Fingerhirse ist eine Getreideart, die in gewissen Gebieten kultiviert wird. So findet sie sowohl als Tierfutter wie auch für die menschliche Ernährung Verwendung. Ihr Ursprung liegt in Afrika, von dort hat sie sich nach Indien, in den Sudan und allmählich auch in weiten Teilen Europas verbreitet. Borstenhirse hingegen stammt ursprünglich aus dem nördlichen Afrika und Amerika, aber auch aus Nordosteuropa. Sie ist keine Nutzpflanze, sondern gehört zu den Ruderalgesellschaften. Dies sind Pflanzengesellschaften, welche sich beispielsweise an ungenutzten Standorten von alleine ausbreiten.
Finger- und Borstenhirse sind wie Mais und Sorghum C4-Pflanzen, welche Trockenheit und hohe Temperaturen besser tolerieren können. Diese Hirsen kommen bis in eine Höhe von etwa 1700 m ü. M. vor. Sie lieben nährstoffreiche, warme und gut durchlüftete Böden, keimen ab einer Bodentemperatur von 15 °C und frieren im Herbst schnell ab. Ihr Potenzial zu versamen, ist enorm. Leider ist der Futterwert der ganzen Pflanze aber sehr gering und sie wird ungern gefressen. Beide Hirsearten sind mehrschnittig und bilden in jedem Aufwuchs keimfähige Samen.
Was die Verbreitung fördert
Lücken im Bestand sind eine Grundvoraussetzung, damit sich Hirsen entwickeln können. In der Jugendentwicklung sind sie konkurrenzschwach und brauchen für ihre Entwicklung viel Platz. Sie keimen erst bei hohen Temperaturen. In lückigen Beständen erwärmt sich der Boden jedoch früher und schneller als in geschlossenen Grasnarben. Viele oder zu viele Jahresnutzungen und damit kurze Schnittintervalle erhöhen die Bodentemperatur zusätzlich. So können bereits ab Mai optimale Keimbedingungen für Hirse herrschen. Durch das frühere Auflaufen verbleiben sie über längere Zeit im Bestand. Immer später auftretende Frühfröste im Herbst verlängern zusätzlich die Vegetationszeit. Je länger die Vegetationszeit, desto grösser ist das Samenbildungspotenzial. Bereits ab der zweiten Woche nach dem Schnitt haben sich keimfähige Samen neu gebildet.
Hirsen profitieren von anderen Unkräutern im Futterbestand.
Hirse profitiert zudem von anderen Unkräutern im Futterbestand wie Hirtentäschel oder Weiche Trespe. Diese beiden überwinternden, einjährigen Arten keimen im Herbst in den absterbenden Hirsestellen. Im Frühling schliessen sie den Bestand zügig und blühen vor den guten Futterpflanzen. Dadurch können sie bereits reife Samen bilden, die bei der Ernte des ersten Schnittes abfallen. Nach dem Frühlingsschnitt sterben die verbleibenden Pflanzen von Hirtentäschel und Weicher Trespe ab. Dadurch entstehen erneut offene Lücken, in denen sich wieder Hirsearten entwickeln können. So leben die Hirsearten in einer optimalen Symbiose mit dem Hirtentäschel und der Weichen Trespe.
Hirse zurückdrängen oder verhindern
Ist die Hirse erst einmal etabliert, wird es schwierig, sie zu dezimieren. Lücken mit guten Futterpflanzen zu füllen, ist hier die einzige Möglichkeit. Herbizide, Dün-ge- oder Nutzungsstrategien führen hingegen kaum zum nachhaltigen Erfolg. Die Lückenbildung in der Grasnarbe muss verhindert werden, indem die Nutzung auf die Witterung und den standortangepassten Pflanzenbestand ausgerichtet wird. Dabei ist vor allem auf hitze- und / oder trockenheitsverträgliche Arten zu setzen. Zu diesen Arten gehört vor allem eine Art nicht: das Raigras. Raigras ist intensiv nutzbar, aber weder besonders hitze- noch trockentolerant. Zudem erträgt Raigras das Befahren und Beweiden bei Nässe schlecht. Im Bestreben, eine möglichst gute Futterqualität zu erreichen, dürfen die Kreisläufe im Futterbau nicht vernachlässigt werden. Zu viele Jahresnutzungen, Befahren bei Nässe, Schneiden während Hitzeperioden, zu langes Weiden und Spätnutzungen im Herbst / Vorwinter sind Ursachen von Lücken und damit immer grösser werdenden Hirseanteilen.
Wie können Hirsebestände saniert werden?
Bei der Sanierung kann der Vegetationsverlauf der Hirse ausgenutzt werden. Hirse keimt Anfang Sommer, was im Vergleich zu anderen Unkräutern eher spät ist. Zudem bildet sie sich im kühlen Herbst sehr schnell zurück und überlässt schon ab dem Frühherbst viele offene Lücken. Ein Vorteil, der hinzukommt, ist, dass Hirsebestände nie verfilzen. Das bringt Sanierungsmöglichkeiten ab Mitte August mittels gezielter Übersaat; flach eingedrillt in den Boden. Eine Frühlingsübersaat macht an den sonnigen Hirsestandorten keinen Sinn, zu gross ist die Gefahr, dass die auflaufende Saat verbrennt.
Unser Tipp
Eine Herbstübersaat bei Hirsen durchführen
Hirse bildet nach der Schnittnutzung meist eine tellerbildende Rosette mit flach am Boden verlaufenden Trieben, die nicht ausgestriegelt werden können. Weil sich die Hirse im Herbst schnell reduziert, muss sie nicht vor der Übersaat vernichtet werden. Möglich sind Saaten mit einer Scheibenschar-Sämaschine. Diese durchschneidet mit ihren Säscheiben die Hirsetriebe und legt so das Saatgut 1 bis 2 cm in den Boden unter die Hirse. Dadurch kann die neue Saat im Schatten der Hirse auflaufen. Nach dem Absterben der Hirse wird sich die Neusaat ungehindert entwickeln, sofern mindestens ein Mähschnitt im Herbst und zwei frühe Schnitte im Frühling durchgeführt werden. Diese sind nötig, damit die auflaufende Mischung genügend Licht und Platz für ihre Etablierung erhält.