Zuckerrübenpflanzer hat sich zum Ziel gesetzt, die Erntemenge an Knospe-Zuckerrüben auf 12 000 t pro Jahr zu steigern. Das entspricht einer Anbaufläche von etwa 200 ha. Um dieses Ziel zu erreichen, erhalten Knospe-Rübenproduzenten seit 2017 eine Labelprämie in Höhe von 30 Fr./t. Damit soll für die Biolandwirte der Anbau von Zuckerrüben attraktiver werden. «Der Anbau ist mit der Bio-Labelprämie wirtschaftlicher geworden», erklärt Andreas Messerli von Bio-Suisse. «Der hohe Arbeitsaufwand bleibt aber bestehen und ist für einige Betriebe eine Herausforderung.»

Catherine Metthez weist zudem darauf hin, dass die Nachfrage nach Schweizer Biozucker hoch sei und aktuell nicht gedeckt werden kann. Der Mehrpreis für den BioSuisse Zucker wird mit der Labelprämie vollständig an die Landwirte weitergegeben. Gemäss der Branchenvereinbarung 2018 beträgt der Richtpreis für Bio-Zuckerrüben 158 Fr./t, inklusive der Bio-Suisse Labelprämie bei einem Zuckergehalt von 16 Prozent. Liegt der Zuckergehalt tiefer, gibt es Preisabschläge, bei einem höheren Gehalt Zuschläge. 

Bio-Rübenpflanzer Eric Ménétrey

Der Hof von Eric Ménétrey liegt in Le Mont-sur-Lausanne (VD). Auf 28 Hektaren baut der Landwirt Brotweizen, Erbsen mit Hafer, Körnermais, Ackerbohnen, Kürbisse, Kunstwiese und Zuckerrüben (rund 1 ha) an. Eric Ménétrey hat sich für den Anbau von Bio-Zuckerrüben entschieden, da er sich gerne Herausforderungen stellt und seine langjährigen technischen Erfahrungen aus dem Gemüsebau, den er vor der Umstellung auf Bio betrieben hat, nun auf die Zuckerrüben anwenden möchte.

Die ökologischen Ausgleichsflächen hat Ménétrey als Ackerrandstreifen um seine Felder angelegt. Sie dienen als Erosionsschutz, als Habitat für zahlreiche Nützlinge und als physikalische Barriere gegenüber möglichen Einträgen von chemischen Pflanzenschutzmitteln.

Eric Ménétrey bedauert es, dass während der zweijährigen Umstellungsphase die Zuckerrüben nicht als Bio-Rüben abgenommen werden. Er glaubt, dass es für einen Landwirt schwierig ist, wenn er in der Umstellungszeit keine Zuckerrüben anbaut, später damit wieder anzufangen. Andere Kulturen seien finanziell interessanter und mit weniger Arbeitsaufwand verbunden, meint Ménétrey.

Nächstes Jahr wird der experimentierfreudige Landwirt Speise-Soja anbauen für die Tofu-Herstellung.

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