Der Striegel gilt wohl als wichtigstes Gerät im Bio-Ackerbau. Seine vielfältige Einsetzbarkeit und das günstige Aufwand-Ertragsverhältnis lassen ihn zur Grundausrüstung eines jeden Bio-Ackerbaubetriebes werden. Mit der zunehmenden Kritik an Herbiziden interessieren sich auch immer mehr konventionelle Landwirte für dieses Gerät. Damit werden die Anbieter immer zahlreicher und investieren mehr in die technische Entwicklung des Striegels.
So effektiv ist der Striegel
Die Wirkung des Striegels beruht vor allem auf dem Verschütten und Ausreissen der Unkräuter. Die Zinken bewegen die oberste Bodenschicht bis maximal drei Zentimeter Tiefe. Je kleiner die Beikräuter sind, desto besser ist seine Wirkung. Der frühestmögliche Striegeldurchgang ist immer der effizienteste. Sehr effektiv ist das Blindstriegeln, bei dem der Striegel oberhalb des abgelegten Saatkornes arbeitet, bevor die ersten Keimblätter der Kulturpflanze sichtbar werden. Die Keimfäden der Unkräuter werden an die Oberfläche befördert, wo sie bei günstiger Witterung austrocknen. Allerdings lassen sich nicht alle Kulturen blindstriegeln. Am einfachsten geht es bei grosskörnigen Samen, die relativ tief gesät werden, wie Mais oder Körnerleguminosen. Bei feinkörnigen Samen, die nur oberflächig gesät werden und relativ schnell keimen, ist das Blindstriegeln nicht zu empfehlen (z. B. Zuckerrüben, Raps und Lein). Getreide ist nur im 1-Blatt-Stadium empfindlich gegen das Striegeln. Die Getreidekeimlinge sind dann noch nicht ausreichend verwurzelt und werden ausgerissen, da der Striegel nicht selektiv und reihen-unabhängig arbeitet. Grundsätzlich gilt, dass der erste Striegeldurchgang bei fast allen Kulturen erfolgen kann, sobald diese gut genug verwurzelt sind und nicht ausgerissen oder verletzt werden.
Einsatzbedingungen
Am Anfang ist mit wenig Druck und niedriger Geschwindigkeit zu striegeln. Je grösser die Unkräuter sind, desto mehr Druck und Geschwindigkeit braucht es für einen ausreichenden Erfolg. Der Einsatz ist dann aber auf Getreide beschränkt, da dieses allfällige Schäden mit der Bildung von Seitentrieben kompensieren kann; breitblättrige Kulturen wie Körnerleguminosen können das hingegen nicht. Die Wahl der Maschineneinstellung ist ein Kompromiss zwischen geringer Beschädigung der Kulturpflanzen und einer möglichst grossen Wirkung gegen Beikräuter. Um diesen Bereich einzustellen, braucht man nebst etwas Zeit und Erfahrung auch ein Arbeitsgerät mit genauen Einstellmöglichkeiten. Wichtige Faktoren zum erfolgreichen Einsatz sind ein lockerer Boden mit guter Struktur, nicht zu feuchte oder trockene Bedingungen und keine groben Ernterückstände, die die Zinken verstopfen könnten. Optimal ist der Einsatz an einem sonnigen Nachmittag, wenn die Kulturpflanzen etwas schlaff sind und sich besser zwischen den Zinken durchschlängeln. Weniger effektiv ist das Striegeln gegen Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Hohlzahn und Vogelwicke und gegen Wurzelunkräuter wie Winden, Ampfer, Disteln und Quecke. Diese keimen teilweise erst später oder sind schon sehr früh gut verwurzelt.
Neuer Striegeltyp
Vor rund zehn Jahren entwickelte ein bayrischer Biobauer zusammen mit der Firma Treffler einen neuen Striegeltyp, der indirekt gefederte Zinken besitzt. Jeder Zinken ist nur in Fahrtrichtung drehbar gelagert und wird durch jeweils eine Feder gegen den Boden gepresst. Der Zinkendruck ist über die Vorspannung der Feder zentral einstellbar. Dadurch bleibt der Druck auf den einzelnen Zinken unabhängig von der Arbeitsposition gleich hoch und die Zinken weichen seitlich nicht aus, wodurch sich auch Dämme mit gleichbleibendem Arbeitsergebnis sowohl auf der Krone als auch an den Flanken striegeln lassen. Zu diesem Typ gehören neben dem bekannten Treffler-Präzisionsstriegel neu auch der Variostriegel von APV sowie der Aerostar-Exact von Einböck. Seit 2018 hat Treffler seinen Präzisions-Zinkenstriegel mit einer nachrüstbaren elektronischen Tiefenführung ausgestattet. Einzelne Referenzzinken werden mit einem Positionssensor ausgerüstet, über den die hydraulische Vorspannung ständig so angepasst wird, dass eine gleichbleibende Arbeitstiefe aller Zinken gewährleistet ist. Dies ist insbesondere beim Blindstriegeln von Vorteil, wenn durch wechselnde Bodenbeschaffenheit im Schlag die Arbeitstiefe variieren würde.
Erfolgreicher Striegeleinsatz
- Den Striegel präzise einstellen.
- Ein Striegeleinsatz ist am effektivsten, wenn das Unkraut noch klein ist (Keimfäden bis 2-Blatt-Stadium).
- Der Boden darf nicht zu nass und nicht zu trocken sein.
- Auf dem Feld sollten keine grösseren Erntereste vorhanden sein, sonst verstopfen die Zinken.
Ansprüche an den Striegel
Wer anspruchsvolle Kulturen wie Gemüse oder Zuckerrüben anbaut, kann von den Vorzügen der neuesten Striegelgeneration profitieren, wobei die aufwendigere Bauweise natürlich auch ihren Preis hat. Für das ganzflächige Dammstriegeln eignen sich der Treffler Präzisionsstriegel und der APV Variostriegel. Wer nur Standardkulturen wie Getreide, Mais und Körnerleguminosen in der Fruchtfolge hat und dazu noch relativ ebene Flächen, kann auch mit den herkömmlichen günstigeren Striegeln ohne präzise Druckanpassung und Tiefenführung sehr gute Resultate erzielen.
Die Wahl der Arbeitsbreite hängt von der durchschnittlichen Schlaggrösse und der Topografie ab. Auf kleinen und geneigten Flächen sind geringere Arbeitsbreiten wegen der höheren Wendigkeit und Anpassung an die Bodenoberfläche im Vorteil, während auf grossen, ebenen Flächen Geräte mit hoher Arbeitsbreite in der Flächenleistung punkten.
Generell kann man sagen, je unempfindlichere Kulturpflanzen gestriegelt werden, je homogener und besser die Bodenverhältnisse sind, desto weniger präzise Einstellungen sind erforderlich und desto geringer fallen die Ansprüche an einen Striegel aus. Umgekehrt bringt aber auch der teuerste Striegel keinen Vorteil, wenn die Einstellungen falsch vorgenommen werden oder zum falschen Zeitpunkt gestriegelt wird.
Der Striegel kann noch mehr
Der Einsatz eines Striegels bringt neben der Unkrautregulierung weitere positive Effekte mit sich: Die Bodenoberfläche wird aufgebrochen, was den Boden belüftet und dadurch ein wenig Stickstoff mineralisiert. Man geht hier von bis zu 10 kg N / ha pro Striegeldurchgang aus. Bei Getreide wirkt sich das Striegeln zusätzlich positiv auf die Bestockung aus. Der Striegel kann bei praktisch allen Kulturen eingesetzt werden, je nach Bauart auch bei Dammkulturen ganzflächig.