Die Bestäubung in Landwirtschaft, Gärten und Natur; die Verbreitung von Samen; der Aufbau fruchtbarer Böden – die geschätzt 40'000 - 60'000 Insektenarten sind entscheidend für funktionierende Ökosysteme und damit für eine lebenswerte Schweiz. Im Rahmen der Roten Listen existieren von 1153 Insektenarten Daten zur Entwicklung der Bestände. Davon sind fast 60% gefährdet oder potenziell gefährdet. Besonders unter Druck sind Insekten rund um Gewässer oder auf Feucht- und Landwirtschaftsgebieten. Weit verbreitete und wärmeliebende Insekten dagegen haben sich in den vergangenen 20 Jahren eher weiter ausgebreitet. «Über grosse Landstriche hinweg kommen zunehmend die gleichen Arten vor», schreiben die Forschenden. Diese Vereinheitlichung zeige sich auch bei Vögeln und Pflanzen; im Mittelland genauso wie im Jura, den Voralpen und Alpen. Zur Entwicklung der Gesamtmenge an Insekten, der so genannten Biomasse, fehlen dagegen Daten für die gesamte Schweiz. Man könne jedoch von ähnlichen Verlusten wie in anderen europäischen Ländern ausgehen, sagen die Forschenden. In Deutschland ging die Biomasse der Fluginsekten in den vergangenen drei Jahrzehnten um mehr als 75 Prozent zurück.
Die Ursachen für den Rückgang der Insekten in der Schweiz sind weitgehend bekannt: der weiter andauernde Verlust an Lebensräumen und Strukturen und der Rückgang der Qualität der verbliebenen Lebensräume durch Überdüngung, Pestizide oder Lichtverschmutzung. Auch die Klimaerwärmung und invasive Arten setzen die Insektenbestände unter Druck.
12-Punkte-Programm Insekten
In den vergangenen Jahrzehnten sind laut Bericht verschiedene Instrumente zum Schutz gefährdeter Lebensräume und Arten entwickelt worden. Dazu gehören die Einrichtung und Pflege von Schutzgebieten, die Aufwertung und Vernetzung von Lebensräumen oder Biodiversitätsförderflächen in der Landwirtschaft. Diese Massnahmen können lokal durchaus wirken; insgesamt konnten sie den Rückgang der Insekten aber nicht aufhalten. Soll die Insektenvielfalt in der Schweiz langfristig erhalten bleiben, müssen die bestehenden Instrumente angepasst und ergänzt werden. Dafür schlagen die Forschenden ein wissenschaftlich fundiertes 12- Punkte-Programm vor. Die formulierten Massnahmen unterstützen und ergänzen sich gegenseitig und sollten parallel und integral angegangen werden.
Quelle: SCNAT