Der Vacherin Mont-d’Or AOP wird jeweils nur von September bis März im Waadtländer Jura und im Vallée de Joux produziert. Der Weichkäse wird zur Reifung mit einem Band aus Fichtenrinde aus der Region umspannt. Zum echten Vacherin Mont-d’Or AOP wird der Käse aber erst durch die einmalige Verpackung. Diese besteht aus Holzschachteln aus lokalem Fichtenholz. Die Herstellung dieser typischen Spezialität und deren Verpackung ermöglicht es der Branche, die Wertschöpfung ihrer Produkte zu steigern: Milchproduzenten, Käser und Affineure – so heis sen die Käseveredler – profitieren dadurch. Zudem bietet eine Werkstätte, die die Holzschachteln produziert, auch Arbeitsplätze in einer Randregion an.
Schachteln aus Schweizer Holz
Pascal Rachet leitet einen Forstbetrieb und eine Holzwerkstatt in Le Brassus. Das Dorf liegt im Vallée de Joux, nahe der Grenze zu Frankreich. Mitten im Herzen jener Region, wo der Vacherin Mont-d’Or AOP hergestellt wird.
«Jährlich werden in meiner Werkstatt aus knapp 600 m 3 Schweizer Holz die Schachteln für diese Käsespezialität hergestellt», erklärt Pascal Rachet anlässlich eines Besuchs in seiner Werkstatt. Seit sieben Jahren produziert er Schachteln, die er an acht Käser und Affineure ausliefert.
Die Schachteln können nicht im Voraus produziert werden, da diese sich mit der Zeit verformen würden. Anfangs zählte der Familienbe trieb zwei Personen. 2018 wurde eine GmbH gegründet. «Heute beschäftigen wir das ganze Jahre über vier Vollzeitmitarbeitende», sagt Rachet stolz.
fenaco Engagement
Seit 2015 arbeitet die fenaco Genossenschaft mit der Schweizer Berghilfe zusammen. Diese Partnerschaft wurde dieses Jahr für weitere fünf Jahre erneuert. Dank diesem Engagement konnte die fenaco bereits mehrere Projekte unterstützen, so zum Beispiel die Renovation der Fernwärmeanlage in Finsterwald (LU), der Neubau einer Käserei in Vissoie im Val d’Anniviers oder jüngst die Erweiterung von Pascal Rachets Werkstatt in Le Brassus im Vallée de Joux für die Herstellung von Holzschachteln für den Vacherin Mont-d’Or AOP.
Produktionsmenge verdoppelt
Nach der Pensionierung eines anderen Schachtelherstellers konnte Pascal Rachet neue Marktanteile gewinnen. Um die nötige Produktionsmenge zu erzielen, musste er aber seine Werkstatt ausbauen und neue Maschinen kaufen. «Mit den leistungsfähigeren Maschine können wir die tägliche Produktionsmenge verdoppeln», sagt Rachet.
Die neu gekauften Maschinen zur Fertigung der Verpackung für den Mont-d’Or stammen aus den 1940er Jahren. Die Maschinen sind gebraucht, denn sie werden heute nicht mehr hergestellt. «Nur mit Glück fanden wir diese Maschinen und erst noch in solch gutem Zustand», erklärt Rachet.
Finanzielle Unterstützung
Pascal Rachet konnte die Investitionen zur Vergrösserung seiner Werkstatt und zur Anschaffung der Maschinen nur dank der Unterstützung von fenaco Engagement und der Schweizer Berghilfe tätigen. «Mit fenaco Engagement fördern wir Projekte zur wirtschaftlichen Entwicklung von Landwirtinnen und Landwirten oder Unternehmen in Bergregionen», erklärt Geneviève Gassmann, Regionalleiterin fenaco Westschweiz und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung. «Dank der Partnerschaft zwischen der Schweizer Berghilfe und der fenaco Genossenschaft leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit und Erhaltung der Berggebiete», sagt Gassmann weiter. Gleichzeitig trage die Partnerschaft zur Sicherung von Arbeitsplätzen und zur Wertschöpfung in Regionen mit schwierigen Rahmenbedingungen bei. Dank dieser Unterstützung konnte Pascal Rachet zwei zusätzliche Mitarbeitende einstellen. «In dieser Saison werden wir im Vergleich zu den 500 000 Schachteln, die wir bislang fertigten, 800 000 Schachteln herstellen», erklärt Rachet.
