Nebenprodukte entstehen in der Lebensmittelindustrie bei der Verarbeitung von Getreide, Milch, Obst, Gemüse oder der Produktion von Bier und Ölen. Typische Beispiele sind Schotte, Käseprodukte, Weizenkleie, Rübenpressschnitzel oder Apfeltrester. Diese Nebenprodukte enthalten wertvolle Nährstoffe wie Proteine, Energie oder Ballaststoffe, die sich hervorragend zur Schweinefütterung eignen.
Kreisläufe schliessen
Ein Teil dieser hochwertigen Rohwaren kann mit einem durchschnittlichen Anteil von 10 bis 15 Prozent direkt in den Schweinemischfuttern rezeptiert werden. Nicht verarbeitungsfähige Produkte, sehr oft in nicht getrockneter Form, eignen sich für einen gezielten Einsatz in der Fütterung auf dem Hof. Ergänzend werden auch nicht mehr verkaufsfähige Lebensmittel aus dem Detailhandel wie Brot, Schokolade oder Guetzli in die Ration integriert. Die Veredelung von Nebenprodukten schliesst Nährstoffkreisläufe und wirkt der Verschwendung von Lebensmitteln entgegen.
Kosten gut planen
In einer Schweineration lassen sich Nebenprodukte in der Regel wirtschaftlich einrechnen. Dazu braucht es aber Investitionen auf dem Betrieb und eine hohe Flexibilität der Betriebsabläufe sowie der Betriebsleitenden. Eine eigene Logistik ist nötig, um die regional verfügbaren Produkte effizient zu transportieren. Lagerkapazitäten und Fütterungsanlagen müssen auf die Aufbereitung und Verfütterung der eingesetzten Rohstoffe abgestimmt sein. Viele Nebenprodukte sind anfällig für mikrobiellen Verderb und müssen daher schnell verarbeitet oder konserviert werden. Das setzt eine hohe Anzahl an Schweineplätzen oder eine Konservierungsmöglichkeit voraus, welche mit Zusatzkosten verbunden ist. Der Zeitbedarf ist ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Faktor. Sämtliche Arbeitsschritte und die personellen Ressourcen bei der Beschaffung, Logistik, Aufbereitung und Planung der Fütterung müssen in die Kalkulation integriert werden.
Eine gezielte Fütterungsplanung ist essenziell, um Nebenprodukte erfolgreich zu integrieren.
Ration optimal ergänzen
Die grössten Herausforderungen bei der Planung sind ein saisonales Angebot der Mengen und die Schwankungen in der Zusammensetzung. Das benötigt eine grosse Flexibilität und ein hohes Know-how bei der Verwertung der Produkte. Eine gezielte Fütterungsplanung ist essenziell, um Nebenprodukte erfolgreich in die Schweinefütterung zu integrieren und gute Mastresultate zu erzielen. Nebenprodukte weisen oft Schwankungen in ihrer Zusammensetzung auf, was eine regelmässige Analyse ihrer Nährstoffgehalte erfordert. Ergänzungsfuttermittel spielen hierbei eine zentrale Rolle. Sie helfen, Defizite in der Nährstoffversorgung auszugleichen und sicherzustellen, dass die für eine optimale Leistung notwendigen Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren den Schweinen zur Verfügung stehen. Nur so kann eine ausgewogene Ration erstellt werden, die den Bedarf der Tiere abdeckt.
Unser Tipp
Darauf ist bei der Verwendung von Nebenprodukten aus der Lebensmittelindustrie für Schweine zu achten:
- Langfristige Lieferungen sollten gesichert sein.
- Abläufe auf dem Betrieb müssen gut geplant sein.
- Investitionen und Wirtschaftlichkeit müssen im Voraus geprüft werden.
- Regelmässige Gehaltsanalysen sind nötig.
Aus der Praxis
«Bei der Ergänzung brauche ich Flexibilität und Kompromissbereitschaft»
Auf dem Schweinemastbetrieb von Reto Buri werden seit 45 Jahren Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie eingesetzt. Dabei wurden über Generationen Erfahrungen gesammelt und Hürden gemeistert. Über die Jahre hat der Betrieb in Rohrmoos bei Lyssach in die Logistikkette investiert, welche es erlaubt, flexibel auf die schwankenden Angebote zu reagieren. Um erfolgreich Nebenprodukte einzusetzen, muss man damit klarkommen, dass der Anfall saisonal stark schwanken kann. Buri ist überzeugt, dass dies in der Beschaffung für eine verlässliche Partnerschaft mit den Verarbeitungsbetrieben zentral ist.
Flexibel bei der Ergänzung
Aktuell sind auf dem Betrieb Buri Käsereste und Brot aus Verarbeitungsbetrieben der Region im Einsatz. Diese werden bei der Anlieferung optisch geprüft. Dabei nutzt der Betriebsleiter seine langjährige Erfahrung. Je nach Rinde- oder Käseanteil werden die Paloxen-Inhalte gemixt und entsprechend der Flüssigfütterung beigemischt. Der Anteil der Nebenprodukte in der Gesamtration beträgt ungefähr 75 Prozent. Für die Planung der Ergänzungsfütterung erwartet Buri als Schweinemäster einen Partner, welcher hinter seinem Fütterungssystem steht und flexibel auf Veränderungen reagieren kann. Sein Fütterungsberater von der UFA unterstützt ihn bei seiner Fütterungsstrategie. Gemeinsam analysieren sie, welche Auswirkungen veränderte Mengen der Nebenprodukte auf das Fressverhalten oder die Schlachtkörperqualität haben. Dank kurzen Kommunikationswegen kann eine Anpassung der Rezeptur in der Folgelieferung vorgenommen werden. Die hohen Lagerkapazitäten ermöglichen es, im Einzelfall sehr schnell auf Veränderungen zu reagieren. Die Resultate der Mastauswertungen zeigen den Erfolg dieser Fütterung und der engen Zusammenarbeit.