Die Schweiz ist ein Grasland und die Milchproduktion macht für viele Landwirte einen wichtigen Teil des landwirtschaftlichen Einkommens aus. Klimabedingungen und Höhenlage schränken die Vegetationsdauer ein und die Nutztierfütterung muss während fünf bis sechs Monaten im Jahr über konserviertes Futter gewährleistet werden. Ausserdem hängt ein Grossteil der Milch-, aber auch der Fleischproduktion, vom Gras ab und erfordert eine hohe Qualität übers ganze Jahr hinaus. Für die Konservierung wird das Futter siliert oder getrocknet.
Ziel der Heubelüftung
Durch die Belüftung kann das Futter konserviert werden. Die Art der Trocknung beeinflusst den Nährwertgehalt. Um die Qualität bestmöglich zu erhalten, soll das Futter durch die Belüftung rasch (innerhalb von maximal zwei bis vier Tagen nach Einlagerung) einen Trockengehalt von mindestens 87 Prozent erreichen. «Die Produktion von Qualitätsfutter erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Die Zusammensetzung des Wiesenbestandes, die Erntebedingungen, die Trocknung und die Lagerung sind die Hauptfaktoren dafür, dass Futter von hoher Qualität auf dem Futtertisch landet», erklärt Claude Gallay, Spezialist für Bauten und Landtechnik bei der Agridea in Lausanne. «Nebst der Verbesserung der Heu- und Emdqualität kann ein frühzeitiger Schnitt zum idealen Zeitpunkt einen zusätzlichen Schnitt und einen besseren Futterertrag pro Hektar ermöglichen», führt Claude Gallay weiter aus.
Prinzip der Heubelüftung
Ein Grossteil des im Futter enthaltenen Wassers verdunstet auf natürliche Weise während der Heuernte auf dem Feld. Das Gras wird idealerweise mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 55 bis 65 Prozent eingebracht. Das Prinzip der Heubelüftung beruht darauf, dass die Luft, die in der Belüftungsanlage durch das Heu geblasen wird, Feuchtigkeit aufnehmen kann. Unter diesen Bedingungen sind die Verluste auf dem Feld auf sieben bis 15 Prozent des Gewichts begrenzt, im Gegensatz zu 20 bis 25 Prozent bei der Bodentrocknung. Vor allem das meteorologische Risiko kann besser kontrolliert werden.
Planung einer Belüftung
Bei einer Belüftungsanlage müssen zahlreiche Aspekte beachtet werden. Gemäss den von Agroscope publizierten «Richtlinien für Heubelüftungsanlagen» sollte für eine Winterfütterung von rund 160 Tagen mit einer belüfteten Fläche von sechs bis zehn Quadratmeter pro GVE gerechnet werden. Zudem sollten 14 bis 24 m 2 belüftete Fläche je Hektare Mähfläche pro Trocknungscharge vorgesehen werden. Für eine optimale Luftverteilung wird anstelle einer gros sen Box eher die Installation von zwei Boxen mit jeweils einem Ventilator empfohlen. Und wenn die Belüftungsbox eine rechteckige Form hat, sollte sie maximal 1,5-mal länger als breit sein. Damit die Luft durch den Heustock strömen kann, wird eine Höhe von maximal 5,5 m empfohlen. Die Platzierung des Ventilators, die Art der Einlagerung und die Verteilung des Futters auf dem Heustock beeinflussen das Funktionieren der Anlage ebenfalls. Ausserdem muss der Ventilator auf die Anlage abgestimmt sein mit einem Luftdurchsatz von 0,11 m 3 / s je Quadratmeter Boxenfläche und einem minimalen Luftdurchsatz von 0,07 m 3 / s je Quadratmeter Boxenfläche.
