Es mag durchaus etwas erstaunen, das der Start in die diesjährige Brotgetreideernte nach dem bisher eher schlechten Frühlings- und Sommerwetter nun trotzdem sehr früh erfolgt. Gegenüber dem Vorjahr ist die Ernte nur wenige Tage verzögert. Die Winterweizenfelder, wie auch zahlreichen Dinkelfelder haben trotz viel Regen und relativ hoher Luftfeuchtigkeit erstaunlich schnell abgereift. So konnten in den tieferen Lagen des Zürcher Weinlandes bereits schon die ersten Winterweizenfelder geerntet werden.
Alte Getreidearten wie der Emmer und Einkorn sind ebenfalls schon gedroschen worden. Doch nicht überall kann uneingeschränkt mit der Ernte begonnen werden. Die enormen Niederschlagsmengen haben teilweise zu einer beachtlichen Vernässung der Böden geführt, so dass sie für die Ernte mit dem Mähdrescher nur bedingt oder noch gar nicht befahren werden können. Bereits bei der Wintergerstenernte blieb manch ein Mähdrescher stecken und musste aufwändig mit Forstschleppern und der Seilwinde geborgen werden.
Wie sich das Wetter auf die Qualität und die Erträge beim Brotgetreide auswirken wird, muss sich erst noch zeigen. Die wichtigen Qualitätsmerkmale wie zum Beispiel das spezifische Gewicht (Hektolitergewicht) werden erst die ersten Ablieferungen zeigen. Bei der Wintergerste, deren Ernte vor dem Abschluss steht, sind die Erträge infolge ungenügender Kornausbildung eher unterdurchschnittlich ausgefallen. Zugleich wurden aufgrund der Einzelkorngewichte teilweise sehr tiefe Hektolitergewichte verzeichnet.
Sammelstellen sind gefordert
Besonders sind in diesen Tagen die Sammelstellen gefordert, weil sie plötzlich fast alles gleichzeitig übernehmen müssen. Der, normalerweise, gestaffelte Ernteverlauf Wintergerste - Raps und schlussendlich - das Brotgetreide sorgt dafür, dass die betriebliche Aufbereitung mit der Annahme, Trocknung und Reinigung rationell geplant und die Übernahme sehr effizient ausgeführt werden kann. Doch in diesem Jahr hat das Wetter alles und somit auch den Reifeverlauf durcheinander gebracht. Zuerst bremste das Wetter die Wintergerstenernte aus und verzögerte den Erntebeginn um 10 bis 15 Tage. Gleichzeitig tut sich der Raps in der Abreife, als Folge des Wetters, schwer.
Einzig der Winterweizen hat sich wie auch das Korn nur wenig vom schlechten Wetter beeindrucken lassen, so dass der Erntestart direkt auch mit dem Abschluss der Wintergerstenernte zusammenfällt. Da teilweise das Erntegut getrocknet werden muss, ist eine zügige Ablieferung unerlässlich, um Qualitätsschäden zu verhindern. Nun fällt die Brotgetreideernte auch noch direkt mit der Ernte der wichtigsten Ölsaat Raps zusammen. Zugleich fallen auch einige Eiweisserbsen an, welche ebenfalls angenommen werden müssen.
Insbesondere für kleinere Sammelstellen, welche nur eine oder zwei Gossen haben, wird die Planung der Übernahme sehr anspruchsvoll. Dies bremst die Übernahmeleistungen infolge der unterschiedlich notwendigen Betriebsabläufe bei der Annahme etwas aus. Zugleich wird der Fächer, insbesondere beim Brotgetreide, bei den Labels wie auch Produktionsformen immer breiter, was die Übernahme noch anspruchsvoller macht.
Quelle: Roland Müller