Bei der Freilandhaltung ist die Umzäunung der Weide die wichtigste Schutzmassnahme für die Tiere. Sie erfüllt gleich mehrere Funktionen: Erstens müssen die Tiere innerhalb der Weide bleiben, und zweitens sorgt sie dafür, dass keine anderen Tiere oder Menschen eindringen können. Da jedoch diese Sicherheitsmassnahme in der Regel nicht ausreicht, wird die Anlage durch ein Weidezaungerät ergänzt. Es dient als zweite Barriere, die zwar unsichtbar, aber sehr wirksam ist.
Wahl eines geeigneten Geräts
Ein Weidezaungerät wandelt elektrischen Strom mit niedriger Spannung (9, 12 oder 230 Volt) in Strom mit hoher Spannung um. Dabei ist die Stromstärke jedoch sehr gering und daher ungefährlich. Die Leistung des Geräts und die Ausgangsspannung sind bei der Gerätewahl zwei wichtige Grössen. Die Leistung bezeichnet die maximale Energie des Impulses, den das Gerät in den Weidezaun leitet. Sie wird in Joule (J) gemessen und liegt bei einem leistungsstarken Gerät zwischen 5,5 und etwa 15 J. Die Ausgangsspannung wird dagegen in Volt gemessen. Es handelt sich um einen kurzen, aber hochvoltigen Impuls zwischen 2500 und über 9000 Volt.
Noélie Wenerski, BUL«Eine korrekte Erdung des Weidezaungeräts ist unerlässlich.»
Die erforderliche Leistung hängt von der Empfindlichkeit der Tiere ab. «Deshalb muss bei der Wahl eines Weidezaungeräts unter anderem berücksichtigt werden, für welche Tierhaltung es sich eignen soll», erklärt Noélie Wenerski, Sicherheitsberaterin bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) in Moudon. Bei der Gerätewahl spielt auch die Zaunlänge eine Rolle. Unter Zaunlänge ist die reine Länge der Zauninstallation (Perimeter der Weide) zu verstehen. Diese ist von der Gesamtlänge der Drähte zu unterscheiden. Die beste Schaltung, sprich der beste Stromtransport, wird mit einer Installation aus mehreren Drähten erreicht. Diese sind in regelmässigen Abständen miteinander verbunden. «In der Praxis muss selbst ein Zaun für Kühe zwei Drähte haben», hält die Spe zialistin fest. Zudem kann mit Warnschildern an Elektrozäunen stark frequentierter Orte das Konfliktpotenzial mit Spaziergängerinnen und Spaziergängern gesenkt werden.
Leistung von Weidezaungeräten
Bei der üblichen Nutzung unterscheidet man drei Arten von Weidezaungeräten. Diese unterscheiden sich hauptsächlich durch die Stromzufuhr. Der erste Gerätetyp wird an eine 230-V-Steckdose des Stromnetzes angeschlossen, der zweite funktioniert mit einem Akku, und der dritte wird über eine nicht wieder aufladbare 9-Volt-Trockenbatterie betrieben. Im Idealfall sind die Geräte mit einer wiederaufladbaren Batterie an ein Solarmodul angeschlossen und somit autark. «Ist eine Steckdose verfügbar, sollte ein Gerät mit Netzanschluss gewählt werden», so Noélie Wenerski. Diese Geräte zeichnen sich durch eine lange Lebensdauer und hohe Effizienz aus. Gleichzeitig sind sie in der Anschaffung günstiger und haben einen tieferen Verbrauch. Sie sind in allen Leistungsklassen erhältlich und besser geeignet, die notwendige Energie über die langen bis sehr langen Zäune zu liefern. Der Vorteil eines Netzanschlusses ist zugleich auch der grösste Nachteil – bei einem Stromausfall wäre der gesamte Zaun ohne Strom. «Gemischte» Geräte können wahlweise mit Strom aus dem Netz, mit einer Batterie oder einem Solarpanel betrieben werden.
