Gülle ist ein hochwertiges Produkt. Damit das Ausbringen problemlos erfolgen kann, muss die Gülle vorerst mit dem richtigen Rührwerk in der Grube aufbereitet werden. Der gewählte Gerätetyp hängt von Form und Fassungsvolumen der Güllegrube sowie von der Gülle selbst ab. Idealerweise wird das Rührwerk sogar noch vor dem Bau der Grube ausgewählt.
Wahl des geeigneten Rührwerks
Grösse, Form, Tiefe und Lage der Güllegrube sowie die verfügbare Anschlussleistung, die Güllezusammensetzung und Bedienungssicherheit sind nur einige der Faktoren, die bei der Wahl des richtigen Rührwerks ausschlaggebend sind. Um eine gute Planung zu gewährleisten und die Grubenform bestimmen zu können, ist ein erfahrenes Unternehmen und eine fachkundige Beratung erforderlich. «Ein Rührwerk ist eine wichtige Anschaffung im Bereich der Gülleaufbereitung. Daher lohnt es sich, darauf ein ganz besonderes Augenmerk zu legen», erklärt Walter Stadler, Berater bei der Meyer Gruppe, Meyer AG & Schweizer AG. Es gibt auch Güllegruben, die je nach Bauweise des Gebäudes als Fundament oder Stützmauer dienen. Daher sind zusätzliche Säulen in der Grube, Pumpen und Stützen zu berücksichtigen, welche die Rührleistung beeinträchtigen können.
Gülleart, Geräteleistung und Antriebsart sowie Energieaufwand sind bei der Wahl des passenden Rührsystems entscheidend. Die Zusammensetzung der Gülle hängt von der Tierart, dem Haltungssystem (Einstreu, Spaltenboden), der Entmistungstechnik, der Fütterung und auch vom Wasser ab, das in der Güllegrube gesammelt wird.
«Je höher der TS-Gehalt ist, umso schneller wird die Rührenergie und die Rührleistung abgebaut», führt Walter Stadler aus. «Bei gewissen Rührsystemen ist eine bestimmte Güllerestmenge nötig, damit eine gute Umwälzung gewährleistet ist», erklärt der Fachmann.
Die Rolle des Rührwerks
Wird die Gülle eine gewisse Zeit lang nicht bewegt, bildet sich durch das vorhandene Stroh eine Schwimmschicht, während die schwereren Bestandteile der Gülle auf den Grubengrund absinken. Es bilden sich drei Schichten: die Schwimmdecke, eine mittlere, aus Gülleflüssigkeit bestehende Schicht sowie Sedimente, die organischen Stickstoff und Phosphor enthalten. Diese Schichten müssen gemischt werden, damit sich eine homogene Gülle bildet und ein günstiges Milieu für Bakterien und Mikroorganismen gefördert wird.
Die Rührintervalle müssen je nach Grube, Rührsystem und (Stall-)Label angepasst werden. Mit dem regelmässigen Aufrühren werden die Fasern befeuchtet und deren Zersetzung beschleunigt. Das Befüllen des Güllefasses wird durch eine homogene Gülle erleichtert, und die Düngewirkung ist dank dem gleichmässigeren Ausbringen der Nährstoffe gewährleistet. Ausserdem verringert sich das Risiko einer Verstopfung im Verteiler und in den Schläuchen.
Dickflüssigere Gülle mit einem TS-Gehalt von über 10 Prozent ist häufig schwierig auszubringen. Dagegen bleibt dünnflüssigere, verdünnte Gülle weniger stark an den Pflanzen haften und dringt rascher in den Boden ein. Das Verdünnen mit Abwasser (von Melkständen, Wartebereichen oder versiegelten Flächen) oder Regenwasser sowie das regelmässige Aufrühren machen die Gülle fliessfähiger und senken die Verluste beim Ausbringen.
