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Betriebsführung

3 Fragen an Jürg Friedli

Digiflux soll den Agrarhandel transparenter machen, bringt aber Herausforderungen mit sich. Jürg Friedli von der fenaco kritisiert, dass das System auf veralteten Grundlagen basiert und für Landwirte sowie Händler mehr Bürokratie bedeutet. Anpassungen sind daher dringend nötig

Jürg Friedli Leiter des Departements Pflanzenbau und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung der fenaco

Jürg Friedli Leiter des Departements Pflanzenbau und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung der fenaco

(Bild: zvg)

Publiziert am

Redaktor UFA-Revue

Welche Auswirkungen hätte die Einführung von Digiflux für die Landwirtschaft und für den Agrarhandel?

Heute kennen wir nur die Aufzeichnungspflicht beim Landwirtschaftsbetrieb. Digiflux bezieht auch den Handel ein. Er muss ab 2026 alle Verkäufe von Kraftfutter, N- und P-haltigen Düngern, inkl. Hof- und Recyclingdünger, und Pflanzenschutzmitteln in einer zentralen Datenbank des Bundes endkundengenau melden. Dafür müssen die Händler entweder teure Schnittstellen zwischen ihren IT-Programmen und Digiflux bauen oder die Daten aufwendig von Hand eingeben. Wie auf den Landwirtschaftsbetrieben verursacht diese Meldepflicht Kosten. Als fenaco-LANDI Gruppe engagieren wir uns darum für eine praxistaugliche, administrativ zumutbare und finanzierbare Umsetzung von Digiflux – sowohl für die Landwirtschaft als auch den Handel.

«Digiflux basiert auf überholten Grundlagen.»

Jürg Friedli, fenaco

Wie könnte die Plattform angepasst werden, um besser auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft und des Handels einzugehen?

Ein grosses Problem von Digiflux sind überholte Normen und Werte in den Grundlagen. Für viele heutige Sorten stimmen die GRUD-Standarderträge nicht mehr. Die fenaco setzt sich zusammen mit Branchenverbänden für eine Aktualisierung ein. Bei den Düngernormen im Kartoffel- und Gemüsebau wurde uns ein Entgegenkommen signalisiert. Beim Mais plant Agroscope einen Schritt in Richtung ertragskorrigierte Düngung, was für die Tierhaltung wichtig ist. Im Bereich Pflanzenschutz engagieren wir uns dafür, dass die Georeferenzierung freiwillig bleibt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Digiflux im Parlament vereinfacht wird. Sogar ein Stopp ist möglich, wie bei der Forderung nach 3,5 Prozent Biodiversitätsflächen. Auch deshalb wartet die fenaco mit dem Bau von Schnittstellen noch zu.

Welche Ansätze verfolgt die fenaco-LANDI Gruppe, um den administrativen Mehraufwand durch Digiflux für ihre Mitglieder möglichst gering zu halten?

Die zahlreichen Kontrollen auf den Landwirtschaftsbetrieben sind schon heute ein Stressfaktor für Betriebsleitende. Mit Digiflux wird die Gefahr von ungewollten Fehlern noch grösser, weil beispielsweise Lagerbestände dokumentiert werden müssen. Mit dem Hofmanager Barto bieten wir den Landwirtinnen und Landwirten ein Instrument an, mit dem sie ihre Administration vereinfachen können und reibungsloser durch Kontrollen kommen.

«Was es braucht, sind Innovationen auf dem Feld und im Stall sowie eine gute landwirtschaftliche Praxis.»

Jürg Friedli, fenaco

Zum Beispiel mit dem neuen Modul «Kontrolldossier». Dank Barto müssen die Betriebsleitenden ihre Daten nur einmal eingeben und können sie danach mit verschiedenen Drittsystemen teilen. So bleibt mehr Zeit für die wesentlichen Aufgaben auf dem Betrieb. Landwirtschaft findet immer noch draussen statt und nicht am Schreibtisch. Kontrollen alleine machen sie nicht nachhaltiger. Was es braucht, sind Innovationen auf dem Feld und im Stall sowie eine gute landwirtschaftliche Praxis.

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