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Landtechnik

Abdriftminderung bei der Applikation

Die Abdrift von Pflanzenschutzmitteln kann insbesondere zur Verschmutzung von Gewässern oder Phytotoxität in benachbarten Kulturen führen. Es gibt Methoden zur Minderung des Abdriftrisikos, die in der aktuellen Gesetzgebung im Hinblick auf die Reduktion der Umweltauswirkungen und die Verbesserung des Images der Landwirtschaft bevorzugt werden.

Spritzbalken

Die Höhe des Spritzbalkens sowie die Pendelung auf beiden Seiten werden mit Hilfe von Sensoren gesteuert.

(Berthoud)

Publiziert am

Aktualisiert am

Redaktor, UFA-Revue

Die Spritzapplikation ist ein wichtiger Schritt im Bereich des Pflanzenschutzes. Für eine optimale Wirkung muss das Produkt möglichst präzise verteilt werden. Das erfordert einen einwandfreien Zustand des Geräts und passende Düsen ohne übermässige Abnutzung.

Pufferzone

Das Bundesamt für Landwirtschaft hat «Weisungen betreffend der Massnahmen zur Reduktion der Risiken bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln» veröffentlicht, insbesondere bezüglich der Risiken durch Abdrift und Abschwemmung zur Verhinderung der Beschädigung von Flora und Fauna in der Umgebung. Gemäss der Gesetzgebung muss bei der Behandlung der Kulturen entlang von Oberflächengewässern eine unbehandelte Pufferzone eingehalten werden. Diese Zone ist für jedes Pflanzenschutzmittel (PSM) einzeln definiert und muss auf den Verpackungen angegeben sein. Je nach produktspezifischem Risiko müssen Abstände von sechs, 20, 50 oder 100 m eingehalten werden.

Die Abdrift ist der Anteil der Spritzbrühe, der aus ganz feinen Tröpfchen besteht und ausserhalb der behandelten Zone angelagert wird. Als Abschwemmung wird der Transport von Pflanzenschutzmitteln aus der Parzelle heraus durch Niederschläge nach dem Ausbringen bezeichnet.

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Die ganze Bedienung zur Auffüllung und Vorbereitung der Spritzbrühe wird auf der linken Seite getätigt.

(Jean-Pierre Burri)

Anwendungsqualität

Die Breite der unbehandelten Pufferzone kann je nach Wahl der Düsen reduziert werden. Eine relativ umfassende offizielle Tabelle (JKI-Düsentabelle) mit einem Punktsystem dient als Referenz für Abdriftminderung, die mit dem Einsatz vieler Düsen erreicht werden kann. Durch ein vereinfachtes Vorgehen können mittels Wahl der Düsen und Einhalten der Druckgrenzwerte, der Gerätschaften und der Massnahmen, die auf die Parzelle abgestimmt sind (siehe Tabelle), bis zu drei Punkte eingeholt und eine Reduktion der Pufferzone erreicht werden.

In der Praxis hängt die Qualität der Verteilung der Spritzbrühe zu einem grossen Teil von den Düsen ab. Zu beachten sind folgende Kriterien: Düsentyp, Druck, Abstand, Sprüh winkel, Verteilqualität sowie Ausstoss. Bei den konventionellen Spritzmethoden sind eine der Schwierigkeiten auf dem Feld die sehr begrenzten Geschwindigkeitsstufen, die für eine gleichmässige Verteilung und Tropfengrösse sorgen.

Pulsation-Spritzapplikation

Die Firma Berthoud bietet ein Frequenz-Spritzverfahren an. Bei diesem System ist jede Düse mit einem Magnetventil ausgestattet, das die regulierbare Öffnungs-/Schliesszeit der Düse regelt. «Innerhalb eines Arbeitsgeschwindigkeitsbereichs von 70 Prozent (5 bis 15 km / h) wird ein Durchfluss proportional zur Geschwindigkeit bei gleichbleibendem Druck gewährleistet», erklärt Patrick Michel, verantwortlicher Verkaufsberater der Firma Fischer in Collombey. «Die Durchflussregelung wird durch die Öffnungs- und Schliesszeit der Düsen reguliert. Der konstante Druck gewährleistet eine gute Spritzqualität durch die Bildung von Tropfen in idealer Grösse, was vor allem mit Injektordüsen zu einer Abdriftminderung führt», erläutert Michel weiter.

Spraytronic

Das Frequenz-Spritzverfahren Spraytronic ist zurzeit für das Anhängemodell Vantage und die selbstfahrende Raptor-Spritze der Marke Berthoud verfügbar. Der Lohnunternehmer Philippe Glauser aus dem waadtländischen Ependes ist neulich von seiner Selbstfahrspritze auf einen Raptor mit Frequenz-Spritzverfahren umgestiegen.

