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Landtechnik

Selbstständig auf dem Feld

Die World FIRA (Forum international de la robotique agricole), die seit 2016 jährlich in Toulouse stattfindet, hat sich als führende Veranstaltung für Robotik in der Landwirtschaft etabliert. An dieser internationalen Messe kommen Personen aus der Forschung, Wissenschaft und Landwirtschaft zusammen, um die neuesten Innovationen sowie Produktionsprozesse und Arbeitsmethoden vorzustellen und zu diskutieren.

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Der Stelzentraktor Traxx, für die Bewirtschaftung enger Weinberge, hat einen 56-PS-Dieselmotor und ist mit Spurenweiten von 140 und 160 cm erhältlich. Für die Bodenbearbeitung kann er alle Werkzeugtypen mitführen. 

Publiziert am

Redaktor, UFA-Revue

Sobald sich die Tore zur Messe für landwirtschaftliche Technologie öffnen, beginnt in den Ausstellungsgängen eine grosse Betriebsamkeit. Die Besucher und Besucherinnen schlendern zwischen den Ständen umher, an denen die neuesten Maschinen präsentiert werden, während hinter der Festwirtschaft die Agrarroboter auf den Versuchsparzellen für die ersten Vorführungen bereitstehen.

Dort bewegt sich ein kleiner, grün-weisser Roboter langsam durch die Zuckerrübenreihen hindurch. Ausgestattet mit Sensoren und einem orangen Blinklicht fährt er präzise die Pflanzreihen entlang. Lautlos und ohne Überwachung jätet der knapp ein Meter lange Roboter mithilfe von drei Gänsefussscharen das Unkraut sauber hinter sich. «Wird er am Reihenende korrekt abbiegen und die nächste Reihe in Angriff nehmen?», fragt ein Student vom Agrobiopôle, ohne seinen Blick von der Maschine abzuwenden. Im Vortragsbereich erläutern Expertinnen und Experten derweil mit Grafiken die Einsparungen, die durch den Robotereinsatz möglich sind.

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Der vollelektrische Roboter Softi Rover e-K18 kann dank eines Schnellwechselsystems für die Batterie fast ohne Unterbruch arbeiten. Er erledigt die Bodenbearbeitung und die Pflege von Ackerkulturen mit Ausnahme von Erntearbeiten. 

Boom der Agrarroboter

Unter den präsentierten Technologien bieten die Landwirtschaftsroboter zahlreiche Vorteile. «Durch den Einsatz dieser Maschinen lassen sich Herbizid- und Düngereinträge reduzieren, was eine nachhaltigere Landwirtschaft fördert», erklärt Flavien Roussel am Stand von Naïo Technologies. «Ausserdem können sie den Arbeitskräftemangel ausgleichen, da sie bestimmte Aufgaben selbstständig ausführen», ergänzt der Experte. Aber es gibt weitere Herausforderungen: Die begrenzte Akkulaufzeit der Batterien und die Fahrzeugkosten bleiben wesentliche Hürden für eine flächendeckende Einführung. Am Stand des Herstellers kommt es zwischen einigen Landwirten zu lebhaften Diskussionen: «Ein Technologietransfer zwischen den Herstellern würde viele Innovationen leichter verfügbar machen und auch die Kompatibilität zwischen den Maschinen verbessern», erklärt einer von ihnen.

Beeindruckende Vorführungen

Auf den Versuchsparzellen der FIRA weisen die Hersteller auf die einfache Programmierung und Bedienung ihrer Roboter hin. Der AgBot 5.115 T2, Ausstellungsgewinner vom «Preis für den am einfachsten zu bedienenden Roboter», ist ein Musterbeispiel. «Das Raupenfahrzeug, ausgestattet mit einem Deutz-Dieselmotor mit 156 PS, verfügt zusätzlich über Sensoren und Kameras. Ein Lidar dient zur Erkennung von Hindernissen und erhöht die Sicherheit», unterstreicht der für die Vorführung verantwortliche Ingenieur, der die Roboter-Fernsteuerung bedient. «Er kann die Stoppelbearbeitung durchführen, das Saatbett vorbereiten und die Aussaat vornehmen sowie danach die Kulturen pflegen. Aber vor allem setzt er die bereits auf dem Betrieb vorhandenen Maschinen ein», so der Experte. Auf den verschiedenen Versuchsflächen folgt eine Vorführung auf die andere, die die effizienten und vielseitigen Eigenschaften dieser Maschinen bestätigen.

Ein Roboter muss möglichst benutzerfreundlich sein.

Naïo Technologies ist ein Pionierunternehmen aus Toulouse und präsentiert drei zertifizierte Modelle für autonomes Arbeiten ohne Überwachung. «Dank Sicherheitssystemen, die den europäischen Normen entsprechen, erledigen unsere Roboter repetitive Arbeiten zuverlässiger. Auf diese Weise spart der Landwirt Zeit und Ressourcen», erklärt der Ingenieur, der die Roboter in den Versuchen vorstellt.

