Einladende Fleischtheken mit saftigen Stücken, Auslagen mit knackigen Äpfeln, saftigen Birnen und frischen Salaten, ein breit gefächertes, duftendes Käsesortiment, hübsch dekoriert – die hohe Qualität von Schweizer Lebensmitteln wird vom Schweizer Detailhandel mit viel Aufwand zelebriert, um die Erwartungen der anspruchsvollen Konsumentinnen und Konsumenten zu erfüllen.
In einem krassen Gegensatz dazu stehen Nachrichten über Lebensmittelskandale, etwa Bilder von verletzten Tieren in schlechter Haltung, kontaminierte Eier oder Rückstände von verbotenen Pflanzenschutzmitteln in Früchten und Gemüse. Die Mehrheit der grossen Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre betraf Produkte aus ausländischer Herstellung, etwa die EHEC-Epidemie, «Fipro-nil-Eier» oder die Pferdefleisch-Lasagne. In der Schweiz konnten Skandale dieser Grössenordnung bisher vermieden werden. «Dies, weil die Produktionsstandards in der Schweiz hoch, die Rückverfolgung von Produkten gesichert und die Kontrollsysteme vergleichsweise engmaschig und konsequent sind», sagt Urs Vollmer, Mitglied der Geschäftsleitung der Frigemo AG. Umso mehr ärgert es Branchenteilnehmer, wenn Einzelfälle in der Schweiz für breite Schlagzeilen sorgen und damit das positive Image einer ganzen Branche aufs Spiel setzen – zum Beispiel im besonders sensiblen Bereich der Nutztierhaltung. Meinrad Pfister, Präsident von Suisseporcs, sagt dazu: «Es gibt leider immer noch Tierhalter, welche denken, sie könnten in uralten, dunklen Ställen etwas mauscheln und keiner merke etwas davon. Das ist eine Frechheit gegenüber all den korrekt arbeitenden Schweinehaltern, welche sich mit Herz und Verstand tagtäglich für das Wohl ihrer Tiere einsetzen.»
Allgemeinen Qualitätsstandard entwickelt
Um das positive Image von Schweizer Lebensmitteln möglichst zu bewahren und weiter zu stärken, haben verschiedene Unternehmen und Organisationen der Schweizer Landund Ernährungswirtschaft, darunter auch die fenaco Genossenschaft, einen allgemeinen Standard entwickelt. 2012 haben 119 Branchenteilnehmer diese Qualitätscharta unterzeichnet und sich dazu verpflichtet, nachhaltig, umwelt- und tiergerecht qualitativ hochwertige Nahrungsmittel zu produzieren. Die fenaco ist ausserdem Mitglied im 2016 gegründeten Verein Qualitätsstrategie, denn sie nimmt ihre Rolle als führende Schweizer Agrargenossenschaft in den Händen von Schweizer Bäuerinnen und Bauern ernst. «Uns ist es sehr wichtig, dass wir nicht nur von Qualität sprechen, sondern über Strukturen, Prozesse und Massnahmen verfügen, die Qualität ermöglichen und mit denen wir – wann immer möglich – die Vorgaben sogar noch übertreffen», sagt Urs Vollmer, Geschäftsleitungsmitglied der Frigemo AG. In allen Produktions- und Verarbeitungsbetrieben der fenaco- LANDI Gruppe – unter anderem für Fleisch, Eier, Getränke, Gemüse und Kartoffeln – wird grosser Wert auf den hohen Schweizer Qualitätsstandard gelegt. So erfüllen die verschiedenen Geschäftseinheiten über 60 Lebensmittelsicherheits- und Sozialstandards und halten sich an die Vorgaben von Labels und Zertifizierungen wie unter anderem ISO 22 000, ISO 9001, FSSC 22 000, BRC/IFS, IP Suisse, Suisse Garantie, TerraSuisse und Bio Suisse Knospe.
Die hohen Standards schützen allerdings nicht vollständig vor möglichen Lebensmittelskandalen, zum Beispiel ausgelöst durch unerwünschte Verunreinigungen in der Produktion. Um solchen Ereignissen vorzubeugen, wurde 2010 ein fenaco internes Kompetenz-Team Lebensmittel gegründet, kurz KTL, welches aus Fachleuten der einzelnen Unternehmen des fenaco Geschäftsfeldes Lebensmittelindustrie besteht. Ziel des KTL ist es, vorhandenes Wissen und Erfahrungen im Bereich Lebensmittelsicherheit, -krisenmanagement und Prävention auszutauschen, regelmässige Notfallübungen durchzuführen und Veränderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen zu diskutieren. «Dank des KTL kann vorhandenes Wissen vertieft, weitergegeben und für alle Produktionsstandorte nutzbar gemacht werden», sagt Urs Vollmer, Leiter des KTL.
Kein Erfolg ohne die Produzenten
Den Grundstein für qualitativ hochwertige, sichere und gesunde Schweizer Lebensmittel legen die Schweizer Bäuerinnen und Bauern selber. «Wir sind darauf angewiesen, dass wir die vom Regulator und immer mehr auch von den Konsumentinnen und Konsumenten geforderten hohen Ansprüche gemeinsam, in verbindlicher Partnerschaft mit den Produzenten, erfüllen können», sagt Urs Vollmer. Um eine möglichst gute Unterstützung anbieten zu können, verfügen viele Unternehmen der fenaco-LANDI Gruppe über Beratungsteams – zum Beispiel das Eierhandelsunternehmen EiCO. «Wir begleiten und beraten die Landwirte bei allen Fragen», sagt EiCO-Chef Hannes Messer. «Die Übernahme von hochwertigen Eiern aus gut geführten Legehennenbetrieben ist für uns im Wettbewerb um Absatzkanäle im Schweizer Detailhandel matchentscheidend, weshalb wir den Produzentinnen und Produzenten unsere Unterstützung gerne anbieten.»
Charta zur Qualitätsstrategie
Die Charta basiert auf der Erkenntnis, dass eine gemeinsame Qualitätsstrategie alle Akteure der Wertschöpfungskette im Wettbewerb stärkt und hilft, neue Herausforderungen als Chance zu nutzen. Sie legt breit abgestützte Werte fest, welche die Basis für die Weiterentwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft für die Zukunft schaffen. Auf dieser Grundlage sollen die Qualitätsführerschaft der Schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft sichergestellt, weiter ausgebaut und Marktoffensiven intensiviert werden. Gelebte Partnerschaft schafft Mehrwerte für alle.
Quelle: www.qualitaetsstrategie.ch
Nicht auf Fehlverhalten anderer setzen
Obwohl Lebensmittelskandale grundsätzlich negativ behaftet sind, können sie – sofern sie sich im Ausland ereignen – indirekt zur Förderung von Schweizer Lebensmitteln beitragen. «Es wäre jedoch keine erfolgreiche Strategie, auf Fehlverhalten anderer Akteure zu setzen», ist Urs Vollmer, Leiter KTL bei fenaco, überzeugt. «Alle Akteure innerhalb der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft sind angehalten, das positive Image von Schweizer Lebensmitteln mit Konsequenz und Sorgfalt zu erhalten und zu fördern. Die fenaco hat beispielsweise nach dem Fipro-nil-Skandal bei Importeiern beschlossen, im Volg und bei Eiermaa nur noch Schweizer Eier zu verkaufen.» Strenge Vorgaben bei den Haltungsbedingungen von Nutztieren, ein zunehmend begrenzter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Anforderungen an eine ressourcenschonende Produktion und Verarbeitung etc. stellen die Land- und Ernährungswirtschaft vor neue Herausforderungen, die nur gemeinsam bewältigt werden können.