Der fulminante Start in die Vegetation hat auch bei der wärmeliebenden Sonnenblume zu einer sehr frühen Blüte geführt.
Pro Quadratmeter sind es fünf bis sieben Pflanzen oder 50 000 bis 70 000 Pflanzen je Hektare, welche jetzt als Einzelblüten der Landschaft prächtige Farbtupfer verleihen. Die goldgelben Blüten sind zugleich wertvolle Weiden für die Bienen, welche sich nun zu Tausenden auf der Suche nach Nektar auf den Blüten tummeln.
Sonnenblumen, welche in der Schweiz erst seit Ende des letzten Jahrhunderts kultiviert werden, stellen bezüglich dem Standort auch gewisse höhere vegetative Ansprüche. Im Grundsatz gilt aber: Wo sich Weinbaulagen befinden, wird auch die Sonnenblume reif. Zugleich zeigt diese Kultur, welche zur Familie der Korbblütler gehört, gegenüber dem Mais mit Blick auf die Trockenheit eine grössere Toleranz. Sie verträgt aber keine Staunässe und während der Abreifphase im August und September ist Nebel unerwünscht.
Ölertrag
In einer Blüte stecken bis zu 2000 Sonnenblumenkerne. Ein weiteres spezielles Merkmal dieser wertvollen Ölsaat-Kulturpflanze, welche eine Höhe bis zwei Meter erreichen kann, ist die bis zu drei Meter lange Pfahlwurzel, welcher der Pflanze den notwendigen Halt gibt und sie auch bei Trockenheit mit Wasser aus dem tieferen versorgen kann. Für einen Liter Sonnenblumenöl braucht es den Ertrag von rund 36 bis 40 Blüten.
Die Sonnenblumenkerne weissen mit 44 bis 50 Prozent einen sehr hohen Ölgehalt auf, was sie zu einer der bevorzugten Ölsaaten macht. Der aus dem Pressvorgang verbleibende Presskuchen, wird in der Nutztierhaltung bei Wiederkäuern wie auch Schweinen als wertvolles Proteinergänzungsfutter eingesetzt.
Innerhalb des Anbaues unterscheidet man zwischen der konventionellen und den High-Oleic (HO) Sonnenblumen, welche etwa 60 Prozent der Anbaufläche beanspruchen. Letztere weissen einen höheren Ölsäuregehalt auf, so dass sie sich besonders gut für das Frittieren eignen. Dieser Typ muss aber im Anbau mindestens mit einem Abstand von 200 Metern zu einem konventionellen Feld angelegt werden, um Fremdbefruchtungen zu vermeiden.
Im laufenden Jahr sind landesweit auf rund Hektaren 5000 Hektaren (für mögliche 15 356 Tonnen Sonnenblumen) angebaut worden. Das sind rund 900 Tonnen mehr als im Vorjahr, wobei man mit einem Ölertrag von rund 7200 Tonnen rechnen darf. In der Ostschweiz sind die Kantone Schaffhausen mit knapp 1300 Tonnen (460 Hektaren), der Thurgau mit 1259 Tonnen (450 Hektaren) und Zürich mit knapp 2000 Tonnen (630 Hektaren) die grössten Anbaugebiete. Doch damit ist die Schweiz nur ein ganz kleiner Produzent. In den drei grössten Produktionsländern wird in anderen Dimensionen angebaut: Ukraine 6086 Mio. Hektaren, in Russland sind es gar 7293 Mio. Hektaren und in Argentinien 1,413 Mio. Hektaren (Stand 2021).
Grosse Importe nötig
Der Anbau in der Schweiz ist auch aufgrund auch der witterungsbedingten Vorgaben eher zurückhaltend. Zugleich kann die Sonnenblume in der Fruchtfolge in den Folgekulturen zu Problemen führen. Dies, wenn ausgefallene Kerne oder gar ganze Blütendeckel ausgefallen waren und im Folgejahr auflaufen und sich, beispielsweise in Kartoffeln, nur schwer bekämpfen lassen. Damit der Inlandbedarf gedeckt werden kann, ist die Schweiz auf beachtliche Importe im Umfang von 45 000 Tonnen Öl und weiteren 5000 bis 6000 Tonnen Kernen (dem Dreifachen der Inlandproduktion) angewiesen.
Quelle: Roland Müller