Die wichtigsten Rührwerktypen
Das Axialrührwerk mit Schwimmflügel ist vor allem für rechteckige und langgezogene Güllegruben geeignet. Fest installiert sorgt es für eine gründliche Durchmischung und ein gutes Ergebnis. Tauchmotorrührwerke haben den Vorteil, dass sie kompakt gebaut sind und hohen Beanspruchungen standhalten. Mithilfe einer Handwinde kann die Gerätetiefe einfach eingestellt werden. Das Tauchmotorrührwerk kann auch bei einer vollen Güllegrube installiert oder herausgenommen werden. Schaufelrührwerke zeichnen sich durch ein einfaches und bewährtes Antriebssystem aus: Eine Halterung ausserhalb der Grube ermöglicht jederzeit – auch bei hohem Gülleniveau – eine Installation und Servicearbeiten. Eine zweite Schaufel auf dem Trägerarm sorgt für die Auflösung der Schwimmschicht. Eine gleichmässige Durchmischung wird in rechteckigen, schmalen und eher kleinen Gruben erreicht.
Weiter gibt es mobile Traktorrührwerke, eine unkomplizierte Möglichkeit für offene oder geschlossene Güllegruben. Eine robuste Konstruktion und verschiedene Typen von Propellern oder Schaufeln sorgen für ein effizientes Rühren. Die Geräte neigung kann entweder mechanisch oder hydraulisch eingestellt werden. Schliesslich gibt es noch Pumpensysteme, die vielseitig eingesetzt und genutzt werden können. Sie eignen sich vor allem für kleinere Volumen und Gülle mit einem niedrigeren TS-Gehalt.
Bei der Suche nach dem passenden Rührwerk soll nicht nur die Anschaffung im Vordergrund stehen, denn Wartung und Unterhalt sind ebenfalls wichtig. «Mit der richtigen Wartung können Rührsysteme auch viele Jahre später noch eine sehr gute Leistung erbringen», erklärt Walter Stadler abschliessend.
Unser Tipp
Entscheidungshilfe für die Wahl des angepassten Güllerührwerks
– Einplanung des Rührwerktyps bereits bei der Gebäudeplanung
– Beratung durch eine spezialisierte Firma
– Berücksichtigung von möglichst vielen Kriterien bei der Entscheidungsfindung
– Planung einer langfristigen Nutzung des Rührwerks
Vor- und Nachteile der gängigsten Güllerührwerke
Tauchmotorrührwerk
+ Kompakte Baugrösse + Schwenk- und höhenverstellbar + Ideal in runden Gruben (für fast alle Grubenformen einsetzbar) + Mobile Ausführungen erhältlich + Einfacher Ein- und Ausbau (auch nachträglich)
+/– Grössere Motorleistung nötig: Strömung erzeugen und mixen +/– Rührwerk muss/kann dem Güllestand angepasst werden (TS-Gehalt wird beeinflusst)
– Höhere Emissionen, wenn der Rührflügel ungenügend überdeckt ist – Für gründliches Rühren ist 1 m Restgülle erforderlich
Axialrührwerk mit Schwimmflügel
+ Hoher Wirkungsgrad + Schwimmflügel passt sich dem Gülleniveau an + Gut geeignet für rechteckige Gruben + Links- und Rechtslauf + Verschiedene Antriebsmöglichkeiten + Schonendes, wellenförmiges Rühren, weniger Emissionen
+/– Trennwände in der Güllegrube: Bessere Statik, aber höhere Kosten
– Zur Montage oder Reparatur muss die Güllegrube leer sein – Grubenbreite muss berücksichtigt werden – Bodenlager in der Grube
Schaufelrührwerk
+ Keine Bodenlager in der Grube + Ein- und Ausbau bei voller Grube möglich + Flexibilität bei der Platzierung des Rührwerks + Geringer Energieverbrauch
– Begrenzte Grubentiefe – Begrenzte Grubenbreite – Zum Auflösen der Schwimmschicht ist längeres Rühren erforderlich
Traktorrührwerk
+ Flexibel (kann für mehrere Gruben eingesetzt werden) + Gute Rührleistung + Kostengünstige Lösung
– Offene Abdeckungen, Unfallgefahr – Hoher Energiebedarf (Traktor- und Treibstoffkosten) – Grösserer Arbeitsaufwand bis zur Betriebsbereitschaft des Rührwerks
Tauchpumpe / externe Pumpe
+ Vielseitige Nutzung: pumpen, rühren, umspülen, Güllefass befüllen + Fahrbare Ausführungen verfügbar + Auf- und Abbau bei voller Grube möglich + Antrieb innerhalb oder ausserhalb der Grube
– Geringere Rührleistung bei höherem TS-Gehalt – Für ein geringeres Grubenvolumen geeignet