Korrekte Erdung des Weidezaungeräts
Die Erdung ist nach wie vor entscheidend, damit der Stromkreis des Zaunsystems einwandfrei funktioniert. Je mehr Leistungsstärke das Weidezaungerät aufweist, desto besser muss die Erdung sein. Wenn diese nicht korrekt vorgenommen wurde, ist die Spannung im Zaun zu gering. Bei der Installation des Weidezaungeräts sollten die Erdungspfähle aus rostfreiem, möglichst verzinktem Metall bestehen. Die Pfähle sind genügend tief im Boden zu verankern. Als Faustregel gilt: Ein Joule auf dem Zaun erfordert je einen Meter Erdpfahl im Boden. Die Erdungspfähle sollten in feuchtem, nicht zu steinreichem Boden platziert werden. Deren Abstand zueinander muss mindestens das Doppelte ihrer Verankerungstiefe betragen. In der Regel wird das Platzieren von zwei bis drei Erdungspfählen im Abstand von drei Metern empfohlen. Für die Verbindung der Erd ungen und den Anschluss am Weidezaungerät werden ein Spezialkabel und Kabelbinder von guter Qualität benötigt. Die Erdung ist dann einwandfrei, wenn am letzten Erdungspfahl keine Spannung mehr gemessen werden kann.
Wartung eines Weidezaungeräts
Wenn kein Netzanschluss vorhanden ist, sind batteriebetriebene Weidezaungeräte die beste Lösung. «Mit Blick auf die relativ kurze Batterielaufzeit von zwei bis vier Monaten entscheiden sich Betriebe oft für ein 12-Volt-Gerät mit Solarpanel», berichtet die Beraterin der BUL. Unter gewissen Bedingungen, etwa bei abgelegenen Arealen oder Alpweiden, ist mit dieser Lösung der Betrieb während einer Saison sichergestellt. «Zum Saisonende sind ein Aufladen des Akkus und die Lagerung in einem temperierten Raum notwendig, um eine längere Lebensdauer des Akkus zu gewährleisten», hält Wenerski fest. Ausserdem ist eine Kontrolle der Zäune (Drähte, Isolatoren, Vegetation, welche die Drähte berührt usw.) im Frühling und während der Saison entscheidend. Geräte mit Trockenbatterie sind am besten für abgelegene und eher kleine Weiden geeignet. Trotz geringerer Leistung können damit empfindliche Tiere gehalten werden. Diese Geräte sind einfach zu installieren und günstiger in der Anschaffung. Wenn die Batterie jedoch nach einigen Monaten leer ist, bleibt nur der Austausch durch eine neue.
Stromleitfähigkeit der Zaundrähte
Für einen einwandfreien Betrieb und die Sicherheit der gesamten Installation ist leistungsstarkes Material erforderlich. Die Qualität der verwendeten Zaundrähte variiert recht stark, insbesondere was die Stromleitfähigkeit anbelangt. Diese ist jeweils auf der Verpackung von Weidezaunlitzen oder Weidezaunbändern als Resistenz angegeben und sollte ein Ohm / m nicht überschreiten. «Eine schlechte Leitfähigkeit senkt die Stromstärke im Zaundraht oder Zaunband enorm, und dann ist selbst das beste Weidezaungerät ungenügend», erklärt Noélie Wenerski. Darauf ist auch bei Reparaturen zu achten, da sich dadurch die Leitfähigkeit erheblich verringern kann. Das Gleiche gilt für die Vegetation, wenn sie mit dem Zaundraht in Berührung kommt. Isolatoren sind eine weitere mögliche Quelle für Stromverluste. Insbesondere wenn sie scharfe Kanten aufweisen, kann es zu einem vorzeitigen Verschleiss des Leiters kommen. Auch Sonneneinstrahlung und kalte Temperaturen können die Isolatoren beschädigen.