Der Import von Agrargütern aus Russland und der Ukraine spielt für die Schweiz insgesamt eine untergeordnete Rolle. Im Normalfall kann auf andere Herkunftsländer oder Substitutionsprodukte ausgewichen werden. «Die Auseinandersetzungen am Schwarzen Meer wirken sich indirekt auf unsere Landwirtschaft aus», erklärt Heinz Mollet, Leiter der Division Agrar bei der fenaco. «Die Preise für Futtermittelrohwaren, Dünger und Energie auf den internationalen Beschaffungsmärkten erreichen Höchststände.»
Der FAO Cereal Price Index der Vereinten Nationen stieg im Februar auf 144,8 Punkte. Das ist ein Plus von 3,0 Prozent gegenüber Januar und von 14,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei den Düngermitteln sind die Beschaffungskosten nach einer leichten Normalisierung Anfang Jahr wieder auf das Zwei- bis Dreifache des Vor-Corona-Niveaus angestiegen.
Krieg führt zu veränderten Warenströmen
Gemäss Mollet hat der Ukraine-Krieg noch eine zweite weitreichende Folge: Die weltweiten Warenströme verändern sich. Deutlich wird dies am Beispiel von Soja. «Dank Initiativen wie Donau Soja und Europe Soya reduzierten wir in den letzten Jahren die Abhängigkeit von Brasilien und steigerten die Produktion in Ländern wie Serbien, der Ukraine und Russland», so Mollet. Mittlerweile stammen über 70 Prozent der Soja-Ergänzungsimporte aus europäischer Produktion. «Diese Lieferketten sind stark gestört», erläutert Mollet. «Für unsere Mitarbeitenden ist es zurzeit eine grosse Herausforderung, neue Bezugsquellen für GVO-freies Soja zu erschliessen.»
Rekordpreise, aber kein Versorgungsengpass
Trotzdem sei die Versorgungssituation zurzeit gut. Das habe die Schweiz auch ihren landwirtschaftlichen Strukturen zu verdanken. «Dank der Tierhaltung können wir beispielsweise drei Viertel des Nährstoffbedarfs mit Hofdünger abdecken. Mineraldünger macht nur einen Viertel aus», so Mollet, der bereits seit 35 Jahren für die fenaco-LANDI Gruppe tätig ist. Ausserdem: «Zunehmend volatile Märkte haben sich schon länger abgezeichnet. In den letzten Jahren haben wir viel in unsere Lager- und Logistikinfrastruktur investiert. Das hilft uns jetzt.»
Trotzdem muss der aktuelle Preisanstieg nun nach und nach an die Landwirtinnen und Landwirte weitergegeben werden. Das führt zu steigenden Produktionskosten. «Wir versuchen, den Anstieg verkraftbar zu gestalten. Und wir unterstützen es, wenn die Branchenorganisationen die aussergewöhnliche Situation in den Verhandlungen über die Produzentenpreise angemessen berücksichtigen. Das ist unser genossenschaftlicher Auftrag.»