Mittlerweile ist es Tradition, dass zu Beginn des Aprils die Vermarktungspreise für Getreide, Ölsaaten und Futtermittel im Rahmen des MAXI-Events von der fenaco GOF bekanntgegeben werden.
Dieses mal fand er am 9. April zum ersten Mal im Landhaus Solothurn statt. Dort kamen knapp über 200 Personen zusammen, welche vor allem in der Wertschöpfungskette rund um Getreide, Ölsaaten und Futtermittel tätig sind. Das ehrwürdige Gemäuer von 1722, das direkt an der Aare liegt, bildete früher den Mittelpunkt der Aareschifffahrt, des Warenumschlages und des Handels der Stadt Solothurn.
Bewegter Markt beim Futtergetreide
Basil Rüttimann, Leiter des Geschäftsbereich Futtergetreide fenaco GOF gab in seinem Vortrag die entsprechenden Preise für die Ernte 2023 bekannt (alle Preise finden sich über den Link in der Box am Artikelende). Rüttimann ging in seinen Ausführungen auf die Preisschwankungen am Markt anhand der Kurve des Matif-Mahlweizens ein (Matif
Warenterminbörse in Paris). Der Preisverlauf des Mahlweizens veranschaulicht die extremen Preisschwankungen seit Februar 2022 (Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine). Nach enormen Preisanstiegen hat sich der Preis mittlerweile wieder auf Vorkriegsniveau stabilisiert.
Bezüglich der inländischen Futtergetreide-Wertschöpfungskette lobte Rüttimann besonders die Zusammenarbeit und gute Orchestrierung aller Akteurinnen und Akteuren im System MAXI. Die Ernte sei leicht tiefer als 2022 und im neutralen bis Zuschlagsbereich, was die Qualität angeht. Bei der Preisverkündung, machte Rüttimann noch einmal
deutlich, dass man keineswegs die Extremjahre 2021 (Corona-Pandemie) und 2022 (Ukrainekonflikt) als Vergleich heranziehen solle. 2020 ist als Vergleichsjahr realistisch. Hier sind die Preise auf einem ähnlichen Niveau.
Basil Rüttimann2020 ist als Vergleichsjahr realistisch. Hier sind die Preise auf einem ähnlichen Niveau.
Bei der Grenzbewirtschaftung zeigte sich zum wiederholten Mal, dass der Zollschutz der Preisentwicklung an den internationalen Märkten nicht hinterherkommt. Oft waren Importe günstiger, als die Inlandware. Dies obwohl die Grenzbelastung für den Import bei einem Maximum von 23 Franken je 100 Kilogramm liegt. Ab Juli wurde zudem kein Richtpreis für Futtergetreide festgelegt.
Trotz des Flächenrückgangs bei Futtergetreide, mit tieferen Erntemengen herrsche bei Gerste und Triticale beinahe- eine Vollversorgung aus dem Inland und beides müsse unabhängig vom Preisniveau des Importgetreides über die ganze Kampagne vermarktet werden. Dies stellt eine starke Herausforderung dar und erhöht die Lagerkosten.
Mit Blick auf das Futterprotein setzt man besonders auf GVO-freies Soja aus Europa. Dieses machte 2023 über 90 Prozent aus. Seit 2023 kam es zu einem starken Prämienanstieg. Die Gründe sind hierfür sind, dass es weniger GVO-freies Soja aus der EU gibt, da jenes aus Russland mit hohen Zöllen belastet wird. Zudem gibt es bis Mai keine
Alternativen aus Südamerika. Das Angebot dürfte sich künftig ebenfalls verkleinern, da 2025 in der EU das EUDR Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten in Kraft tritt.
Preise für Ölsaaten und Getreide
Jasmin Meile, Leiterin Ressort Handel Lebensmittelrohprodukte fenaco GOF, berichtete über die Auszahlungspreise für Ölsaaten und Brotgetreide. Die Vermarktungsergebnisse seien bei den Ölsaaten eine gute Botschaft und die Preisentwicklung zeigt zum Referenzjahr 2020 einen leichten Anstieg. Überlagerungen konnten dank der festgelegten Deklassierung durch den SGPV vermieden werden. Dies wirkte sich nicht nachteilig
auf den Preis aus. Beim Brotgetreide seien die Preise seit gut einem Jahr, trotz des maximalen Grenzschutzes am Fallen. Eine weitere Anpassung von diesem ist aber nicht möglich. Das Auszahlungsziel Richtpreis sei in der Vermarktung herausfordernd.
