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Pflanzenbau

3 Fragen an Hans-Joachim Nägele

Die UFA-Revue stellte Hans-Joachim Nägele Leiter der Fachgruppe Umweltbiotechnologie und Bioenergie an der ZHAW in Wädenswil drei Fragen dazu, wie Betriebe Hofdünger aus der Biogasanlage nutzen können, wie es mit den Inhaltsstoffen aussieht und warum es nur wenig solcher Anlagen in der Schweiz gibt.

Dr. Hans-Joachim Nägele Leitung Fachgruppe Umweltbiotechnologie und Bioenergie, ZHAW

Dr. Hans-Joachim Nägele Leitung Fachgruppe Umweltbiotechnologie und Bioenergie, ZHAW

(zvg)

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Wie können Betriebe Hofdünger aus der Biogasanlage nutzen?

Wird die Gärgülle separiert, erhält man Gärmist und Gärdünngülle. Letztere enthält schnell pflanzenverfügbaren Ammoniumstickstoff – gut für Ackerkulturen, Grünland oder Gemüsebau. Sie ist sehr fliessfähig, lässt sich leicht mit dem Schleppschlauch ausbringen und infiltriert schnell in den Boden. Dies reduziert Nährstoffverluste, und die Pflanzen werden weniger verätzt. Der feste Gärmist kann mit dem Streuer ausgebracht werden. Er enthält wertvolles organisches NPK und zeichnet sich durch eine längere Nährstoffverfügbarkeit aus. Studien belegen höhere Erträge, wenn diese Produkte gedüngt wurden. Ein gutes Güllemanagement ist aber auch hier entscheidend. Der Einsatz von Gärprodukten ist auch im ökologischen Landbau sinnvoll und notwendig. Das Attraktive an diesen Gärprodukten ist, dass man deren Inhaltsstoffe kennt. Diese werden standardmässig im Rahmen der kantonalen Inspektion geprüft.

Verändert der Gärprozess die Inhaltsstoffe des Hofdüngers?

Der Vergärprozess verändert die Inhaltsstoffe des Hofdüngers nicht wesentlich. Nährstoffe wie N, P und K bleiben mengenmässig erhalten. Ein Anteil des im Hofdünger enthaltenen Kohlenstoffs wird zu Biomethan und Kohlenstoffdioxid abgebaut, und der Trockensubstanzgehalt im Vergärprodukt nimmt ab. Studien zeigen jedoch eine in etwa ausgeglichene Kohlenstofflieferung aus Vergärprodukten und gelagertem Hofdünger sowie eine gute Humuswirkung. Flüchtige organische Verbindungen im Hofdünger werden durch den Biogasprozess abgebaut. Dies reduziert die Geruchsemissionen erheblich. Auch die Keimfähigkeit der Beikrautsamen nimmt ab. Eine schädliche Wirkung auf Bodenlebewesen wurde in Studien als auch in der Praxis nicht nachgewiesen.

Warum sind Hofdünger-Biogasanlagen in der Schweiz so rar?

Aus der Gülle einer Milchkuh lassen sich im Jahr etwa 2800 kWh Energie gewinnen. Zu wenig, um bei der bestehenden Betriebsstruktur mit kleinen Tierbeständen eine Vergäranlage wirtschaftlich zu betreiben. Aus diesem Grund werden derzeit weniger als fünf Prozent des Hofdüngers in den 125 landwirtschaftlichen Biogasanlagen verwertet. Die durchschnittliche Leistung heutiger Biogasanlagen beträgt etwa 150 kWel. Eine Revision der Energieförderungsverordnung soll den Bau kleiner Hofdünger-Biogasanlagen ohne Co-Substrat-Verwendung zukünftig stärker fördern. Derzeit forschen wir im Projekt «VP-NETZ» an Konzepten, bei denen sich mehrere Betriebe zum Betrieb einer Biogasanlage zusammenschliessen, damit die notwendige Hofdüngermenge erreicht wird. Leider werden bis heute die vielen Vorteile der Biogasproduktion wie geschlossene Kreisläufe, Netzsystemdienstleistungen, Schaffung von Arbeitsplätzen, Emissionsvermeidung, weniger Bedarf an Mineraldünger und damit Kosten- und CO 2 -Einsparungen nicht vergütet. Für die junge Generation kann die Integration von Biogasanlagen ein moderner, spannender und herausfordernder neuer Betriebszweig sein.

Wer mehr dazu wissen möchte: Ratgeber Vergärprodukte

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