Die Begrünung hat sich im Rebbau generell etabliert, da sie erheblich zur Vermehrung des organischen Materials beiträgt. Das wiederum fördert die Bodenaktivität und das Bodenleben. Dank der Strukturen des Wurzelsystems verbessert sich die Bodentragfähigkeit. Zudem werden der Oberflächenabfluss und die Erosion gebremst, insbesondere in Weinbaugebieten an Hanglagen.
Die Begrünung hat auch Nachteile, hauptsächlich in Bezug auf die Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe wie Stickstoff. Am stärksten ist sie im Unterstockbereich, also zwischen den Stöcken, wo der Zugang mit einer Maschine erschwert möglich ist. Regelmässiges Mähen ist oft unzureichend, obschon es für die Erosionsbekämpfung eine wirksame Methode ist und für die Rebstöcke nur ein geringes Verletzungs- oder Bruchrisiko besteht. Eine mechanische Unkrautbekämpfung ist somit unerlässlich.
Mechanische Unkrautbekämpfung
Die Merkblätter von Agridea und FiBL bieten einen guten Überblick über die Unkrautbekämpfungstechniken im Unterstockbereich. «Es gibt zunehmend verschiedene Werkzeuge, die sich für die mechanische Unkrautbekämpfung eignen», erklärt Nathalie Dallemagne, wissenschaftliche Mitarbeiterin für Weinbau und Önologie bei Agridea. «Je nach Bodentyp, Wetterbedingungen und not wendigem Unterhalt ist es kaum möglich, mit nur einem Werkzeug zu arbeiten. Es empfiehlt sich, zwischen verschiedenen Werkzeugtypen zu wechseln», ergänzt die Expertin.
Vielseitig einsetzbare Geräte
Die Geräte, die den Rebstöcken entlanglaufen, arbeiten in Pflanzennähe einfach und schnell. «Es sind Geräte zu bevorzugen, die allein oder in Kombination mit anderen Werkzeuge eingesetzt werden können», empfiehlt Nathalie Dallemagne. Zu dieser Kategorie gehören gezahnte Scheiben (Scheibenpflug oder Scheibenegge), die einfach einzustellen und zugleich effizient und vielseitig einsetzbar sind. Hingegen sind sie bei feuchtem Wetter nur bedingt empfehlenswert. Rollhacken lockern den Boden und ergänzen die Arbeit eines Scheibenpflugs.
Auch die Fingerhacken sind ein gutes Werkzeug um die Unkrautregulierung rund um die Weinstöcke ergänzend auszuführen. Sie sind einfach in der Anwendung, jedoch wird ihr Einsatz bei steinigen Böden zu einer Herausforderung. Auch bei Jungpflanzen ist Vorsicht geboten, da diese brechen oder beschädigt werden können. Schliesslich sorgt der Fadenmäher auf einer horizontalen Achse für eine zufriedenstellende Unkrautregulierung ohne Bodenbearbeitung.
Das Erosionsrisiko und die Bruchgefahr bleiben ebenfalls begrenzt. Die Intensität der Regulierung hängt von der verwendeten Fadenstärke ab, sie birgt für die Pflanzen aber auch ein gewisses Verletzungsrisiko.
Maschinen mit Schwenkmechanismus
Die Maschinen zur Unterstockbearbeitung werden an einem Geräteträger befestigt. Das Ausschwenken des Geräts erfolgt entweder durch das Andrücken des Werkzeugs an den Rebstock oder den Weinbergpfahl oder mit einem mechanischen Sensor. Damit ist eine Unkrautbekämpfung in unmittelbarer Pflanzennähe möglich. Zu den Maschinen, die zur Unkrautregulierung eingesetzt werden können, zählen Messersysteme, der Scheibenpflug, Krümler, Rotorbürsten oder auch der Unterstockmulcher. Diese Maschinen erfordern eine präzise Einstellung, sind weniger vielseitig einsetzbar und teurer. «Hingegen ermöglichen sie eine gute Bodenbearbeitung im Unterstockbereich. Mit Ausnahme der Rotorbürsten und dem Mulcher wird die Erde beim Bearbeiten fortbewegt», erklärt Nathalie Dallemagne.
