Die «letzte Meile» stellt im Foodservice-Markt den direkten Kontakt zur Gastronomie dar (siehe dazu auch das «Auf ein Wort» rechts). Die frigemo AG ist eine strategische Geschäftseinheit der fenaco Genossenschaft. Sie ist spezialisiert in der Herstellung von tiefgekühlten Früchten und Gemüsen sowie von frischen Salaten und Convenience-Produkten und verfügt über sieben eigene Handelsfirmen (Kellenberger Frischservice Zürich, Bonfrais Bongel Ecublens, Gourmador Zollikofen, Gourmador Unterseen, Marksteiner Basel, Michel Comestibles Unterseen und Krenger Uetendorf), mit welchen sie mit über 100 gekühlten LKWs die letzte Meile zu ihren Kunden abdeckt. In vielen Regionen der Schweiz wird diese Belieferung zusätzlich durch langjährige Depositäre sichergestellt. Die enge und gute Zusammenarbeit mit über 50 von diesen Depositären stellt einen wichtigen Erfolgsfaktor für die frigemo dar, wie Beat Wittmer, Vorsitzender der Geschäftsleitung der frigemo AG, im Interview sagt.
UFA-Revue: Herr Wittmer, wo liegt der Nutzen für die Schweizer Landwirte,wenn die «letzte Meile» in der Hand von frigemo bzw. der fenaco-LANDI Gruppe ist?
Beat Wittmer:
Der Mitgliedernutzen besteht ganz klar darin, dass wir mit der letzten Meile den Absatz der landwirtschaftlichen Produkte in der Schweiz langfristig sichern können. Wenn man selbst über die «letzte Meile» zum Kunden verfügt, kann man zudem die Lancierung von neuen Produkten und Dienstleistungen viel einfacher und effizienter umsetzen, als wenn man hierfür auf Dritte angewiesen ist. Ebenfalls sind wir durch die Nutzung des eigenen Kanals viel näher bei den Gastronomen, spüren den Puls des Marktes und können diese Erkenntnisse direkt in die Industrie und an die Produzentinnen und Produzenten zurückspielen. Der direkte Austausch mit den Endkunden hilft uns, Trends auf dem Markt frühzeitig zu erkennen und richtig darauf zu reagieren.
«Mit der letzten Meile können wir den Absatz von landwirtschaftlichen Produkten langfristig sichern.»
Beat Wittmer Vorsitzender der Geschäftsleitung, frigemo AG
Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Wittmer:
Mit der SV-Group, der grössten Personalverpflegungskette der Schweiz, konnten wir eine solche Zusammenarbeit realisieren. Wir haben eine Ausschreibung der SVGroup für die Belieferung mit IPSuisse Karotten gewonnen, da wir innerhalb der fenaco-LANDI Gruppe die ganze Wertschöpfungskette abdecken können. Auf speziellen Kundenwunsch werden mit den fenaco Landesprodukten bei den Landwirten IP-Suisse Karotten angebaut und geerntet. Küchenfertig gewünschte Karotten liefern die fenaco Landesprodukte an unsere Produktion in Zollikofen, wo diese geschält, weiterverarbeitet und verpackt werden. Unsere Handelsfirmen liefern die verarbeiteten sowie ganze Karotten direkt an die verschiedenen SV-Betriebe aus.
Für die Sicherstellung der «letzten Meile» zur Gastronomie sind regionale, leistungsfähige Depositäre von zentraler Bedeutung. Was sind die Hauptaufgaben von Depositären?
Wittmer:
Depositäre sind Grossisten, welche Hotels und Restaurants mit frischem Gemüse, Früchten, Fleisch, Fisch, Tiefkühlprodukten, Glacé und Getränken beliefern. Manche Depositäre haben sich auf eine Produktgruppe fokussiert: So gibt es beispielsweise Spezialisten für Tiefkühlprodukte, frische Früchte und Gemüse oder auch für Molkereiprodukte. Ihre hohe Dienstleistungsbereitschaft ist ein grosser Pluspunkt der Depositäre. Der Gastronom erwartet, dass sein Depositär immer alle gewünschten Produkte an Lager hat. Somit ist eine seiner Hauptaufgaben, jederzeit lieferbereit zu sein. Ausserdem möchte der Gastronom möglichst viele Artikel beim selben Depositär und möglichst kurzfristig bestellen können. Die Gastronomen benötigen täglich viel Ware, jedoch halten sie ihre eigenen Lagerbestände tief, um nicht unnötig Kapital zu binden. Daher beliefert der Depositär seine Kunden oft täglich – von montags bis samstags – mit den benötigten Gastroprodukten. Zudem wird in der Hochsaison wie auch zu speziellen Feiertagen, auf speziellen Kundenwunsch hin, auch am Sonntag geliefert.
Die frigemo arbeitet mit Depositären zusammen, kann aber bei manchen Gastronomen auch mit den eigenen Handelsfirmen die letzte Meile abdecken. Wie funktioniert diese Zusammenarbeit?
