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Landtechnik

Steine untergraben statt aufsammeln

Bei der Bodenbearbeitung bleiben die Steine in der Regel an der Oberfläche. Mit einer Umkehrfräse werden bei der Saatbettvorbereitung die Steine untergegraben. Der Einsatz dieser Maschine bringt einen spürbaren Zeitgewinn und trägt zur Schonung der Erntemaschinen bei.

Bei einer Steinvergrabungsfräse ist die Drehrichtung des Rotors umgekehrt zur Fahrtrichtung. 

Bei einer Steinvergrabungsfräse ist die Drehrichtung des Rotors umgekehrt zur Fahrtrichtung. 

(Bild: Alphatec)

Publiziert am

Redaktor, UFA-Revue

 

Quer gelesen

– Mit der Umkehrfräse werden Steine, harte Erdschollen und Pflanzenreste vergraben. 
– Ein harter Boden kann mit einer Umkehrfräse bearbeitet werden. 
– Ein Saatbett wird mit der Umkehrfräse in einem Arbeitsgang vorbereitet.

Seit Jahren sammelt Cédric Leresche, Landwirt in Ballaigues im Waadtländer Jura, jeweils grosse Mengen an Steinen von seinen Feldern auf. Jedes Jahr baut er vier Hektar Gerste sowie neue Kunstwiesen an. Bis 2023 setzte er für die Bodenbearbeitung eine herkömmliche Bodenfräse ein, die wie die meisten Bodenbearbeitungsmaschinen die Tendenz hat, die Steine an die Oberfläche zu bringen. «Alljährlich sammle ich auf meiner Gerstenanbaufläche im Durchschnitt vier Kubikmeter Steine ein», erklärt Cédric Leresche. Im vergangenen Jahr hat er zur Bodenvorbereitung der Kulturen seine herkömmliche Bodenfräse mit einer Umkehrfräse ersetzt.

Eine besondere Maschine

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Steine und Klumpen schlagen gegen einen Kamm oder ein Gitter und werden dann von der feinen Erde bedeckt.   Bild: Alpego

(Bild: Alpego)

Das Funktionsprinzip ist einfach: Bei einer Umkehrfräse dreht sich der von der Zapfwelle angetriebene Rotor entgegen der Fahrtrichtung des Traktors. Der Erdboden wird durch den Rotor aufgebrochen und anschliessend gegen einen Striegel oder ein Sortiersieb geworfen. Steine, harte Erdklumpen und Pflanzenrückstände fallen vorerst in die Fräsgrube und werden anschliessend von feiner Erde bedeckt, die dann das Aussaatbett bildet. Das System mit der gegenläufigen Drehrichtung der horizontalen Achse ermöglicht die Bearbeitung von harten Böden.

Aufgrund der häufigen Regenfälle im Jahr 2024 hat Cédric Leresche bei sehr feuchten Bedingungen für den Anbau von Futtersorghum seine neue Umkehrfräse Alpego Inversa IG 300 eingesetzt. «Trotz nicht idealer Bedingungen bin ich mit dem Ergebnis zufrieden», sagt der Landwirt. «Ich bereite das Saatbett jeweils ohne vorheriges Pflügen vor und sammle mit der Umkehrfräse viermal weniger Steine ein», so Leresche weiter. Der Landwirt bearbeitet mit seiner Maschine den Boden bis zu einer Tiefe von 15 cm. Danach erledigt er die Aussaat mit einer Nodet-Sämaschine mit einer Arbeitsbreite von drei Metern, wobei er die Überfahrten zwischen den beiden Maschinen aufgrund der von der Fräse verursachten Wülste versetzt durchführt.

Risiken eines allzu feinen Saatbetts

Die Vorteile einer Umkehrfräse bei der Bodenvorbereitung sind für den landwirtschaftlichen Berater Dimitri Martin von Proconseil unbestritten. «Dank ihrer speziellen Drehwirkung zerkrümelt sie die Erde und arbeitet gleichzeitig die Steine und Überreste gründlich ein», erläutert der Spezialist. «Mit dieser Technik schafft man ein ideales Aussaatbett für anspruchsvolle Kulturen wie Zuckerrüben oder Gemüse», betont Martin. Da eine homogene Krümelstruktur gewährleistet ist, werden eine präzise Aussaat und ein gleichmässiges Auflaufen gefördert.