Unkrautregulierung in der Praxis
Auf dem Weingut Domaine de Montmollin in der Nähe von Neuenburg werden Rebstöcke mit zwei Meter breiten Fahrgassen in Hanglage angepflanzt. Seit 2016 wird die Fläche von 50 Hektar nach den Vorgaben des Biolandbaus bewirtschaftet. «Die mechanische Unkrautregulierung erfolgt mit Weinbautraktoren, die sowohl mit seitlich angebauten Rollhacken zwischen den Rädern und hinten mit Kress-Fingerhacken ausgestattet sind», führt Francis Ballet, Rebmeister auf dem Gut, aus. «In unseren Rebflächen wird bei der mechanischen Unkrautregulierung die Erde im Unterstockbereich bewegt und verteilt. Zu Beginn des Frühjahrs werden mit der Rollhacke gute Ergebnisse erzielt», sagt Francis Ballet. Wichtig ist, die Handarbeit mit der Hacke zur Unkrautregulierung um den Rebstock auf ein Minimum zu reduzieren. Ab Mitte Mai oder Juni sollte die Erde nicht mehr bearbeitet werden, da dies das Aufkommen von einjährigen Unkräutern fördert. «Idealerweise erfolgt die Unkrautregulierung vor einer sonnigen Periode, damit die zu eliminierenden Pflanzen austrocknen», ergänzt Ballet anlässlich eines Besuchs in einem gutseigenen Rebberg.
Angepasste Gerätewahl
Pro Jahr sind zur mechanischen Unkrautregulierung zwei bis sechs Durchgänge notwendig, abhängig von der Toleranzschwelle des Unterbewuchses sowie der Funktion der gewählten Geräte. Es wird dringend empfohlen, Geräte einzusetzen, die:
- die Reben nicht verletzen;
- einfach in der Handhabung und unkompliziert einzustellen sind, wodurch sie mit anderen Geräten zur Bodenbearbeitung oder weiteren Arbeiten im Weinberg kombiniert werden können;
- am effizientesten sind: Begrenzung der Anzahl Durchgänge pro Jahr und Senkung der Erosions-, Verletzungs- und Bruchrisiken;
- am kostengünstigsten und möglichst wenig störanfällig sind, das reduziert die Investitions- und Unterhaltskosten;
- maximale Arbeitsgeschwindigkeiten ermöglichen;
- eine Höhe aufweisen, die das Arbeiten im Unterstockbereich ermöglichen, ohne die Pflanze zu verletzen.
Quelle: Merkblatt 3.15 Agridea, FiBL, aktualisiert im 2021
Vielseitiger Geräteträger
In der Weinbauregion am Nordufer des Neuenburgersees verwenden die Winzer regelmässig einen Scheibenpflug. «Der Geräteträger Retrax mit der Reflex-Box kann mit den klassischen Geräten zur Unkrautbekämpfung ausgestattet werden», erklärt Jean-Pierre Ducommun vom Centre agromécanique Ducommun Sàrl in Bevaix, Importeur der französischen Marke Belhomme. «Das Jätsystem mit elektrohydraulischer Steuerung schwenkt besser und vor allem schneller um die Pflanzen als ein Standard-Hydraulikmechanismus», ergänzt der Mechaniker.
Die klassischen Jätgeräte wie Messer, Bürsten sowie verschiedene Scharen, um die Erde, die sich unter den Reihen angesammelt hat, zu entfernen, sind auf der Retrax verfügbar. Auf der Domaine de Montmollin haben die beiden Rebmeister festgestellt, dass der Durchgang mit einem Scheibenpflug im Frühjahr auf dem unbearbeiteten Bodenstreifen zwischen den Rebstöcken zu guten Ergebnissen führt und eine sehr gute Ergänzung zu den nachfolgenden Durchgängen mit der Rollhacke ist. «Im Sommer setzen wir rotierende Bürsten ein, die die Erde kaum abtragen und gleichzeitig als Stammputzer dienen», erklärt Francis Ballet. «Das Anund Abhäufeln der Rebe und somit das Management der Bodenbearbeitung ist ein sehr wichtiger Teil der mechanischen Unkrautregulierung im Unterstockbereich», so Ballet.
Frühzeitig Unkraut erkennen
Für Christophe Gaviglio, Verantwortlicher für Technik und Maschinen im französischen Institut für Reben und Wein (IFV) besteht die erfolgreiche Unkrautbekämpfung darin, den Unkrautbewuchs frühzeitig abzuschätzen, Bodenbearbeitungen zu planen, Werkzeuge abwechselnd einzusetzen, die Arbeitsgeschwindigkeit anzupassen und den weiteren technischen Ablauf zu berücksichtigen. Weiter sind drei Funktionen wichtig, um im Unterstockbereich präzis und sicher zu arbeiten: Arbeitstiefe, die zentrale Ausrichtung der Geräte und der Sicherheitsabstand zu den Rebstöcken. In der Grafik «Zyklus der mechanischen Unkrautbekämpfung» fasst Christophe Gaviglio die Schritte für die mechanische Unkrautregulierung im Unterstockbereich zusammen, die ab Ende Winter bis zum Abschluss der Weinlese vorzunehmen sind.