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Landtechnik

GPS-Unterstützung unter der Lupe

Eine GPS-gestützte Fahrhilfe bietet viele Vorteile. Anfangs erfordert sie bestimmte Investitionen, kann aber die Arbeit von der Aussaat bis zur Ernte deutlich erleichtern. Eine Interessenabwägung in Bezug auf die eigenen Bedürfnisse kann hilfreich sein, um den Schritt zu einer Investition in diese Technologie zu wagen.

Michaël Perrier bewirtschaftet mit seinem Vater einen Betrieb von 55 Hektaren Ackerfläche und 15 Hektaren Grasland und verzichtet bewusst auf GPS-Assist...

Michaël Perrier bewirtschaftet mit seinem Vater einen Betrieb von 55 Hektaren Ackerfläche und 15 Hektaren Grasland und verzichtet bewusst auf GPS-Assistenz.

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Journalist

 

Das Wort GPS steht für «Global Positioning System» und ist ein satellitengestütztes globales Positionsbestimmungssystem, das auf der Geolokalisierung eines beliebigen Objekts auf der Erdoberfläche beruht und im besten Fall mit einer Genauigkeit von zwei Zentimeter arbeitet.

Präzisionssaat

In der Landwirtschaft bietet diese Technologie zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, die den Flächenertrag steigern, den Einsatz von Treibstoff und Düngemitteln senken und die Arbeitsbelastung verringern. «Mit der Präzisionssaat und beim Hacken wird nichts doppelt gemacht», erklärt Lionel Bidaux, Landwirt aus Troinex (GE), der auch das Lohnunternehmen MBX führt. Während es gemäss Bidaux beim Fahren ohne Fahrhilfe mit einem guten, ausgeruhten und konzentrierten Fahrer zu Überlappungen von fünf bis zehn Zentimeter komme, gebe es bei der Direktsaat, bei der man die Reihen nicht sehe, eine Überlappung von 30 Prozent. «Und das ist nicht ungewöhnlich», sagt Bidaux. «Mit dem automatischen Lenksystem kann man sich mehr auf die Maschine konzentrieren und nicht darauf, gerade Linien zu ziehen.» Ganz wichtig sei auch der Fahrkomfort, erklärt der Lohnunternehmer weiter. Sei er hoch, werde man weniger müde. «Beim Säen und Hacken ständig auf eine gerade Reihe achten zu müssen, erfordert viel Konzentration. Ich möchte nicht mehr zurück», sagt Lionel Bidaux, der mit drei Traktoren insgesamt 120 Hektaren bewirtschaftet.

Kabinenausstattung

Die grossen Landmaschinenhersteller bieten heute Traktoren an, die für die Installation eines GPS-Systems bereits entsprechend vorgerüstet sind, entweder für jenes des Herstellers oder weiterer GPS-Anbieter. Einige Landwirte arbeiten jedoch noch mit älteren Traktoren. In diesem Fall muss die Kabine mit einem Autoguiding System bestückt werden, was mit einigen Umrüstungsmassnahmen verbunden ist: Installation des Empfängers auf dem Kabinendach, Installation eines Modems und eines GPS-Bildschirms in der Fahrerkabine und Wechsel des Lenkrads für diejenigen, die sich für eine elektrische Lenkung entscheiden (kein Wechsel bei hydraulischer Lenkung). Dieses Lenkrad wird direkt durch das GPS gesteuert. Wer eine Genauigkeit von plus / minus zwei Zentimeter benötigt, muss auf ein RTK-Modul zurückgreifen, um das vom Satelliten empfangene Signal zu korrigieren. Diese von Fachleuten vorgenommenen Installationsarbeiten dauern einige Stunden beziehungsweise zwei bis drei Tage. Die Kosten belaufen sich auf durchschnittlich 20 000 bis 30 000 Franken.

Quer gelesen

Vor- und Nachteile mit und ohne GPS-Fahrhilfe

Mit GPS-Ausrüstung

+ Präzision der Aussaat  + Einfachere Pflege der Kulturen (Hacken, Pflanzenschutz, Ernte)  + Arbeitskomfort

Systemkosten (bei neuem oder nachgerüstetem Traktor)  Dateneingabe für jede Parzelle  Interesse an Informatik zwingend erforderlich  Präzision in den Hanglagen nicht immer gewährleistet

Ohne GPS-Ausrüstung

+ Keine Anschaffungskosten  + Kein Nachrüsten der bestehenden Maschinen + Weniger Aufwand mit der Informatik (Dateneingabe oder Pannen)

Überlappung der Kulturreihen möglich  Pflege von Hackfrüchten schwieriger  Erfordert vom Fahrer erhöhte Konzentration

