Das Konzept der pneumatischen Sämaschine Aerosem von Pöttinger erlaubt die Ansaat von Wiesen, Getreide und die Einzelkornsaat von Mais mit derselben Maschine. Die Kombination einer Pöttinger Kreiselegge Lion mit einer aufmontierten Sämaschine Aerosem ist äusserst effizient und präzis. Bereits seit drei Jahren verwendet der Lohnunternehmer Hubert Estermann diese Säkombination mit Erfolg – auf dem eigenen Betrieb und für Kunden aus der Landwirtschaft.
Kreiselegge und Sämaschine kombiniert
Die Aerosem-Sämaschine ist auf die Walze der Kreiselegge Lion 3002 montiert, sodass das Maschinengewicht von der Walze getragen wird. Die kompakte Konstruktion mit einem minimalen Abstand zwischen Walze und Säschiene ermöglicht eine Parallelführung der Sämaschine. «Mit einer über den Scharen montierten pneumatischen Sämaschine kann ich während der Saat Schneckenkörner ausbringen. Ich kann die Wiesensamen auch so aufteilen, dass sie mit der Aerosem in Reihen und mit der hinten montierten Sämaschine in Breitsaat ausgebracht werden. Dies führt zu einem dichteren Bestand, was insbesondere bei mehrjährigen Mischungen von Vorteil ist», erklärt Hubert Estermann beim Besuch der UFA-Revue auf seinem Betrieb.
Kreiselegge Lion 3002
- In der Gelenkwelle integrierte Nockenschaltkupplung zur Getriebesicherung
- 60 mm starke Kreiselwellen in Kegelrollenlagern
- Geschmiedete, durchgehende, ins Gehäuse integrierte Zinkenträger
- 18 mm starke, durchgehärtete Zinken
- Verschiedene Walzen (Rohrstab-, Krumenpacker-, Schneidpacker-, Zahnpackerwalze)
Saatgutbehälter und Dosierung
Die Aerosem verfügt über einen voluminösen Saatgutbehälter von 1250 l. Für die Einzelkornsaat von Mais kann der Behälter durch ein einfaches Trennsystem dreigeteilt werden. Dadurch entstehen ein zentrales, für Düngemittel bestimmtes Fach von 550 l und seitlich zwei Abteile für das Saatgut à 350 l. Der Dünger wird über die Schare abgelegt, die nahe den gesäten Maiskörnern platziert sind. PCS (Precision Combi Seeding) integriert die Einzel-korn-Sätechnik mit vier Aggregaten zur Kornvereinzelung, die auf der Unterseite des Saattanks angebracht sind. «Die Maschine rüste ich in nur 30 Minuten auf Mais-Einzelkornsaat um. Ich schätze auch ihre praktische und gut durchdachte Ausführung. Die Aerosem verfügt über einen einfachen, elektronischen Abdrehvorgang und eine praxisorientierte Handhabung», schwärmt Hubert Estermann. Der elektrische Dosierantrieb kann am Terminal in der Traktorkabine verstellt werden.
IDS-Verteilerkopf
Über den elektrischen Antrieb mit dem intelligenten IDS-Verteilerkopf reduziert sich die Saatgutmenge entsprechend den Fahrgassenreihen. Gemäss Hersteller kann mit diesem System bis zu sechs Prozent Saatgut eingespart werden.
Estermann hat sich für einen elektrischen statt mechanischen Dosierantrieb entschieden und jeder Auslass des Verteilerkopfs kann einzeln gesteuert werden. Für die Fahrgassen kann er sowohl die Spurbreite als auch die Anzahl der zu schliessenden Reihen wählen. Das zurückgebliebene Saatgut der Fahrgassenreihen fällt über einen Trichter zurück ins Steigrohr und die Kornzahl pro Reihe bleibt konstant.
Scharformen und Einzelkornsaat
Die Aerosem ADD ist mit 24 Doppelscheibenscharen (Dual Disc) mit einem Reihenabstand von 12.5 cm und einem Scharschritt von 30 cm ausgestattet. Pflanzliche Reste werden durchgeschnitten und das Saatgut zwischen die Scheiben abgelegt. Die Schraube zur Schardruckverstellung ist hinten zentral angebracht und kann bis auf einen Schardruck von 50 kg eingestellt werden. Hubert Esterman hat seine Maschine mit einer Spezialanfertigung ausgebaut. Auf beiden Seiten der Sämaschine hat er einen Hydraulikzylinder zur Fixierung einer nachlaufenden Glattwalze für Wiesenansaaten angebracht.
Porträt: «Präzisionslandwirtschaft schont natürliche Ressourcen»
Der Betrieb von Hubert Estermann befindet sich in Hildisrieden, im Kanton Luzern. Der Laufstall beherbergt 65 Kühe der Rassen Brown Swiss und Holstein. Die silofrei produzierte Milch wird in der Käserei von Neudorf zu Emmentaler AOP verarbeitet. Im 2x4-plätzigen Fischgrätenmelkstand können acht Kühe gleichzeitig gemolken werden. Die Milch wird im gekühlten Hoftank gelagert und einmal täglich von einem Milchlastwagen abgeholt.
Hubert Estermann hat den elterlichen Betrieb 2012 übernommen und seither das Lohnunternehmen ausgebaut. Heute beschäftigt er einen Angestellten und gelegentlich bei Arbeitsspitzen zusätzliche Chauffeure. Auch sein pensionierter Vater hilft bei verschiedenen Arbeiten mit. Das Lohnunternehmen bietet Bodenbearbeitung mit oder ohne Pflug, Ansaat von Futterkulturen, Getreide oder Mais und Futtererntearbeiten an.
Hubert Estermann besitzt seine eigenen Maschinen für sämtliche Lohnarbeiten. Wenn nötig kann er auch bei der Maschinengenossenschaft Hildisrieden Maschinen mieten und für jede Arbeit die ideale Maschinenkombination auswählen. «Sehr oft können Bodenvorbereitung, Saat und Walzen in einem Arbeitsgang erledigt werden», erläutert Hubert Estermann. «Alle Kulturen säen wir in Kombinationssaat, Mulchsaat oder im Falle von Mais auch in Streifenfrässaat an. «Bei Wiesenanlagen liefert die Kombination von Drillsaat der Grassamen und Breitsaat des Klees mit der pneumatischen Zusatzsämaschine sehr überzeugende Ergebnisse», ergänzt der Lohnunternehmer. Wird zudem eine nachlaufende Glattwalze montiert, kann das Saatgut im gleichen Arbeitsgang angedrückt werden. Extra breite Traktorreifen verbessern die Arbeitsqualität. Seit diesem Jahr bietet das Unternehmen Streifenfrässaat für Mais an. Die Kombination der Kreiselegge mit der pneumatischen Sämaschine Aerosem ermöglicht eine regelmässige Ablage der Maiskörner mit gleichzeitiger Düngergabe. Hubert Estermann ist von den Vorzügen der Präzisionslandwirtschaft überzeugt. Für die Feldarbeiten nutzt er einen GPS-gesteuerten Lenkassistenten mit RTK-Korrektursystem. Bei der Maissaat mit der Säkombination Lion-Aerosem fehlt nur noch die automatisierte Teilbreitenschaltung für eine höhere Präzision bei der Arbeit in unregelmässig geformten Parzellen.
Als echter Landtechnikfan ist Hubert Estermann auch Präsident der Maschinengenossenschaft Hildisrieden, die schweizweit zu den grössten Genossenschaften dieser Art gehört. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner vermietet er zudem einen «Partyliner», eine selbst gebaute und perfekt eingerichtete Festhütte auf Rädern.