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fenaco-LANDI

Mehrwert von Schweizer Lebensmitteln steigern

Vor einem Jahr ist die fenaco Genossenschaft mit Agroscope eine Forschungskooperation eingegangen, mit dem Ziel, Mehrwerte für Schweizer Landwirtschaftsprodukte zu generieren. Die erste Zwischenbilanz zeigt, dass diese Kooperation bereits wichtige Erkenntnisse hervorgebracht hat.

Karotten

Eines der drei Hauptprojekte: Steigerung der Produktqualität von Schweizer Karotten.

(Fotolia)

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ehemalige Mitarbeiterin UK fenaco

Mit der im Oktober 2016 gestarteten Kooperation von Agroscope und fenaco unter dem Titel «Mehrwert Schweizer Landwirtschaftsprodukte» sollen Forschungsresultate zu Innovationen in der Praxis führen. Dabei sollen Produktionsverfahren so verbessert werden, dass die Konsumentinnen und Konsumenten auch in Zukunft von Schweizer Landwirtschaftsprodukten überzeugt sind. Zudem geht es darum, Potenziale in der Produktion oder Verarbeitung zu identifizieren, um Schweizer Lebensmitteln neue Wettbewerbsvorteile zu verschaffen oder diese zu stärken.

Drei Projekte im Fokus

Die ersten drei gemeinsamen Hauptprojekte im Rahmen der Forschungskooperation sind: Alternative Saatgutbehandlungsmethoden, Steigerung der Produktqualität von Schweizer Karotten und Reduktion der Pflanzenschutzmittelrückstände bei Äpfeln. Weitere Projekte sind in Planung.

Alternative Saatgutbehandlungsmethoden

Saatgut verschiedener Getreidearten, darunter auch Weizen, wird als Vorsorgemassnahme gegenüber samenbürtigen Erregern wie Schneeschimmel oder Stinkbrand oft mit chemisch-synthetischen Wirkstoffen gebeizt. Diese Wirkstoffe sind zwar wirksam, belasten jedoch die Umwelt. Im Rahmen des nationalen Aktionsplans zur Risikoreduktion von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft und zur Förderung der Aussaat unter Bio-Bedingungen produziertem Saatgut könnten thermische Saatgutbehandlungen eine vielversprechende Alternative sein.

Ein thermisches Verfahren, welches unter dem Namen ThermoSeed ® bekannt ist, wird in Schweden bereits seit mehreren Jahren grosstechnisch eingesetzt. Dieses Verfahren verwendet heisse Luft mit hoher, relativer Luftfeuchtigkeit und ist zur Verwendung an Getreidesaatgut und an Kartoffelpflanzgut patentiert. Hingegen muss bei diesem Verfahren jede Saatgutpartie vor der Behandlung einer Voruntersuchung unterzogen werden, um die geeigneten Behandlungsparameter zu ermitteln.

Für den Biolandbau stehen im Saatgutbereich weniger Behandlungsmethoden als im konventionellen Landbau zur Verfügung. Bestehende Forschungsergebnisse bestätigen, dass eine Dampfbehandlung sowie auch die Warmwasserbehandlung für Weizensaatgut geeignet sind, indem der samenbürtige Befall mit Schneeschimmel oder auch Flugbrand vermindert wurde. Viele Landwirte erwärmen ihr Saatgut selbst, um Schimmel und Pilzen vorzubeugen. Diese thermischen Behandlungen sind sehr risikobehaftet, da durch die Wärme die Keimfähigkeit der Körner zerstört werden kann. Ebenfalls eine Herausforderung stellt die teilweise nötige Rücktrocknung dar, welche sehr energieintensiv ist.

Mit Agroscope erforscht die fenaco nun die Möglichkeiten, diese thermischen Saatgutbehandlungen als Dienstleistung für Landwirtinnen und Landwirte anzubieten und ihren Mitgliedern so diesen risikoreichen Zusatzaufwand abnehmen zu können. Das Ziel ist, in der Schweiz das Verfahren einer effizienten thermischen Behandlung von Getreidesaatgut weiterzuentwickeln und zur Praxisreife zu bringen. Erste Evaluierungen wurden von Agroscope in Zusammenarbeit mit Ingenieuren der FH Nordwestschweiz, Hochschule für Technik, durchgeführt. Auf diesen Arbeiten soll in den kommenden Jahren aufgebaut werden.

Steigerung Produktqualität Karotten

Die Anforderungen der Konsumenten, der Lagerhalter und des Detailhandels an die Karottenqualität sind hoch. Neben dem guten Geschmack ist die lange Haltbarkeit ein wichtiges Qualitätskriterium. Im Karottenanbau sind bodenbürtige Krankheiten, welche zu einer geschmacklichen Beeinträchtigung und zu einem vorzeitigen Verderb während der Lagerung führen, ein bekanntes Problem. Bei anderen Kulturen liegen Erfahrungen vor, dass solche Krankheiten durch die Anwendung von natürlichen Gegenspielern (Antagonisten) unterdrückt werden können.

