Die Arbeit mit Fahrzeugen in Hanglagen erfordert eine leistungsstarke und zuverlässige Maschinentechnik. Ausserdem sind Flurschäden in Bergregionen schwieriger zu «flicken», weshalb eine effiziente Zugkraft und eine gute Bodenhaftung der Fahrzeuge erforderlich sind. Eine Lenktriebachse stellt eine effiziente Lösung dar, um in sehr steilen Hängen mit dem Traktor zu arbeiten und dessen Möglichkeiten voll auszunutzen.
Im Hang mit konventionellem Traktor
Eine Lenktriebachse ist in erster Linie für die Berglandwirtschaft bestimmt. «Hänge, die von einem Transporter befahren werden, befahre auch ich mit meinem Fahrzeug mit Ladewagenaufbau oder um Hofdünger auszubringen», erklärt Urs Schmid vom gleichnamigen Unternehmen. Seit über 20 Jahren stellt der Mechaniker in seiner Werkstatt in Luzern mechanische Lenktriebachsen her. Dank seiner Erfahrung in der Entwicklung von mechanisch angetriebenen Lenkachsen konnte er an verschiedenen Vorführungen und Fahrtests in der Schweiz und in Österreich die Vorteile seiner Maschine präsentieren. Ausführliche Tests sind mit der Forschungsanstalt Wieselburg durchgeführt worden.
Die Firma Trachsel Technik AG im zürcherischen Mettmenstetten fertigt hydraulische Lenktriebachsen. «Unsere Lenktriebachsen haben einen Öltank, der vom Ölkreislauf des Traktors getrennt ist», erklärt Remo Trachsel, der im Unternehmen für Systemlösungen und Verkauf zuständig ist. Bei den vom Hersteller angebotenen Fahrzeugen treibt die Zapfwelle eine Hydraulikpumpe an, um den Radantrieb sowie den Betrieb der aufgebauten Maschine sicherzustellen.
Effiziente Kraftübertragung
Die beiden von Urs Schmid hergestellten mechanischen Lenktriebachsen werden durch eine im Traktor eingebaute Wegzapfwelle angetrieben. «Dieses System ist sehr zuverlässig, und durch den mechanischen Antrieb ist der Kraftverlust viel geringer. Es bleibt in jeder Situation eine mechanische Verbindung zwischen allen sechs Rädern, was die Sicherheit erhöht», führt der Entwickler aus. In seine Fahrzeuge baut er eine Zweileitungs-Druckluftbremsanlage (ABS-gesteuert), ein elektrohydraulisches Steuermodul des renommierten Herstellers Mobil-Elektronik sowie einen kompakten Hydraulikblock auf der Deichsel ein. «Das Elektronikgehäuse ist absolut dicht, und selbst nach einem Einsatz mit dem Hochdruckreiniger habe ich noch nie eindringendes Wasser festgestellt», sagt Schmid.
«Der Antrieb wird über drei Achsen sichergestellt.» Urs Schmid, Entwickler einer mechanischen Lenktriebachse
Das Fahrzeug ist dahingehend konzipiert, dass die Geräte aller Transporterhersteller (Ladewagen, Güllebehälter, Dungstreuer) durch Aufhängungen am speziell vorgesehenen Fahrgestell angebaut werden können. Der Mechaniker betont, dass die lenkbaren Räder bei allen Bedingungen der Spur des Traktors folgen, und meint weiter: «Das ganze Gefährt mit dem 6×6-Antrieb schont die Grünflächen selbst beim Anfahren bergauf in Hangrichtung.» Eine der Stärken dieser Ausstattung ist die automatische Knickdeichsel, die in unebenem Gelände eine besonders genaue Geländeanpassung des Ladewagen-Pickups gewährleistet. «Über das Bedienterminal in der Kabine können sämtliche Funktionen der Triebachse, inklusive Hundegang, sowie der aufgebaute Ladewagen gesteuert werden», führt Schmid aus. Bei der Synchronisierung der Achse mit der Fahrgeschwindigkeit des Traktors rechnet der Hersteller mit einer Höchstabweichung von einem Prozent.
Vollhydraulisches System
Die X-Trailer-Antriebsachse von Trachsel Technik basiert auf dem hydraulischen Antriebssystem TDS (TrailerDriveSystem) von Paul Forrer. «Mit der vollhydraulischen Achse kann jeder Traktor eingesetzt werden, ohne die Ölkreisläufe zu durchmischen», erklärt Remo Trachsel. Hydraulikmotoren in den Radnaben sorgen für die Synchronisierung der Geschwindigkeit der Triebachse zum Traktor. Gleich wie bei einem mechanischen System funktioniert der Antrieb sowohl vorwärts als auch rückwärts und wird bei etwa 15 km / h automatisch ausgeschaltet. Dabei werden die Räder zentral positioniert wie für Strassenfahrten. «Der X-Trailer ist mit einer Zweileitungsbremse wahlweise hydraulisch oder pneumatisch ausgestattet», ergänzt der Fachmann. Durch die hydraulische Deichsel ist eine bessere Bodenanpassung bei Senken und Bodenwellen oder auch beim Überfahren von Geländekanten zwischen einem Weg und einer Hangparzelle gewährleistet. Für die Kurvensteuerung übermittelt ein Doppelsensor an der K80-Kugelkopfkupplung die entsprechenden Daten an die Räder der Antriebsachse weiter. Zudem ist das Fahrzeug mit den Lenkmodi Hundegang und versetzte Fahrweise ausgestattet. Die hydraulisch gefederte Achse ermöglicht auch einen Hangausgleich. Die Steuergeräte werden von der Kabine aus über ein Terminal bedient.
Auch für schwierige Bedingungen
Die Lenktriebachse erhöht die Auslastung des Traktors, der damit auch zur Futterbergung sowie zum Ausbringen von Hofdünger in sehr steilen Lagen eingesetzt werden kann. «Im Vergleich zum Transporter ist die Lenktriebachse wirtschaftlich eine interessante Alternative», meint Urs Schmid, da ein Traktor auf einem Betrieb selbst in der Bergzone praktisch immer vorhanden ist. Und nicht zuletzt ist das zugelassene Gesamtgewicht einer Lenktriebachse ebenfalls höher als bei anderen Berglandwirtschafts-Fahrzeugen. Für Remo Trachsel «ist ein Gespann mit Lenktriebachse auch für den Einsatz bei feuchten oder allgemein schwierigen Bedingungen geeignet, so auch im Gemüseanbau».