Daniel Gosteli aus Kriechenwil ist gelernter Landwirt und gründete 2012 mit seinem Vater eine Generationengemeinschaft. Der Betrieb mit 14 Mutterkühen sowie 12 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche bot noch Potenzial. Da relativ wenig arrondierte Fläche vorhanden ist, kam eine Erweiterung der Mutterkuhherde nicht infrage. Gosteli schaute sich daher nach einem alternativen Betriebszweig um und wurde dabei auf die professionelle Kaninchenproduktion aufmerksam.
Die Kaninchenproduktion ist ein interessanter Betriebszweig für Betriebe, die die Tierhaltung ausbauen möchten. Der Platzbedarf ist beschaulich, und oftmals können bestehende Gebäude umgenutzt werden.
Mit dem Betriebszweig Kaninchen startete Gosteli im Jahr 2017 nach diversen Betriebsbesichtigungen und längerer Planung mit Daniel Schmied von der UFA. Da keine freien Gebäude vorhanden waren, baute Gosteli noch vor der Betriebsübernahme mit seinem Vater einen Stall für die Kaninchen. Er richtete diesen sowohl für Zuchtals auch für Mastkaninchen ein, wobei er die beiden Bereiche voneinander trennte. Im hintersten Stallteil hält er die Muttertiere. Der mittlere sowie der vordere Stallteil, welche wiederum durch eine Wand voneinander abgetrennt sind, sind für die Mast eingerichtet. Der stützen lose Schopf ist so konzipiert, dass er einfach umgenutzt werden kann, falls die Kaninchenproduktion irgendwann eingestellt werden müsste.
Betriebsspiegel
Betrieb: Daniel Gosteli, Kriechenwil (BE)
LN: 12 ha
Ackerbau: Mais, Sonnen blumen, Weizen und Grünland
Tiere: 84 Zuchtzibben, rund 3600 Mastkaninchen pro Jahr, 14 Mutterkühe mit Kälbern und 1 Muni
Weiteres: 40 Prozent Nebenerwerb und Lohnarbeit
Mitarbeitende: Daniel Gosteli und Vater
So wenig Tierverkehr wie möglich
Daniel Gosteli setzt auf Zucht und Mast auf dem gleichen Betrieb, um den Tierverkehr möglichst gering zu halten. Dies bringt ihm grosse Vorteile in Bezug auf Biosicherheit und Tiergesundheit. Er kaufte von Anfang an nur Zibben zu. Unterdessen remontiert er die künftigen Muttertiere teilweise selbst. Total hält Gosteli 84 Zibben, die er im Sechs-Wochen-Rhythmus künstlich besamt. So kommen die Würfe innerhalb weniger Tage zur Welt, was das Umstallen in die Mast stark vereinfacht und ein Rein-Raus-Verfahren zulässt. Dadurch kann Gosteli die anschliessende Mast und den Schlachtzeitpunkt genau planen. Er produziert seit Beginn für die Kyburz Vieh und Fleisch AG.
Elf Tage nach dem Werfen werden die Zibben künstlich besamt. Nicht alle werden zu diesem Zeitpunkt trächtig. Der Deckerfolg liegt bei ungefähr 70 Prozent. Nicht trächtige Tiere erhalten eine Pause und werden erst sechs Wochen später, im normalen Rhythmus, wieder besamt. Nach der Geburt bleiben die Jungtiere etwa einen Monat bei der Mutter.
Labelkonforme Haltung
Die Zibben hält Gosteli einzeln in klassischen Kaninchenställen mit Kunststoffwanne und erhöhtem Liegebereich, wie sie für das Label IP-Suisse konform sind. Ergänzt werden diese Ställe mit Nestboxen, welche von aussen einfach einzusehen sind. So hat man sowohl über die Muttertiere als auch über die Jungtiere einen guten Überblick.
Zum Absetzen stallt Gosteli die Jungtiere direkt in die Mast um, wobei er jeweils nur eine Hälfte des zweiteiligen Maststalls belegt. So bleibt ausreichend Zeit, die Buchten der anderen Mastseite nach dem Entmisten zu waschen, gründlich zu desinfizieren und trocknen zu lassen.
Daniel Gosteli, Landwirt«Die Gesundheit meiner Kaninchen ist dank minimalem Tierverkehr und Rein-Raus-Verfahren konstant hoch.»
Die Mastbuchten sind zu einem grossen Teil mit Stroh eingestreut und verfügen über mehrere Ebenen. Der Futterautomat wie auch die Nippeltränken sind aus hygienischen Gründen im nicht eingestreuten Stallbereich platziert. Die Mast der Kaninchen dauert durchschnittlich 53 Tage. Ziel ist es, die Kaninchen vor dem 85. Lebenstag auszustallen, da ab diesem Zeitpunkt die Kaninchen gemäss Tierschutzgesetz deutlich mehr Fläche benötigen. So kann sichergestellt werden, dass die Kaninchen vor der Geschlechtsreife geschlachtet werden.
Die 84 Zibben produzieren jährlich insgesamt rund 4300 Jungtiere. Bei einer durchschnittlichen Abgangsrate von 17,2 Prozent (Angabe aus Doktorarbeit von Dr. med. vet. Julia Schwarz) über die gesamte Aufzucht und Mast gesehen, ergibt dies gut 3600 Kaninchen, welche geschlachtet werden. Das Schlachtgewicht der Kaninchen beträgt im Durchschnitt 1,6 Kilogramm. Jährlich produziert Gosteli so auf einer Fläche von ungefähr 200 Quadratmetern rund 5700 Kilo Kaninchenfleisch.
Angepasste Fütterung
Jedes Mastkaninchen frisst total rund acht Kilogramm Futter. Das entspricht einem täglichen Verzehr von durchschnittlich 95 Gramm pro Tier und Tag. Um beste Mastergebnisse zu erzielen, setzt Gosteli neben sehr gutem Heu auf Profi-Kaninchenfutter der UFA, welches er ad libitum vorlegt. Die Würfelstruktur sorgt dafür, dass die Kaninchen das Futter nicht selektiv fressen. So kann sichergestellt werden, dass die Tiere mit allen Nährstoffen optimal versorgt sind. Das Würfelfutter enthält ausserdem ausreichend Fasern, die für die Verdauung des Kaninchens von grosser Bedeutung sind.
Hygiene ist wichtig
Den Transport zum Schlachthof in Lupfig übernimmt Daniel Gosteli selbst. Die Kaninchen werden in Geflügeltransportboxen geladen und anschliessend mit dem Viehanhänger transportiert. Zur Seuchenprävention nimmt er die Geflügelkisten nie in den Kaninchenstall. Er verlädt die Tiere im Stall zuerst in eine hofeigene, fahrbare Kiste und setzt die Kaninchen erst anschliessend in die Transportboxen.