In der Schweiz wurden die ersten Melkroboter vor über 20 Jahren installiert. Mit dem technologischen Wandel folgten mehrere Modelle aufeinander. Diese hochentwickelten Apparate erfordern umfassende Unterhaltsarbeiten und eine stetige Kontrolle. Aktuell bieten De-Laval und Lely auch gebrauchte, zwischen drei- und zehnjährige Melkroboter an, die komplett revidiert wurden. Die UFA-Revue besuchte zwei Landwirte, welche mit einer revidierten Anlage ins Robotermelken eingestiegen sind. Der Hersteller GEA installierte 2010 seine ersten Melkroboter in der Schweiz und verfügt noch nicht über gebrauchte Geräte. Thomas Schmid, Verkaufsleiter bei GEA, weist darauf hin, dass die Nachfrage nach gebrauchten Geräten in Deutschland bereits besteht und dass ein zweites Leben auf einem anderen Betrieb für einen Melkroboter durchaus möglich ist.
Vom Melkstand zum Roboter
Fredy Müller ist Landwirt in Uerzlikon im Kanton Zürich. Nach seinem Studium an der HAFL in Zollikofen und mehrjähriger Tätigkeit als Mitarbeiter einer Treuhandgesellschaft übernahm er den elterlichen Betrieb. Im April 2018, traf der DeLaval VMS Classic-Roboter aus dem Jahr 2012 auf dem Betrieb von Fredy Müller ein. «Eine Woche nach dem letzten Melkstand-Melken konnten wir die Station in den angepassten Melkstand stellen. Seit dem Investitionsentscheid waren nur acht Wochen vergangen. Die weiteren Einbau- und Anpassungsarbeiten dauerten gut zwei Wochen. Vier Wochen nach dem letzten Melken im Melkstand haben wir mit dem Melken am VMS begonnen », erklärt Fredy Müller.
«Früher dauerten das Melken und die Reinigung je zwei Stunden vormittags und abends und ich verbrachte sieben Stunden pro Tag im Stall. Heute sind es noch vier Stunden täglich und die vom Roboter gesammelten Daten klären mich besser über eventuelle Probleme bei den Tieren auf», erklärt Fredy Müller auf dem Rundgang durch seinen Betrieb. Um das Management und die Arbeit mit einem Melkroboter besser zu verstehen, besuchte Fredy Müller im Vorfeld einen Milchproduzenten, der bereits einen Melkroboter im Einsatz hat. Ausser der Planung des Roboterstandorts musste Müller auch den Milchtank wechseln. Im ehemaligen Melkstand mit vier Plätzen befindet sich heute ein Büro mit einer grossen Fensterfront mit Sicht auf die Kühe und den Roboter. Fredy Müller schätzt die Kompaktheit seines Stalls. Die Tiere, die Abkalbebucht und die Futterlager sind unter dem gleichen Dach untergebracht und die gesamte Herde ist jederzeit überblickbar. Fredy Müller hat auch die Arbeitsprozesse gut durchdacht, um all seine Arbeitsgänge zu optimieren. «Die Kühe haben sich rasch an die neue Anlage gewöhnt. Nachdem der Roboter und das ganze System installiert waren, hat mir der DeLaval-Konzessionär geraten, einige Tage mit dem automatisierten Melken der Kühe zuzuwarten. In einer ersten Phase kamen die Kühe nur zum Roboter, um Kraftfutter zu fressen. Nach einigen Tagen als sich die Kühe gut an den Roboter gewöhnt hatten, bin mit dem ganzen Kuhbestand zum automatisierten Melken übergegangen. Die meisten Kühe haben sich in nur gerade vier Tagen daran gewöhnt», erklärt Fredy Müller.
Wenn nötig, können die Tiere mit Absperrungen im Bereich vor dem Roboter zurückgehalten werden. «Die höhere Flexibilität und der Zeitgewinn sind die grössten Vorteile des Roboters. Ich muss nicht mehr zu festen Zeiten melken und kann die Arbeit auf dem Feld, das Silieren oder Heuen besser organisieren. Eine Kontrolle abends nach diesen Arbeiten ist kein Problem und auch mein Vater kann die Stallarbeiten alleine durchführen. Ich kann nun mehr Zeit mit meiner Familie und den Kindern verbringen». Ausserbetriebliche Tätigkeiten wie Sitzungen im Vorstand der LANDI Albis sind jetzt einfacher. Mit dem automatisierten Melken sind die täglichen Arbeiten einfacher zu planen und realisieren.