Wittmer:
Wir haben uns über die Jahre eine sehr gute Zusammenarbeit mit unseren Depositären erarbeitet. Sie sind wichtige Partner, da sie den persönlichen Kontakt zu ihren langjährigen Kunden pflegen – zu Kunden, welche wir durch unsere eigenen Handelsfirmen nicht erreichen. Diese Depositäre sind im regionalen Gastronomiemarkt bekannt. Sie kennen ihre «Beizer» gut und können auch bei kurzfristigen Anfragen oder Problemlösungen rasch reagieren. Als Hersteller ist uns diese Zusammenarbeit sehr wichtig, um den Zugang zu diesen regionalen Märkten zu halten. Ein Bündner Gastronom zum Beispiel kauft seine Ware mehrheitlich bei einem Depositär aus dem Bündnerland – so sind viele Kunden mit ihrem regionalen Lieferanten verbunden. Wir brauchen also diese regionalen Depositäre, um vor Ort gut vertreten zu sein.
Wie verläuft die Zusammenarbeit mit den Depositären? Wie überzeugen Sie diese davon, die Produkte der frigemo in ihr Angebot aufzunehmen?
Wittmer:
Die Verankerung unserer Produkte bei den Depositären beruht auf langjährigen Partnerschaften. Mit manchen arbeiten wir zum Teil seit über 30 Jahren zusammen. Der Depositär zählt auf unsere führende Position im Foodservice-Markt Schweiz mit unseren starken Marken (z.B. golden frites) und qualitativ einwandfreien Produkten, mit welchen er seine Kunden in der Region optimal bedienen kann. So haben wir eine gemeinsame, erfolgreiche Geschichte. Unsere eigenen Regionalverkaufsleiter besuchen ausserdem die verschiedenen Gastrobetriebe persönlich. Sie bieten eine qualitative Beratung, stellen Produktinnovationen vor, offerieren eine Verkostung, stellen Muster und Material für die Verkaufsförderung zur Verfügung. Diese verkaufsfördernden Massnahmen helfen dem Gastronomen, sein Restaurant erfolgreich zu betreiben und entlasten ihn auch bei gewissen administrativen Arbeiten. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass diese Produkte direkt über den regionalen Depositär bezogen werden können. So unterstützen wir unsere Depositäre und die Gastronomen können auf ihren gewohnten regionalen Partner zurückgreifen. Für alle eine Win-win-Situation. Die erfolgreiche gemeinsame Marktbearbeitung setzt viel Vertrauen voraus. Hier überzeugen wir mit guten Produkten, kompetenten Ansprechpartnern und einer hohen Lebensmittelsicherheit. Auf dem Markt sind laufend neue Produkte gefragt. Trends werden von uns aufgegriffen und wo möglich in die Produktentwicklung miteinbezogen. Der Depositär bekommt dadurch eine weitere Möglichkeit, sich mit neuen, innovativen Produkten bei seinen Gastronomen zu profilieren.
«Wir brauchen die regionalen Depositäre, um vor Ort gut vertreten zu sein.»
Beat Wittmer Vorsitzender der Geschäftsleitung, frigemo AG
Sind alle frigemo Handelsfirmen ehemalige Depositäre, welche von der frigemo übernommen wurden?
Wittmer:
Ja, die meisten sind ehemalige Depositäre, es gibt aber auch Ausnahmen. Das Unternehmen Krenger war ein ehemaliger Mitbewerber, welcher zu uns gestossen ist. Dieser Zukauf hat uns in der Region Bern/ Berner Oberland deutlich gestärkt.
Welche konkreten Mehrwerte konnten durch diese Übernahmen verzeichnet werden oder dienen diese vor allem der Absicherung der «letzten Meile»?
Wittmer:
Wir möchten mit unseren eigenen Handelsfirmen in den wirtschaftlich wichtigsten Gebieten der Schweiz vertreten sein. Dadurch können wir den nationalen Gastronomieketten ein Gesamtkonzept für die ganze Schweiz anbieten. So ist es möglich, dass die grössten Restaurantketten in der gesamten Schweiz zu einheitlich vereinbarten Konditionen, direkt bei ihrem regionalen Partner einkaufen können. Das heisst, sie werden national durch unseren KeyAccount-Manager betreut und können trotzdem regional einkaufen. Durch diese schweizweite Vernetzung ist uns eine konzeptionelle Kettenbetreuung möglich und wir können auf spezielle Kundenwünsche, wie eigene Salat- Kreationen oder Gemüsemischungen individuell eingehen. Der absolute Mehrwert ist es aber, dass wir durch die Sicherung der letzten Meile den Absatz aus unseren eigenen fenaco Produktionsbetrieben sicherstellen können. Wir können alles, was wir produzieren, auch über unsere eigenen Handelsfirmen verkaufen.