Die Nachfrage nach alternativen Pflanzenschutzmethoden steigt jährlich um rund 15 Prozent», sagt Regina Burger, Leiterin von Agroline Bioprotect und fährt fort: «Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, haben wir die Kapazitäten am bestehenden Standort von Agroline in Aesch bei Basel massiv ausgebaut.» Das neue, rund 1700 m 2 grosse Zentrum für nachhaltigen Pflanzenschutz Agroline Bioprotect wurde am 22. April 2021 offiziell eröffnet. Es umfasst Labors für Mikro- und Makro organismen, eine Nützlingszucht sowie einen Logistikbereich für den Versand der Nützlinge an mehrere tausend Kundinnen und Kunden in der Schweiz, Deutschland sowie Österreich. Die Produktionskapazität für die Schlupfwespen wurde verdreifacht. Agroline Bioprotect kann nun pro Jahr mehrere Millionen Optikugeln herstellen, in denen die Schlupfwespeneier abgeworfen werden. Bis zu rund 30 Spezialistinnen und Spezialisten arbeiten in Aesch an Themen wie Wildbienen-Bestäubung, digitalem Monitoring im Vorratsschutz, Gemüse-, Obst- und Feldbau, Nützlingsausbringung durch Drohnen oder Unkrauterkennung mittels künstlicher Intelligenz. «Mit der Investition spielen wir in der Entwicklung und beim Einsatz von nachhaltigen Pflanzenschutzlösungen eine zentrale Rolle für die Schweizer Landwirtschaft», sagt Michael Feitknecht, Leiter von Agroline und Mitglied der Geschäftsleitung der fenaco.
Gezielt Nützlinge einsetzen
Nützlinge sind ein wichtiger Produktionsfaktor für die Schweizer Landwirtschaft. Sie kommen als natürliche Feinde von Schädlingen in der Natur vor und ernähren sich mehr oder weniger spezifisch exklusiv vom Zielschädling. Dieser Mechanismus wird im biologischen Pflanzenschutz gezielt genutzt. Langjährig bewährt sind Schlupfwespen für den Einsatz gegen Maiszünsler und Stallfliegen.
Über 30 Jahre Erfahrung
Die fenaco ist eine Pionierin im Einsatz von Nützlingen für den Pflanzenschutz. Schlupfwespen züchtet die Genossenschaft seit über 30 Jahren. Und seit 20 Jahren vertreibt sie verschiedene Nematodenarten, mit denen Insektenschädlinge bekämpft werden, wie zum Beispiel der Garten-laubkäfer-Engerling. Auch nützliche Pilze werden für den alternativen Pflanzenschutz gezüchtet und gezielt eingesetzt. In der Schweiz müssen biologische Schädlingsbekämpfungsmittel vom Bundesamt für Landwirtschaft in einem strengen Verfahren bewilligt werden. Agroline erwartet die Freigabe für die Zucht und den Vertrieb von weiteren Nützlingen, unter anderem für Marienkäfer und Florfliegen gegen Blattläuse sowie für Raubmilben gegen Spinn milben. Mit dem neuen Zentrum arbeitet die fenaco mit Agroline Bioprotect an der Zukunft der Schweizer Landwirtschaft, damit künftig weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen.
Was ist Bioprotect?
Bioprotect-Technologien sind Methoden zur biologischen Kontrolle von Schädlingen, Unkräutern und Pflanzenkrankheiten. Sie sind natürlichen Ursprungs oder naturidentisch – falls sie synthetisch hergestellt werden. Beispiele dafür sind Mikroorganismen, Pheromone, Pflanzenextrakte, Naturstoffe oder Makroorganismen. Biologische Pflanzenschutz-Methoden werden in der Landwirtschaft, im Gartenbau und im Vorratsschutz eingesetzt.