Bei Rundballensilagen gewinnt die Folienbindung im Vergleich zur konventionellen Netzbindung vermehrt an Bedeutung. Dafür gibt es viele Gründe. Durch das Wickeln eines Rundballens mit einer Kunststofffolie kann die Futterqualität verbessert werden. «Das Futter in einem foliengebundenen Ballen enthält 100 bis 130 Liter weniger Luft», erklärt Robert Rickli, Berater für Pressen und Wickelsysteme bei Göweil im bernischen Huttwil (BE).
Warum Folienbindung?
Die ersten Maschinen mit einem Folienbindungssystem waren die Ballenpressen, die aufgrund des kurz geschnittenen Futters zur Herstellung von Maissilageballen eingesetzt wurden. Danach wurden die ersten traditionellen Rundballenpressen angepasst. Damit die Ballen bei der Lagerung ihre Form beibehalten, ragt die Folie über die Ballenkante hinaus und bedeckt einige Zentimeter der flachen Ballenseite. Für die Bindung der Rundballen wird bei den meisten Pressemodellen eine statische Folie mit einer Breite zwischen 118 und 142 cm verwendet. Kuhn bildet in dieser Hinsicht eine Ausnahme, da der Hersteller dieselben 750 mm Stretchfolien für das Wickeln und den Bindungsmechanismus verwendet. «In einem ersten Schritt wird die Folie um 55 Prozent vorgedehnt und dann beim Umwickeln der Ballen um weitere 15 Prozent gestretcht», erklärt Ulrich Strauss, Verkaufsleiter im Kuhn Center in Niederweningen. Bekanntlich ist die Folienwicklung kostspieliger als die herkömmliche Netzbindung. Um eine ausreichende Abdichtung zu erreichen, ermöglicht die Folienbindung eine Reduzierung der Folienlagen beim Wicklungsvorgang der Rundballen. Dies erklärt auch das Interesse dieser Vorrichtung auf Kombipressen.
Vor- und Nachteile der Folie
In verschiedenen Versuchen konnte nachgewiesen werden, dass sich bei einer Folienwicklung im Balleninnern weniger Luft befindet und folglich besser vergärtes Futter produziert wird. Dies senkt wiederum das Schimmelbildungsrisiko und reduziert Futterverluste. Bei der Ballenöffnung ist das Netz schwieriger zu schneiden und zu entfernen als eine direkt auf dem Futter aufgebrachte Folie. Ausserdem können Folien und Bindematerial zusammen rezykliert werden, ohne dass das Netz abgetrennt und anderweitig entsorgt werden muss.
Zu den Nachteilen dieses Systems gehören im Vergleich zur Netzbindung die benötigten Folienmengen und die höheren Materialkosten pro Ballen.
Herkömmliche Folienbindung
Häufig sind die Foliensysteme eine Weiterentwicklung der Netzbindung. «Bei den Claas-Pressen mit Folienbindung kann entweder eine Folie oder ein Netz eingespannt werden. Die Folie wird zusammengerafft und gelangt in einem Zopf in die Maschine», erklärt Roger Fuchs von Serco Landtechnik. «Ist die Bindung gestartet und die Folie eingelaufen, so fahren die zwei Umlenkrollen auseinander, um die Folie breitzuziehen. Die einstellbare Folienvorstreckung von 10 bis 30 Prozent wird auf dem Terminal in der Kabine gesteuert». Die Folienrolle wird auf eine seitliche Verladerampe gelegt und gleitet auf Laufrollen in Arbeitsposition ohne beschädigt zu werden. «Auf der Ballenkante hat es am wenigsten Folienlagen. Mit dem Binden über den Ballenrand wird genau an dieser Stelle mehr Folie angebracht», führt Roger Fuchs weiter aus.
Doppelbindung
Der österreichische Hersteller Göweil bietet die Folienbindung als Standardausstattung auf seinen Maschinen. «Optional ist die Doppelbindung erhältlich. In diesem Fall sind zwei Folien (oder zwei Netze) parallel im Einsatz, was die Zeit fürs Binden um fast die Hälfte reduziert», so Robert Rickli. Durch die Serienbindung können die beiden Rollen nacheinander verwendet werden. Es können auch eine Folie und ein Netz eingespannt werden. Die parallele oder serielle Selektion wird über das Terminal im Traktor gesteuert. «Wird die Presskammer geöffnet, vergrössert der foliengebundene Ballen sein Volumen nicht und nimmt keine Luft mehr auf, wie dies bei einem mit Netz gebundenen Ballen der Fall ist». Der Experte weist zudem darauf hin, dass es wichtig ist, eine Folie zu verwenden, die auch die Ränder abdeckt, damit Formfestigkeit und Stabilität des Ballens gewährleistet sind.
Stretchfolie
Kuhn bietet seit einigen Jahren eine Bindung mit Stretchfolie an. «Beim Modell FBP 3135 werden Folie und Netz gleichzeitig auf der Maschine installiert», erklärt Ulrich Strauss. «Der Wechsel vom einen zum anderen Material erfolgt ohne Werkzeug». Beim Einlaufen der beiden Zöpfe befinden sich die Folienrollen vorerst in vertikaler Position. Während der ersten halben Umdrehung des Ballens schwenken die Rollen in Horizontallage, und die Folien werden nun um die gesamte Mantelfläche bis zur Ballenkante und einer Überlappung in der Ballenmitte gewickelt. «Mit einer Vorstreckung von 70 Prozent können Materialeinsparungen von bis zu 30 Prozent erzielt werden. Dieses System ist besonders in Kombination mit dem 3D-Wicklungssystem interessant», betont Ulrich Strauss.
Breite Bindung
Der Hersteller Krone bietet für die gesamte Comprima-Serie als Option eine Folienbindung an. «Die 1,28 Meter breite selbstklebende Folie wird vorgestreckt und bedeckt den Ballen gleich zu Beginn des Bindungsprozesses über die ganze Mantelfläche», erläutert Karl Tanner, Verkaufsleiter für Krone bei der Agrar Landtechnik AG. «Dieses System ermöglicht das Einsparen von Material und gewährleistet gleichzeitig eine gute Abdeckung der Ballenkanten.» Mit diesem Verfahren ist eine raschere Bindung möglich, und das Messer schneidet die gestreckte Folie über die ganze Breite ab. Der Mechanismus funktioniert mit einer Folien- oder Netzrollenbremse und einem Folienstrecker. Über der Einrichtung ist ausreichend Platz für zwei Reserverollen.
Die meisten Folienbindesysteme funktionieren mit einem angepassten Netzbindemechanismus. Die Anzahl Ballen, die mit einer Rolle gebunden werden können, ist von der Anzahl aufgebrachter Folienschichten abhängig. Um den Rollenwechsel zu erleichtern, sind die Ballenpressen mit einer Verladerampe ausgestattet, die das Heben der schweren Folienrollen übernimmt.