Der Proteingehalt des Brotgetreides beläuft sich mit 1.16 unter Vorjahresniveau. Dies erhöht den Druck auf die Müllereibranche. Die Ausbeute ist geringer und Waren aus dem Import (Teiglinge/Halbfabrikate) konkurrenzieren die Inlandware.
Zum Abschluss machte Meile darauf aufmerksam, dass bei den Klassenteilen anhand der Saatgutverkaufszahlen für die Ernte 2024 ein Missverhältnis zwischen den Klassen bestehe. Vor allem Klasse 1 sei nun gesucht.
Bio-Rohwaren mit Optionen nach oben
Bei den Bio-Produkten brachte Sarah Rust, Leiterin GB Lebensmittel, fenaco GOF die Gäste des MAXI-Events auf den neuesten Stand der Preisentwicklung. Beim Bio-Futtergetreide liegt die Inlandquote über dem Vorjahr mit 49 Prozent. Er herrsche aber eine Unterversorgung mit Futtersoja und weiteren Körnerleguminosen.
In der Sparte Bio-Brot- und Flockenhafer sei das Angebot beim Mahlweizen nicht ausreichend hingegen existiere ein Überangebot beim Flockenhafer.
Die Bio-Ölsaaten seien im Bereich Sonnenblumen ausreichend vorhanden, während das Angebot beim Raps 2023 nicht ausreichend war. Das Speisesoja-Angebot decke die Nachfrage, aber es hat auch noch etwas Potenzial nach oben und Speisesoja ist weiterhin gesucht.
Vorträge abseits der Preise
Fortunat Schmid, Leiter Geschäftsbereich Qualitätsmanagement und Infrastruktur fenaco GOF berichtete dem Publikum in Solothurn von den Entwicklungen beim System MAXI im Rahmen eines Projektes zur Weiterentwicklung. Eine Arbeitsgruppe befasste sich mit der Frage "Wo stehen wir und sind wir konkurrenzfähig"? Das Fazit fiel positiv aus. So seien die Mechanismen des Systems MAXI transparent, was, so Schmid, wichtig sei um
zukunftsträchtig zu sein. Zudem sei das System MAXI ein ausgewogener Kompromiss bezüglich Solidarität unter den Regionen. Anpassungen würden in diversen Bereichen erfolgen um Prozessen schlanker und effizienter zu machen.
Nach der Pause hielt Aude Jarabo von Agroimpact einen Vortrag über die Bestrebungen ihrer Assoziation gemeinsam mit landwirtschaftlichen Betrieben, öffentlichen Stellen und Unternehmen Massnahmen gegen den Klimawandel zu erarbeiten. Hier spiele auch ein funktionierendes und transparentes System mit unabhängigen Kontrollinstanzen für die Vergabe von Klimaprämien eine wichtige Rolle.
Vom Klimawandel ging es zum nachhaltigen Rapsanbau. Hierzu hielt Martin Häberli von der BFH-HAFL einen Vortrag. Er ging auf eine Versuchsreihe auf 12 verschiedenen Betrieben ein. Hier wurde versucht Insektizide, Herbizide und Fungizide drastisch einzusschränken.
Den Abschluss des MAXI-Events machte Michael Feitknecht, welcher momentan das Departement Pflanzenbau der fenaco leitet und im Juli 2025 die Führung des Unternehmens übernehmen wird. In seinem Vortrag beleuchtete er die Regenerative Landwirtschaft. Diese wird seit einigen Jahren von einigen Personenkreisen als alternative, oder bessere Form der Landwirtschaft besprochen. Feitknecht zog eine Linie von der Regenerativen Landwirtschaft zu diversen Massnahmen die in der Schweiz bereits implementiert sind. Das Fazit: der ÖLN beinhaltet vieles einer landwirtschaftlichen Praxis die in der Regenerativen Landwirtschaft Gang und Gebe ist.
Weitere Informationen zu den Schlussabrechnungspreisen 2024
Alle aktuellen Schlussabrechnungspreise von 2024 finden sich hier
Hintergrundinformationen zur Preisentstehung 2024 können hier nachgelesen werden
Was ist der Richtpreis und vieles mehr dazu wird in einem UFA-Revue Artikel zum Getreidemarkt erklärt