«Ich sammle jetzt viermal weniger Steine ein als vorher.»

Cédric Leresche, Landwirt

Eine sehr feine Bodenstruktur kann jedoch auch Probleme verursachen. «Eine zu feinkrümelige Erde erhöht das Risiko für Erosion und Verkrustungen nach starken Regenfällen», warnt Dimitri Martin. Unter gewissen Bedingungen kann dies die Wasserdurchlässigkeit und die Keimung der Jungpflanzen beeinträchtigen. «Der Einsatz einer Umkehrfräse muss deshalb je nach Bodentyp und Wetterbedingungen gut überlegt sein, um die Vorteile zu maximieren und gleichzeitig die Nachteile zu minimieren», folgert Martin.

Gelangen die Steine «von selbst» an die Oberfläche?

Physikalisch gesehen gelangen Steine nicht an die Oberfläche. Ein Stein weist eine Dichte zwischen 2 und 2,5 g/cm³ auf, während ein normal strukturierter Boden nur eine Dichte von 1,2 bis 1,3 g/cm³ hat. Zudem hat ein schwerer Körper ganz natürlich die Tendenz, in leichteres und lockereres Material abzusinken. Steine können somit nicht spontan an die Oberfläche gelangen.

Beim Einsatz der meisten Bodenbearbeitungsmaschinen wird hingegen nicht nur der Boden umgewälzt, sondern es gelangen tendenziell auch die Steine an die Oberfläche. Auch ist weithin bekannt, dass das Einwirken von Frost und Tauwetter die Steine an die Oberfläche befördert. Dabei wirkt folgendes Phänomen: Die Steine oder Felsbrocken nehmen die Wärme des darunterliegenden Bodens auf, der sich dadurch abkühlt und vor dem darüberliegenden Boden gefriert. Wenn ein mit Wasser gesättigter Boden gefriert, nimmt er an Volumen zu und drückt den Stein oder Felsbrocken durch den nicht gefrorenen Boden nach oben. Nach der Schneeschmelze im Frühjahr füllen sich die unter dem Stein befindlichen leeren Zwischenräume mit aufgetauten Erdpartikeln und stabilisieren den Stein.

Durch das Zusammenwirken von Bodenbearbeitung und Frost / Tauwetter steigen die Steine Jahr für Jahr mehr nach oben und erscheinen schliesslich an der Bodenoberfläche. Zu beachten ist, dass vereinfachte Anbauverfahren sowie Direktsaat dazu beitragen können, das Auftreten von Steinen an der Oberfläche zu begrenzen.

Arbeit einsparen und Maschinen schonen

Nach mehreren Einsätzen mit seiner Umkehrfräse ist Cédric Leresche mit dem Ergebnis insgesamt sehr zufrieden. Die Steine werden gut eingearbeitet, abgesehen von einigen sehr steinigen Bodenerhebungen, wo doch viele Steine an der Oberfläche bleiben. Die Maschine bereitet ein homogenes Saatbett vor, was den Anbau von Getreide und Wiesen begünstigt. «Mein Traktor mit 125 PS ist gerade ausreichend und liefert die minimal erforderliche Leistung, was aber einen ziemlich hohen Treibstoffverbrauch zur Folge hat», ergänzt Cédric Leresche. Zudem ist auch ein Gegengewicht am Frontkraftheber notwendig. Für den Landwirt ist dies mit Blick auf die Arbeitsqualität durchaus akzeptabel, da die Umkehrfräse effizient ist, die Erntemaschinen schont und die Arbeitsbelastung senkt. 

Betriebsspiegel

Cédric Leresche  Landwirtschaftsbetrieb Près des Champs, Cédric Leresche, Ballaigues (VD) 
LN: 55 ha, davon 25 ha Kunstwiesen, 4 ha Sommergerste, Naturwiesen  
Nutztierbestand: 35 Milchkühe und eigene Aufzucht  
Produktion: Gruyère AOP und Vacherin Mont d’Or, hergestellt von der Käserei in Ballaigues  
Arbeitskräfte: Cédric Leresche mithilfe seines pensionierten Vaters

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