Lufterwärmung
Die Effizienz einer Belüftungsanlage wird mit Warmluft gesteigert. «Bei der Planung einer neuen Anlage sollte immer ein Systems mit integrierten Sonnenkollektoren im Dach in Betracht gezogen werden», erklärt Claude Gallay. «Diese einfache Methode ermöglicht die Nutzung von Solarenergie, welche die Luft anwärmt, die zwischen den Pfetten oder Sparren zirkuliert, bevor sie durch den Ventilator strömt. Luft mit einer Temperatur von 15 °C hat eine Verdampfungskraft von einem Gramm Wasser pro Kubikmeter Luft bei Futter mit 65 Prozent TS. Eine Anwärmung der Luft um fünf bis sieben Grad erhöht die Verdampfungskraft auf praktisch zwei Gramm Wasser je Kubikmeter Luft», bestätigt Claude Gallay. In einem System mit Sonnenkollektoren entspricht die Dachoberfläche zwei- bis dreimal der Fläche, die es zu belüften gilt.
«Mit einer Heubelüftung kann Futter von höherer Qualität produziert werden»
UFA-Revue: Wieso sollte ein Landwirt eine Heubelüftung installieren?
Claude Gallay: Der grösste Vorteil ist die Qualität. Mit einer gut konzipierten und gut genutzten Heubelüftung kann Futter von besserer Qualität produziert werden. Es kann im richtigen Moment geschnitten werden und mechanische, chemische und thermische Verluste können reduziert werden. Durch diese Qualitätszunahme kann die Produktion auf der Basis des Grundfutters gesteigert werden. So wird die Fütterungsautonomie gestärkt und die Abhängigkeit von Kraftfutter gesenkt. Qualitativ gutes Raufutter hat ausserdem positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Tiere.
Eine Heubelüftungsanlage kann zudem den Arbeitskomfort erhöhen, insbesondere wenn der Futterkran zur Befüllung der Belüftung und zur Futterverteilung genutzt wird.
Welche Art Belüftungsanlage wird in der Praxis eingesetzt?
C. Gallay: Es gibt zwei Hauptarten von Belüftungsanlagen: die Belüftungen für loses Heu und die für Rund- und Quaderballen; letztere sind jedoch weniger verbreitet. In den Systemen für loses Heu ist die Trocknungseffizienz oft besser, weil die Luft durch die verschiedenen Schichten des Futters strömt, von der trockensten bis zur am wenigsten trockenen. Die Verdunstungskraft wird maximal ausgenutzt. Bei den gut konzipierten Belüftungen für loses Heu liegen die Unterschiede in der Art der Luftaufbereitung. Das Angebot, das den Bewirtschaftern zur Verfügung steht, hat sich in den letzten Jahren ziemlich vergrössert und reicht vom klassischen Brenner über den Biomassekessel, die Bio-gas-Wärmerückgewinnung zur Photovoltaikanlage bis zum Entfeuchter, nicht zu vergessen der bereits erwähnte Sonnenkollektor.
Die Verwendung einer Kombination verschiedener Luftaufbereitungssysteme und die Möglichkeiten zur Automatisierung der Anlagensteuerungen sind die neusten Errungenschaften in der Heubelüftungstechnik. Im Bereich der Steuerung ist zudem die Entwicklung von thermischen Kameras zur Überwachung des Stocks zu erwähnen.
Welches Belüftungssystem würden Sie einem Landwirten bei der Planung einer Anlage empfehlen?
C. Gallay: Am wichtigsten ist, dass die Konzipierung der Belüftungsanlage und die Aufbereitung der zugeführten Luft in erster Linie den Bedürfnissen des Bewirtschafters entsprechen müssen. Die Wiesenmischungen, die zu trocknenden Futtermengen, die gewünschte Leistungsfähigkeit, die erwartete Qualität und das gewünschte Sicherheitsniveau sind ebenfalls Aspekte, die es bei der Konzipierung einer solchen Anlage zu berücksichtigen gilt. Man sollte nicht zögern, sich bei der Wahl beraten zu lassen. Auch die präzise Steuerung der Belüftungsanlage ist ein grundlegender Erfolgsfaktor.
Alternative Lösungen zu individuellen Projekten wie der Bau einer Gemeinschaftsanlage für mehrere Landwirte könnten in den kommenden Jahren entstehen.
Agridea plant die Organisation von Kursen zum Thema Heubelüftung, um über die Möglichkeiten und Entwicklungen auf diesem Gebiet zu informieren.