Geneviève Gassmann, Regionalleiterin fenaco Westschweiz«Mit fenaco Engagement leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Bergregionen.»
Handarbeit bleibt
Es werden zwei Maschinen installiert: eine zum Einbrennen des Logos des Vacherinproduzenten auf dem Holzdeckel und die zweite zum Heften der Holzriemen, die den Schachtelboden umfassen. Ein erheblicher Teil der Montagearbeiten für die kleinen Schachteln wird automatisiert, hingegen erfordern die Vorbereitung der Schachtelböden, -deckel und Seitenbänder sowie die Bedienung der Maschinen nach wie Handarbeit.
Gegenwärtig stammt das Holz aus der Region. «Zum Verarbeiten der Stämme würde ich am liebsten mit einem lokalen Sägereibetrieb zusammenarbeiten. Oder ein Sägewerk und meine Werkstatt am gleichen Ort einrichten», erklärt Pascal Rachet beim Erörtern seiner Zukunftspläne.
Das Holz macht den Geschmack
Holz ist ein lebendiges Material. Und es ist essenziell für den einzigartigen Geschmack des Mont-d’Or. Die Bänder aus Fichtenrinde umspannen den Käse und geben ihm die typische Tanninnote. Nach der Reife im Keller, wird die Käsespezialität samt Rinde in die Holzschachteln von Pascal Rachet verpackt.
Für die Schachteln wird nur erstklassiges Holz ohne Astlöcher eingesetzt. Einige Tage nach dem Fällen der Bäume wird das Holz vorbereitet und anschliessend in den Kühlräumen neben dem Atelier gelagert. Auf diese Weise bleibt es biegsam für die weitere Verarbeitung. Die Ver packungs grösse ist abhängig vom Gewicht des handgefertigten Käses.
Das Unternehmen von Pascal Rachet hat über zwanzig Schachtelgrössen mit einem Durchmesser von 11 bis 30 cm im Angebot.
«Dank der Schweizer Berghilfe und fenaco Engagement konnte ich meinen Betrieb erweitern und neue Arbeitsplätze schaffen. Das ist alles andere als selbstverständlich für das Vallée de Joux, das auf rund 1000 Meter über Meer und in Grenznähe liegt», meint Pascal Rachet.
Auf ein Wort
Herzblut und Courage
Seit über einem halben Jahrzehnt ist die fenaco Partnerin der Schweizer Berg hilfe. Als passionierter Alpinist freut mich das besonders. Unsere Berge und die Landwirtschaft in den Bergzonen sind identitätsstiftend für die gesamte Schweiz.
Die Wertschöpfung hingegen wird mehrheitlich im schweizerischen Mittelland erwirtschaftet – auch in der Landwirtschaft. Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter in den Berggebieten haben es oftmals noch schwerer als ihre Kolleginnen und Kollegen im Flachland, finanziell auf einen grünen Zweig zu kommen. Nicht selten müssen sie sich dafür neu erfinden und ihren Hof gänzlich anders ausrichten. Dafür braucht es Kreativität, viel Herzblut und eine grosse Portion Courage. Und manchmal eben auch finanzielle Unterstützung.
«Es uns wichtig, dass unsere Beiträge langfristig Wirkung erzielen.»
Genau hier kommt das Engagement der fenaco ins Spiel. In Partnerschaft mit der Schweizer Berghilfe unterstützen wir gezielt Projekte, die der Landwirtschaft in den Bergzonen zugutekommen. Dabei ist es uns wichtig, dass unsere Beiträge langfristig Wirkung erzielen. Unsere Projekte sollen das Arbeitsplatzangebot und die Wertschöpfung in den Bergregionen stärken und den Erhalt der alpinen Kulturlandschaft fördern.
Das ist nachhaltig und ganz im Sinne unseres genossenschaftlichen Zweckauftrags.
Josef Sommer, Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Division LANDI