Innovation im Mittelpunkt der Messe

Unter dem Festzelt ist die Messe in verschiedene Themenbereiche unterteilt. Am Stand von INRAE läuft ein hundeähnlicher Roboter zwischen den Besuchenden umher, während der Lärm seiner «Pfoten», die auf den Holzboden schlagen, noch mehr Aufmerksamkeit erzeugt. «Unser Roboter ist so konstruiert, dass er sich auf jedem noch so unwegsamen Gelände bewegen kann», erklärt ein Forscher der Technologieabteilung für Agrarsysteme bei INRAE. Am Stand hängt eine Drohne an Drähten in der Luft, die für Bildaufnahmen beim Überfliegen von Feldkulturen und zur Aussaat bestimmt ist. Neben den Robotern stehen die Anbieter von mechanischen und elektronischen Komponenten im Fokus der Messe. Ausgestellt werden auch Motoren, Sensoren und Optimierungssoftware, was die Bedeutung der technologischen Integration in diese Maschinen unterstreicht.

Neben den Ausstellenden befindet sich der Konferenzbereich, in dem man auf Technologiespezialistinnen und Landwirte trifft, die auf ihren Betrieben Roboter einsetzen. Gwendoline Legrand, Co-Direktorinder der FIRA, bekräftigt in ihrem Vortrag: «Die Robotik ist einer der Schlüssel zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Reduktion der Arbeitsbelastung.» Künstliche Intelligenz, Datenaustausch und neue Anwendungen von Robotern stehen bei den Gesprächen im Vordergrund. Beim Erfahrungsaustausch sprechen Landwirtinnen und Landwirte über den Einfluss von Robotern bei der Obsternte, beim Arbeiten im Rebberg und bei der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln.

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Der Orio ist ein elektrischer, vielseitig einsetzbarer Stelzentraktor für Arbeiten im Gemüse- und Ackerbau. Der Roboter verfügt über eine GNSS-Lenkung und Kameras zur Pflanzenerkennung. 

Ein Roboter für Landwirte

Der vollelektrische Roboter Softi Rover e-K18 ist ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Entwicklung. Jean-Luc Picourlat ist Landwirt und Konstrukteur des selbst gebauten Fahrzeugs. Er interessiert sich auf seinem Milchproduktions- und Ackerbaubetrieb schon seit Jahren für Computer und Roboter. «Abgesehen von der Ernte erledigt der Rover e-K18 alle Arbeiten, die auf den neun Hektaren Anbauflächen meines Betriebs anfallen», erklärt Picourlat bei einer Vorführung. Um das Problem der kurzen Akkulaufzeit von 3,5 Stunden zu lösen, hat er ein Schnellwechselsystem für den Akku entwickelt, das die Stillstandzeit auf nur fünf Minuten reduziert. «Um vollständige Autonomie zu gewährleisten, ist mein Ziel, dass der Roboter künftig seine Batterie selbstständig an einer Station am Feldrand wechseln kann. In dieser Zeit kann ich mich um mein Vieh kümmern», schlussfolgert Picourlat und stellt sich bereits das zukünftige Fahrzeug vor.

Eine Revolution im Vormarsch

Nach einem mehrstündigen Besuch steht eines fest: die Robotik verändert bereits jetzt die Landwirtschaft. Zeitersparnis, ein reduzierter Einsatz von Betriebsmitteln, höhere Präzision – Roboter verändern die landwirtschaftliche Praxis. Unternehmen wie Aigro, Exxakt Robotics und andere prägen die Landwirtschaft von morgen. Obwohl der Einsatz von Robotern viele Probleme lösen und für zahlreiche Betriebe eine Hilfe sein kann, bleiben Forschung und technologische Weiterentwicklung entscheidend für den langfristigen Erfolg. 

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Der Robotti Geräteträger ist mit einem Kubota-Dieselmotor und einem hydraulischen Antriebssystem ausgestattet. Er ist für die Aussaat, die Kulturpflege, die mechanische Unkrautbekämpfung, das Anhäufeln und das Besprühen von Pflanzen konzipiert. Dies mit einer Genauigkeit von zwei Zentimetern. 

Was ist die World FIRA?

Die World FIRA in Toulouse ist eine internationale Messe für Robotik und autonome Technologien in der Landwirtschaft. Die diesjährige Messe fand vom 4. bis 6. Februar im Agrobiopôle in Auzeville-Tolosane mit über 80 Ausstellerinnen und Ausstellern statt und zog rund 2000 Besucher und Besucherinnen an.

Im Zentrum der Messe standen Demonstrationen unter Realbedingungen auf Versuchsparzellen in Bereichen wie:

– Ackerbau mit der Präsentation von Robotern, die jäten, düngen und säen

– Obst- und Weinbau mit Spezialrobotern für die Pflege von Obstanlagen und Rebbergen, einschliesslich Pflanzenschnitt, Ernte und Pflanzenbehandlungen.

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