Die Anforderungen an die Reifen sind je nach Arbeitsbereich, in dem sie zum Einsatz kommen, unterschiedlich. Für Strassentransporte sollten sie für hohe Geschwindigkeiten geeignet und gleichzeitig abnutzungsresistent sein sowie einen möglichst geringen Rollwiderstand aufweisen. Daher müssen sie einen höheren Druck aufweisen. Im Feld hingegen sind weiche und breite Reifen gefragt – was einen tieferen Druck erfordert –, die sich gleichzeitig durch eine gute Bodenhaftung auszeichnen. Bodendruck und Bodenverdichtung müssen vermindert und Fahrspuren sollten möglichst verringert werden.
Es werden zwei Reifentypen unterschieden, nämlich jene in radialer und jene in diagonaler Bauweise. Die Diagonalreifen bestehen aus verschiedenen Gewebeschichten, die in schräg überkreuzten Lagen angeordnet sind. Die Laufflächen und Reifenflanken bilden eine kompakte, nur geringfügig flexible Schicht, die auf Erwärmung reagiert. Die Radialreifen, die Mitte der 1940er Jahre entwickelt wurden, bestehen aus einer weicheren Karkasse und einem verstärkten Metallgürtel zur Stabilisierung der Lauffläche. Die Reifenflanken arbeiten unabhängig von der Bodenaufstandsfläche. Die Radialreifen unterscheiden sich hauptsächlich durch eine grosse Bodenaufstandsfläche, eine gute Kraftübertragung vom Motor auf die griffige Oberfläche und einen hohen Absorptionsgrad von Schlägen und weiteren bodenbedingten Einflüssen. Beim diagonalen Reifentyp ist die Steifigkeit höher, wodurch die Reifenflanken wirksam geschützt werden.
Im Feld
Ziel bei den Feldarbeiten ist, eine Bodenverdichtung zu verhindern und die Zugkraft zu erhöhen. Hierzu haben die verschiedenen Reifenmarken eigene Methoden entwickelt. Das allgemeingültige Konzept besteht darin, mit Radialreifen zu arbeiten. Diese Reifen können grosse Lasten mit einem geringeren Luftdruck aushalten. Ausserdem ist die Last durch eine grössere Oberfläche besser verteilt und gleichzeitig ist eine grössere Anzahl Stollen im Einsatz. Der Hersteller Michelin empfiehlt die Reifenserien Omnibib, Multibib oder Machxbib zu verwenden. Im Vergleich zu einem Standardreifen des gleichen Herstellers kann der Luftdruck für diese grossvolumigen Reifen um mindestens 20% und bis über 35% gesenkt werden. Bei einem Traktor mit 200 PS geht der Reifendruck vorne von 1 bar auf unter 0.8 bar zurück und hinten von 1.6 bar auf 1.2 bis 1.0 bar. Der Druck auf den Boden wird dadurch merklich reduziert mit entsprechend positiven Auswirkungen. Mit der Ultraflex Technologie von Michelin mit besonders flexiblen Karkassen kann die Aufstandsfläche bedeutend vergrössert werden. Laut dem Hersteller wird dadurch eine Senkung des Treibstoffverbrauchs ermöglicht, gleichzeitig werden der Boden geschont und als Folge höhere Erträge erzielt.
Der tschechische Reifenhersteller Mitas hat eine vergleichbare Reifentechnologie, die unter dem Namen «Super Flexion Tyre» (SFT) vermarktet wird. Laut dem Hersteller werden dank der flexiblen und langlebigen Karkassen auch bei tiefem Luftdruck schwere Lasten ausgehalten. Die Transportgeschwindigkeit beträgt bis zu 65 km/h und die grosse Aufstandsfläche sorgt für maximale Zugkraft und hohe Leistungsfähigkeit.
Grosse Maschinen und Wendigkeit
Werden bei einer grossen Maschine, etwa bei einem Mähdrescher, Reifen mit der Ultraflex Technologie eingesetzt, wird das Lenken erleichtert, ist aber auch weniger direkt. Tests an der Universität Hohenheim in Deutschland zeigen, dass die Stabilität weiterhin gut ist. Obschon sich durch die Technologie die Aufstandsfläche der Reifen vergrössert, muss darauf hingewiesen werden, dass die Grösse und vor allem das Gewicht der Mähdrescher und Anhängerfahrzeuge ebenfalls zunehmen. Deshalb bleibt die Bodenbelastung auch weiterhin ein nicht zu unterschätzendes Problem.
Radial- und Diagonalreifen
Die Konstruktion der beiden Reifentypen ist völlig unterschiedlich. Radialreifen machen rund 80% des Marktes aus. Die Hersteller bieten verschiedene Modelle mit spezifischen Eigenschaften an. Die neuen Technologien widersprechen der herkömmlichen Praxis. So ist es nun möglich, auch bei geringem Reifendruck schnell und mit grossen Lasten fahren zu können. Dank neuer Bestandteile im Reifenmaterial sind die Reifenflanken auch ohne Erwärmung flexibel. Die Stollen ermöglichen eine gute Kraftübertragung und ihre Abnutzung bei Strassenfahrten ist gering.
In der Forstwirtschaft
Für Forstarbeiten sollten Diagonalreifen verwendet werden, da in diesem Arbeitsbereich eine besonders hohe Widerstandsfähigkeit gegen Reifenschäden gefragt ist. Durch eine verstärkte Karkasse und die Verwendung eines speziellen Gummigemisches ist dies gewährleistet. Weitere Pluspunkte sind die gute Bodenhaftung, eine überzeugende Selbstreinigung durch das speziell entwickelte Stollenmuster und nicht zuletzt die grosse Tragfähigkeit.
Implementreifen
Darunter versteht man alle Luftreifen, die allgemein bei Maschinen und landwirtschaftlichen Maschinen ohne Motorantrieb verwendet werden, sowie die Reifen von selbstfahrenden landwirtschaftlichen Fahrzeugen, Kleinladern usw. Bei diesen Luftreifen handelt es sich um Diagonalreifen, die eine ausgezeichnete Tragfähigkeit aufweisen und vielseitig in den verschiedensten Anwendungsbereichen im Feld oder auf der Strasse einsetzbar sind.
Fazit
Die Reifen haben vielfältigsten Anforderungen zu genügen. Für Feldarbeiten müssen sie eine grosse Aufstandsfläche, einen geringen Reifendruck und maximale Bodenhaftung aufweisen. Das gleiche Fahrzeug wird anschliessend auch für Strassentransporte mit völlig anderen Anforderungen eingesetzt, daher sollten die Reifen einen geringen Rollwiderstand aufweisen und verschleissarm sein. Zudem müssen sie über eine gute Stabilität verfügen und mit relativ hoher Geschwindigkeit fahren können. Weiter sind auch die Strassenverkehrsregeln einzuhalten. Da der ideale Reifendruck u. a. von der Lastverteilung auf die Reifen und von der Geschwindigkeit abhängt, ist bei der Reifenwahl im Hinblick auf die vorgesehenen Nutzungen immer ein Kompromiss erforderlich.
Beschreibung von Radial- und Diagonalreifen
Radialreifen
Ein Luftreifen, bei dem die Karkasslagen von Wulst zu Wulst in einem Winkel von 90° zur Profilmitte verlaufen. Die Karkasse wird dabei durch einen nicht dehnbaren, umlaufenden Gürtel stabilisiert.
Diagonalreifen
Ein Luftreifen, bei dem die Karkasslagen von Wulst zu Wulst verlaufen und sich abwechselnd im Winkel von deutlich unter 90° zur Profilmittellinie überkreuzen.