Einen wesentlichen Anteil dieses Forschungsprojektes nimmt daher die Optimierung des Einsatzes solcher Antagonisten ein. Ebenfalls eine grosse Herausforderung ist die Bekämpfung von Blattkrankheiten. Es bestehen Unsicherheiten hinsichtlich einer optimalen Fungizidstrategie. Damit der Fungizideinsatz auf ein Minimum bei dennoch guter Wirkung reduziert werden kann, werden unter Praxisbedingungen alternative Strategien geprüft.

Erste Untersuchungen unter Laborbedingungen wurden durchgeführt und ebenso Karotten und dessen Kraut von Praxisflächen im Labor analysiert. Hierbei wurden verschiedene neue, im Schweizer Karottenanbau bisher unbekannte Krankheitserreger identifiziert. Zurzeit laufen Feldversuche auf vier Parzellen der fenaco und zwei Parzellen von Agroscope. Die Resultate hieraus werden nach dem Ende der Lagersaison im nächsten Frühjahr vorliegen und in die Planung der nächstjährigen Folgeversuche einfliessen. Erste Schlussfolgerungen können nach einer zweiten Versuchsserie im Jahre 2018 gezogen werden.

Schweizer Äpfel natürlich!

Die Forschungsgruppe will in den Produktionsmethoden von Kernobst proaktiv sein, um Rückstände von konventionellen Pflanzenschutzmitteln auf Äpfeln zu reduzieren respektive ganz zu eliminieren. Dies auch, um Antworten auf Herausforderungen zu finden, welche sich in Zusammenhang mit dem Aktionsplan Pflanzenschutz ergeben, und der steigenden Erwartungshaltung der Konsumentinnen und Konsumenten weiterhin gerecht zu werden. Für erste Ergebnisse ist der bisherige Forschungszeitraum noch zu kurz. «Wir kommen bei diesem Projekt aber sehr gut voran», sagt Andreas Naef, Forschungsgruppenleiter Extension Obstbau bei Agroscope. «Bei Feldversuchen sagen wir aber ‹Ein Jahr ist kein Jahr›und auch bei Laborarbeiten sind Wiederholungen für seriöse Aussagen nötig.» Kommu nizierbare Forschungsergebnisse werden voraussichtlich Ende 2019 vorliegen. 

Pflanzenzüchtungs-Professur an der ETH
Seit 2016 unterstützt die fenaco Genossenschaft die gemeinsam mit Agroscope etablierte ETH-Professur für Molekulare Pflanzenzüchtung mittels Donation an die ETH Zürich Foundation. Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft braucht es neue Pflanzensorten, die auch bei sich ändernden klimatischen Bedingungen und mit möglichst wenig Dünger und Pflanzenschutzmitteln hohe Erträge liefern. Die Züchtung solcher Sorten ist allerdings zeitintensiv. Moderne Methoden der Molekularbiologie, Genetik und Genomik bieten die Möglichkeit, den Züchtungsprozess effizienter zu gestalten. Solche Methoden entwickelt Prof. Dr. Bruno Studer mit seiner Gruppe Molekulare Pflanzenzüchtung.

Ein Schwerpunkt in Studers Forschung ist die genetische Beschreibung von Reproduktionseigenschaften, wie der Selbstinkompatibilität oder die männliche Sterilität bei Futtergräsern. Durch die gezielte Nutzung dieser Mechanismen könnte man die Befruchtung innerhalb von Züchtungspopulationen steuern, ohne dabei die genetische Vielfalt zu schmälern. Dadurch liesse sich der Ertrag von Futtergräsern deutlich steigern und deren Qualität verbessern. Voraussetzung dazu sind effiziente Methoden, die den Züchtern Auskunft geben, welche Pflanzen sich miteinander kreuzen lassen. Hier konnte Professor Studer mit seiner Gruppe wichtige Forschungskenntnisse gewinnen, welche mit dem «Günter & Anna Wri-cke»-Preis 2016 ausgezeichnet wurde. Der Forschungspreis wurde seit seiner Gründung im Jahr 2009 zum dritten Mal an einen herausragenden Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der angewandten Genetik und Züchtungsforschung vergeben. «Ich bin überzeugt, dass eine starke Schweizer Pflanzenzüchtung massgeblich dazu beitragen kann, nachhaltig und effizient Lebens- und Futtermittel produzieren zu können», fasst Professor Studer seine Motivation zusammen.

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