Leicht und flach wie ein Käfer bewegt sich Scarabaeus durch die Obstplantagen im Versuchsbetrieb des Beratungs- und Bildungszentrums Arenenberg. Er kommt ohne verschmutzungsanfällige Kamerasysteme und ohne kostspielige Laserscanner aus. Scarabaeus nutzt präzise Satellitennavigation, Berührungssensoren und Gyroskop, um sich im Geände zu orientieren, angetrieben mit Solar- oder Netzstrom, den er sich in einer kompakten Ladestation holt. Mit jeder Runde lernt er die Position von Baumstämmen, Hindernissen und Zäunen in der Parzelle besser kennen. Die Fahrgenauigkeit steigt von Einsatz zu Einsatz. Tiefhängende Äste kommen ihm nicht in die Quere; Früchte und Stämme bleiben geschont. Üblicherweise werden solche Arbeiten mit Traktor-Aufbauten verrichtet, mit Kraftstoff angetrieben, abhängig von einer Person, die das alles lenkt und überwacht.
Selbständig und verschleissarm
Praktisch für den Nutzer: Scarabaeus benötigt nur wenig Aufmerksamkeit; die zu bearbeitenden Flächen sind rasch definiert und eine Fahrstrategie wird vom System automatisch generiert. Der Mulchroboter lädt sich selbständig und zeigt seine Position jederzeit auf einer Windows-10-Applikation an.
Scarabaeus wiegt etwa 130 Kilo und hat eine Arbeitsbreite von 1,35 Meter. Er ist ausgelegt, in 14 Tagen eine Fläche von acht Hektar zu bearbeiten. Die wetterfeste und mobile Ladestation ist zugleich die Verpackung; auf weiteres Material wird mit Blick auf Umwelt und Kosten verzichtet. Die Akkus bestehen aus Lithium-Eisenphosphat; sie können sich nicht selbst entzünden, sind robuster gegen Temperaturschwankungen und zu grossen Teilen recyclierbar. Im Gegensatz zu den verbreiteten Lithium-Ionen-Akkus ist bei Scarabaeus kein Kobalt im Einsatz. Der Antrieb erfolgt über BLDC-Motoren: ohne Bürsten, sehr verschleissarm. Weiterer Vorteil: Scarabaeus ist ein stiller Schaffer; das erleichtert seinen Einsatz auch in der Nähe von Wohn- und Erholungsgebieten.
Sanft zur Natur
Zwei Merkmale, die sofort auffallen: der Raupenantrieb und der seitliche Ausleger. Dank dem Raupenantrieb bewegt sich Scarabaues sanft über das Gelände; auch Steigungen (speziell im Rebbau) meistert er. Mit dem seitlichen Ausleger mäht Scarabaeus die Fläche zwischen den Baumstämmen. Dabei fährt er bis auf wenige Zentimeter an den Stamm heran; so entfällt die aufwändige langsame Fahrt auf dem Traktor mit Ausleger. Der übliche Einsatz von Pestiziden, um den Baumstreifen von Bewuchs freizuhalten, gehört ebenfalls der Vergangenheit an.
Daten bleiben in der Schweiz
Scarabaeus arbeitet mit Real Time Kinematik, einem Verfahren der Geodäsie zum Ausmessen oder Abstecken von Punkten mit Hilfe satellitengestützter Navigationssysteme wie Galileo, Glonass, GPS und BeiDou. Das macht das System unabhängig und robust. Alle Daten bleiben in der Schweiz. Brüggli Industrie garantiert, dass sie nicht an Dritte weitergegeben werden. Es bestehen keine Verträge mit Anbietern von Pflanzenschutzmitteln oder Saatgut.
Der Verkaufspreis von Scarabaeus wird einem gut ausgestatteten Mittelklasse-Wagen entsprechen – deutlich preiswerter als bestehende Lösungen.
Made in Romanshorn
Scarabaeus wird bei Brüggli Industrie in Romanshorn hergestellt, in bewährt enger Zusammenarbeit mit den Designern und Ingenieuren von Tribecraft in Zürich. In die Produktion sind Menschen mit psychischen und körperlichen Schwierigkeiten involviert, begleitet von erfahrenen Profis. Brüggli Industrie ist unter anderem verantwortlich für die international distribuierten Hundeboxen der Eigenmarke 4pets und die Fahrradanhänger von Leggero. Zur Erfahrung in der Entwicklung und in der Produktion technisch ausgereifter Produkte für den Heimtier- und Mobilitätsmarkt kommen Kompetenzen aus der IT und Digitalisierung. Mit der neu geschaffenen Robotik-Abteilung, der Marke Probotics und ihrem ersten Produkt, dem Mulchroboter Scarabaeus, macht Brüggli einen weiteren Schritt, um sich neue Märkte und Tätigkeitsfelder zu erschliessen.
Scarabaeus ist ab der zweiten Jahreshälfte 2023 erhältlich.
Quelle: Brüggli