DeLaval VMS Classic
Dieser revidierte und mit der Doppellaserkamera ausgestattete VMS Classic-Roboter hat deutlich weniger gekostet als das aktuelle VMS 300-Modell. «Um meine 30 Kühe zu melken, läuft er nicht auf Höchsttouren und benötigt weniger Jahreswartungen als ein voll ausgelasteter Roboter. Und ich plane, ihn innerhalb von sieben Jahren zu amortisieren», präzisiert Fredy Müller. Für die revidierten Melkroboter bietet DeLaval eine Garantie auf Ersatzteile, wie Urs Schmid, Produktleiter Melken / Füttern/Kühlen, erklärt. Occasions-Roboter werden im Programm DeLaval VMS Classic verwaltet.
Ein Roboter, der funktioniert
Im Val de Ruz, auf 1000 Höhe, halten Patric Oppliger und seine Ehefrau 53 Holsteinkühe in einem Stall mit 60 Plätzen. Renovationsarbeiten standen an und das Melksystem wurde hinterfragt. Im Rahmen seiner Arbeit als Viehhändler besucht Patric Oppliger viele Betriebe und kennt zahlreiche Landwirte, die auf Melkroboter umgestellt haben. Seine Wahl fiel auf ein Modell von Lely. «Die Melkroboter haben sich bewährt. Dank des Systems können wir einen Betriebsangestellten einsparen. Wenn ich abwesend bin, bewirtschaftet meine Frau die Anlage», erklärt Patric Oppliger. Die Umstellungen erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Lely Center, welches insbesondere betreffend Standort des Roboters beratend zur Seite stand. Im Gebäude wurde die ganze Seite, die früher der Heulagerung gewidmet war, in einen Laufstall umgebaut und die Fütterung vermehrt auf Silage umgestellt. Auf der einen Seite wurde ein Aussenbereich angebracht. Der Astronaut A4-Roboter aus dem Jahr 2013 befindet sich auf der Gegenseite. Die Kühe haben zwischen dem Futtertisch, den Liegeboxen und dem Wartebereich vor dem Roboter freien Auslauf. Unter demselben Dach wurde eine separate Box und ein Büro mit Sicht auf den Stall gebaut. «Der Roboter wurde im November 2018 installiert. Seither ist die Milchproduktion pro Kuh deutlich angestiegen und die Kühe besuchen den Melkroboter im Schnitt 2,7 Mal pro Tag. Die Kühe haben sich in wenigen Tagen an den Roboter gewöhnt. Auch die Kühe, die nicht lange auf dem Betrieb bleiben, gewöhnen sich sehr schnell an die Vorteile dieses Melksystems», erklärt Patric Oppliger. Er ist von der Vielzahl der vom Roboter gemessenen Parameter begeistert. Die Daten zur Milchqualität und zur Häufigkeit der Melkroboterbesuche liefern wertvolle Informationen über die Tiere.
Ursprünglich war der A4-Roboter bei einem Landwirt installiert, der die Milchproduktion aufgab. Er war während mehreren Monaten nicht mehr in Betrieb und wurde darauf im Rahmen des Lely-Taurus-Programms vollständig revidiert. «Nach Installation des Roboters konsumierten die Kühe dort während mehreren Tagen Kraftfutter, ohne dabei gemolken zu werden.
Eine Mitarbeiterin vom Farm Management Support vom Lely Center Härkingen überwachte die Installation, die Inbetriebnahme und kontrollierte die Herde im ersten Jahr zwei Mal vor Ort», erklärt Oppliger, der ihre Ratschläge sehr zu schätzen weiss. «Dank der Nachverfolgung durch den Hersteller und der einwandfreien Funktionsweise des Roboters kann ich keinen Unterschied zu einem neuen Roboter feststellen», sagt Patric Oppliger. «Funktioniert das automatisierte Melken nicht, so müssen Anpassungen im Bereich der Herde und des Stalls gesucht werden», meint Oppliger. Er ist auch überzeugt, dass der Roboter eine Lösung ist, um die Landwirte zu ermutigen mit der Milchproduktion fortzufahren.
Lely-Taurus-Programm
Seit rund zehn Jahren nimmt Lely die alten Astronaut-Modelle zurück, um sie für ein zweites Leben auf einem neuen Betrieb auszurüsten. Die betroffenen Roboter werden gereinigt und im Lely Center in Härkingen v ollständig revidiert und Tauruszertifiziert.
Sämtliche Gummiteile, Kunststoffgehäuse, Verschleissteile und Teile, die nicht mehr dem Lely-Standard entsprechen, werden ersetzt. Der Käufer kann wählen, welches Update vorgenommen wird und der Roboter kann dem Modell entsprechend mit der neusten Software ausgerüstet werden. Bevor der Melkroboter im neuen Stall installiert wird, durchläuft er sämtliche Praxistests. Auf die revidierten Melkroboter wird eine einjährige Werksgarantie gewährt.