Wahl des geeigneten Systems

«Heute verfügen wir über GPS-Systeme, die wirklich gut funktionieren», erklärt Joël Hänni, GPS-Experte für Landmaschinen und Geschäftsführer von Hänni Agrocentre in Nods im Berner Jura. Der Vorteil eines nachträglich eingebauten Systems bestehe laut Hänni darin, dass man dasjenige wählen könne, das den eigenen Anforderungen am besten genüge. «Oftmals ist man bei der Anschaffung eines Traktors mit der integrierten GPS-Option der gleichen Marke mit den Möglichkeiten teilweise eingeschränkt», sagt der GPS-Experte weiter. Das Themenfeld ist breit und jeder Landwirt und jede Landwirtin hat je nach Anbaumethoden, bewirtschafteten Flächen, Geländetopografie usw. unterschiedliche Bedürfnisse. Daher sollte man sich im Vorfeld Gedanken machen. Wichtige Fragen sind, wie viele Stunden man arbeitet und ob man beim Fahren ermüdet. «Während zum Hacken ein präzises RTK-System erforderlich ist, genügt für das Ausbringen von Gülle ein System mit einer Fehlertoleranz von 15 bis 20 Zentimeter, wie das ‹EGNOS›, bei Weitem. Der eigene Maschinenpark bezüglich Isobus-Geräte oder Section Control ist ebenfalls zu überdenken», ergänzt Hänni. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Qualitätssicherung beim Kundendienst. «Falls das System abends um 10 Uhr während der Arbeit ausfällt, muss man unverzüglich handeln können», mahnt Hänni.

Interesse an der Informatik

Rein technisch gesehen spricht, abgesehen von den Kosten, nur wenig gegen das GPS. «Wenn aber die Bäuerin oder der Bauer nicht ein gewisses Interesse an Computern hat und nicht gewillt ist, etwas Zeit für die Einführung aufzuwenden, droht ein Flop», unterstreicht Aurélien Bouchet, Berater für Ackerbau bei AgriGenève. Lionel Bidaux warnt seinerseits: «Mit dem GPS kann man bei der Automatisierung von Aufgaben sehr weit gehen. Wenn aber die Fläche nicht eine Mindestgrösse aufweist und man weitere Informationen eingeben muss, geht schnell Zeit für die Programmierung des Traktors verloren. In diesem Fall ist es zeitsparender, auf Halbauto matik zu setzen.» Ein GPS-System zu betreuen, führt teilweise dazu, seine Arbeitsweise zu überdenken. «Anfangs schlägt man sich überall mit dem Programmieren von Saatreihen herum, obschon dies manchmal nur Zeitverschwendung ist. Man sollte sich nicht von der Technik geisseln lassen.»

«Mit dem GPS können Arbeiten in grossem Masse automatisiert werden.»

Lionel Bidaux, Landwirt

«Man muss offen sein und Geduld haben. Und sich ein Recht auf Fehler zugestehen», betont Hänni.

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Die GPS-Fahrhilfe ermöglicht eine hohe Präzision und entlastet den Fahrer.

Vorteile beim Arbeiten ohne GPS

Es arbeiten aber immer noch viele Landwirtinnen und Landwirte ohne GPS. Beispielsweise Michaël Perrier, der in Orges (VD) gemeinsam mit seinem Vater 55 Hektaren Ackerfläche und 15 Hektaren Grasland bewirtschaftet. «Seit meiner Jugend bin ich es gewohnt, ohne GPS zu säen, sodass ich mich über die ganze Feldlänge konzentriere. Die Aussaat von Weizen erfolgt mit einem Reihenabstand von zwölf Zentimeter. Ich bevorzuge es aber, zwischen meinen Durchgängen etwa fünfzehn Zentimeter Abstand zu belassen, um Überlappungen zu vermeiden. Dadurch habe ich mehr Spielraum für eine Kontrolle mit Augenmass», erklärt Perrier. «Unsere Parzellen sind durchschnittlich rund zwei Hektaren gross und unsere Traktoren weisen eher wenig Fahrstunden auf. Ein GPS-System würde sich für uns wahrscheinlich nicht lohnen», so Perrier weiter. «Ich versuche, möglichst wenig Pflanzenschutzmittel auszubringen. Bei Raps verzichten wir völlig darauf. Weizen baue ich nach den Richtlinien von IP-Suisse an. Zur Unkrautbekämpfung machen wir einen Durchgang mit der Rollhacke und anschliessend zwei Durchgänge mit dem Hackstriegel. Da ich noch viele ältere Maschinen habe, müsste ich für den Umstieg auf GPS alles neu aufrüsten. Ein GPS ist zweifelsohne für jene sehr gut geeignet, die einen Gemeinschaftstraktor für eine Fläche von 200 bis 300 Hektaren einsetzen», erklärt Perrier, der auch auf einen psychologischen Faktor hinweist. «Mit der GPS-Lenkung werden die Tage lang, wenn man am Steuer sitzt. Ausser die Maschinen zu überwachen, gibt es nicht mehr viel zu tun. Und am Abend fehlt dann die Befriedigung, selber gerade Saatreihen geschafft zu haben, da ohnehin alles gerade gesät wurde.» 

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