Diese Maschine ist mit einer verstellbaren, auf die Kulturen ausrichtbaren Spurweite sowie einer Einzelaufhängung schon gut ausgestattet. Mit Hilfe von Sensoren wird die Höhe des Sprühbalkens sowie die Pendelung links / rechts automatisch gesteuert. «Durch die Wahl der richtigen Düsen, der Bestimmung von Arbeitsdruck und Spritzvolumen pro Hektar, wird das beste Resultat erzielt. Bei der Applikation verwende ich einen pH-Korrektor und manchmal abdriftreduzierende Zusatzstoffe», erzählt Glauser anlässlich des Besuchs auf seinem Betrieb. «Ausserdem schätze ich das separate Reinigungs- und Spülsystem für Tank und Sprühbalken des neuen Raptor 4240» meint der Unternehmer, der rund 1500 ha pro Jahr behandelt, zum Schluss.

Luftinjektordüse

Gemäss Tests von Arvalis wird mittels Luftinjektordüsen dreimal weniger Abdrift verursacht. Die Spritzbrühmenge muss hingegen auf die Art des Pflanzenschutzmittels und die Entwicklung der zu behandelnden Pflanzen abgestimmt sein, um eine möglichst effiziente Wirkung zu erzielen. Um die Punkte zur Reduzierung der unbehandelten Pufferzonen nutzen zu können, wird empfohlen, eine Antidrift-Luftinjektordüse einzusetzen und den Druck gemäss Weisung der Agridea anzupassen oder gemäss JKI-Tabelle eine spezifische Düse zu wählen. 

«Neue Technologien verbessern die Spritzqualität und die Sicherheit für die Umwelt»

Patrick Michel

Interview

UFA-Revue: Herr Michel, worauf muss ein Landwirt beim Kauf einer neuen Spritze hauptsächlich achten?

Patrick Michel: Alle Spritzen müssen von Gesetzes wegen der Maschinenrichtlinie der EU entsprechen und über ein Konformitätszertifikat verfügen. Das beinhaltet: 

  • Sicherheit des Maschinenbedienenden (Produkteinspüler – Klarwasserbehälter zum Händewaschen – Spülwasserbehälter zu zehn Prozent des maximalen Nennvolumens) 
  • Spritzen (mindestens ein Set Anti-drift-Luftinjektordüsen für die Bearbeitung von Gefahrenbereichen)
  • Spülsystem, das von der Kabine aus bedient wird (abgesetztes oder kontinuierliches Verfahren) gemäss der neuen Spülsystem-Verordnung 2023 
  • Aussenreinigungssystem für Spritzen für Betriebe, die über keinen spezifischen Waschplatz verfügen. 

Der Kauf einer elektronischen Regulierung des Volumens / ha wird empfohlen, um eine präzise Applikation zu gewährleisten und die Geschwindigkeit und somit den Druck bei gleichbleibendem Volumen / ha in gefährdeten Zonen reduzieren zu können.

Was ist eine Antidrift-Düse und warum ist dieser Düsentyp so wichtig?

Michel: Mittels einer Antidrift-Düse kann der Anteil der feinen Tröpfchen, die windanfällig sind, reduziert werden. Es gibt zwei Kategorien von Anti-drift-Düsen: Düsen mit begrenzter Abdrift mit Druckkammern und Luftinjektordüsen, die gemäss den neuen Weisungen die bessere Alternative für die Abdriftminderung sind.

Welche weiteren Mittel empfehlen Sie zur Abdriftminderung bei der Applikation von Pflanzenschutzmitteln?

Michel: Die Faustregel für alle Applikationen von Pflanzenschutzmitteln lautet: die richtige Dosierung zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort mit geeignetem und richtig gewartetem Material. Luftinjektordüsen sind vorzuziehen. Vor allem in gefährdeten Zonen (Oberflächengewässer, Wohngebiete, benachbarte Kulturen). Zudem gilt es, den Applikationsdruck in Risikozonen zu reduzieren und ein konstantes Volumen / ha beizubehalten.

Welche Vorteile sehen Sie in den Spritzausrüstungen der neusten Generation?

Michel: Die Programmierung der Befüllung, wodurch ein Überlauf beim Befüllen vermieden werden kann – die Produkteinspülsysteme – die elektronische Regeleinrichtung für eine konstante Ausbringmenge pro ha – die automatische Bodenüberwachung – die automatische Befüllung der Leitungen auf dem Feld – das automatische Feldreinigungssystem – die automatische Teilbreiten- und Düsenabschaltung über GPS-Info und natürlich das Frequenz-Spritzverfahren zur Gewährleistung eines optimalen Betriebsdrucks bei einer hohen Arbeitsgeschwindigkeit ohne notwendiges Auswechseln der Düsen sind neue Technologien, die Verbesserungen bezüglich Komfort, Anwendungsqualität sowie Sicherheit für Fahrer und Umwelt bringen.

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