Seit den 1990er-Jahren steht der Pflug in der Kritik: Das herkömmliche Pflügen ist nicht nur eine teure und energieintensive Technik, sondern bringt die beste Erde in tiefere Schichten und vermischt die Bodenschichten, was sich generell nicht optimal auf das Bodenleben auswirkt. Ganz zu schweigen von der Pflugsohle. In der Folge stieg die Akzeptanz von Direktsaatsystemen deutlich, bis dann die mit dem Glyphosateinsatz verbundenen Gefahren erkannt wurden.
Kompromiss bei der Arbeitstiefe
Gerade im Bio-Landbau ist der Pflug ein wichtiges Gerät geblieben, mit dem das Unkraut untergegraben und dessen Entwicklung für eine gewisse Zeit eingedämmt werden kann. Das Pflügen dient auch dazu, Ernterückstände in den Boden einzuarbeiten, verschiedene Pilzkrankheiten zu bekämpfen und – sofern die Pflugarbeit unter guten Bedingungen ausgeführt wird – den Boden mechanisch aufzulockern, um die Durchlässigkeit zu verbessern.
Der Pflug bleibt für viele Betriebe wichtig, um die Entwicklung von Unkräutern zu begrenzen.
Vermehrt entscheiden sich die Landwirte für ein möglichst flaches Pflügen, um einerseits den Boden zu schonen und andererseits die Vorteile des Pfluges zu nutzen. Das Interesse an Schälpflügen ist vorhanden. Diese Maschinen verfügen über kurze, kompakte Scharen mit einem aggressiveren Anstellwinkel, was eine oberflächige Bodenbearbeitung ermöglicht und eine schnelle Zersetzung der organischen Substanz fördert. «Kverneland war einer der ersten Hersteller, die mit dem Modell Ecomat diese Pflüge ins Sortiment aufnahmen», erklärt Peter Aregger, Product Manager bei Agriott in Zollikofen. «Da sie zum Onland-Pflügen eingesetzt werden, ist die Bodenverdichtung geringer. Und die Maschinen benötigen weniger Treibstoff», ergänzt er.
«In meinen Augen soll der Schälpflug zur Stoppelbearbeitung eingesetzt werden. Bei einer Arbeitstiefe von weniger als zehn Zentimeter gelangt das umgepflügte Pflanzenmaterial beim Durchgang mit der Kreiselegge erneut an die Bodenoberfläche, wodurch das Ergebnis letztlich das gleiche ist wie beim Einsatz eines herkömmlichen Grubbers», meint Karl Bühler, Gebietsverkaufsleiter bei Lemken in der Westschweiz. «Ich ziehe die Vielseitigkeit mit Streichblechen vor, die sich für flaches Pflügen mit klassischen Pflugmaschinen eignen», so Bühler weiter.
High-Tech-Pflüge
«Seit einigen Jahren zeigt die Verkaufskurve von Pflügen nach oben», bestätigt Raphaël Bertschy, Vertreter für die Westschweiz bei Pöttinger. Dieser Trend ist bei allen Herstellern festzustellen. Eine Mehrheit der aktuell in der Schweiz verkauften Modelle umfasst vier bis fünf Pflugkörper. Ab fünf Körpern dient das grosse Tastrad aufgrund des Gewichts und der Gesamtlänge meistens auch zum Transport, indem es um eine Vierteldrehung geschwenkt wird. Der Pflug wird in eine horizontale Position gebracht und der Oberlenker muss abgekoppelt werden. Einige Hersteller haben jedoch Systeme im Angebot, die einen Wechsel zwischen Transport- und Arbeitsstellung ermöglichen, ohne dass der Traktor verlassen werden muss.
Die meisten neuen Modelle verfügen über hydraulische Einstellfunktionen für die Arbeitsbreite und die Breite des ersten Pflugkörpers, wobei ein «Memory»-Zylinder den Pflug nach dem Drehen in die eingeklappte Position wieder in die Arbeitsbreite versetzt. Doch die technologische Entwicklung bleibt hier nicht stehen. Viele Hersteller bieten heute Pflugmodelle an, bei denen die Einstellungen vollständig von der Kabine aus vorgenommen werden können (automatische Einstellung auf Traktorbreite, automatische Einstellung der Arbeitstiefe, des vertikalen Schnitts, des Versatzes usw.). Die meisten Optionen ergeben sich jedoch durch die Kombination aus GPS und Isobus-Steuerung, wie sie Kuhn, Kverneland und Lemken anbieten. Sobald das Feld referenziert ist, wird die Arbeitsbreite automatisch angepasst, um geradlinige Furchen anzulegen und genau an der Feldgrenze zu enden.
Kuhn hat mit den unabhängigen Pflugkörpern eine raffinierte Technik im Angebot. «Unser ‹Smart Ploughing Lift› bietet zusätzlich zu den Grundfunktionen das individuelle Heben und Senken jeder Schar am Vorgewende, um eine perfekte Linie zu erhalten. Auf diese Weise werden Unebenheiten und das Aufwirbeln von Pflanzenmaterial am Feldende vermieden», erklärt Jacques-Alain Pfister, Gebietsverkaufsleiter Westschweiz. Diese raffinierten Techniken haben ihren Preis, und die Vorteile derart ausgeklügelter Pflugsysteme kommen nur bei hoher Auslastung und vor allem bei heterogenen Flächen zum Tragen.