Im Juni 2021 ging man gemäss Ernteschätzung der Branchenorganisation Swiss Granum noch von einer überdurchschnittlichen Ernte aus. Mit rund 304 000 t Erntemenge an mahlfähigem Brotgetreide lag diese aber dann so tief wie seit vielen Jahren nicht mehr. Die zuerst trockene, dann eher nasskühle Witterung führte zudem zu Einbussen bei sämtlichen Qualitätsparametern. Aufgrund der herausfordernden, immer wieder von witterungsbedingten Unterbrüchen in die Länge gezogenen Erntephase war es notwendig, viele Posten nachzutrocknen. Hektolitergewichte und Fallzahlen waren im Vergleich zu vorhergehenden Jahren im Durchschnitt klar tiefer.
Um die Lagerkapazitäten der Sammelstellen während der Erntephase zu entlasten, werden auf Basis der Ernteschätzungen Vorernteverkäufe an die Mühlen getätigt. Bereits diese Kontrakte konnten wegen der enormen Ernteverzögerungen nur zum Teil in den vereinbarten Zeitfenstern ausgeliefert werden. Um die Versorgung der Mühlen jederzeit zu gewährleisten, wurde deshalb schon in der Erntephase auf strategische Lagermengen zurückgegriffen.
Versorgung sicherstellen
Aufgrund der quantitativ und qualitativ erfreulichen Ernten 2017 bis 2020 sind grössere Reservelager vorhanden. Diese strategischen Lager helfen in der aktuellen Kampagne 21 / 22, einen Teil der fehlenden Mengen und schwächeren Qualitäten auszugleichen. Doch auch diese Reserven werden bis zur kommenden Ernte 2022 aufgebraucht sein. Zur Versorgung mit den nötigen Mengen in der gewünschten Qualität wurden als ergänzende Massnahmen die Freigabetranchen beim Weichweizen-Importkontingent Nr. 27 verändert. Auch die Freigabetermine wurden neu angepasst. Zudem hat die Branche beim Bundesamt für Landwirtschaft eine zusätzliche Menge für den Import von Weichweizen beantragt.
Vom Weizenpreis zum Brotpreis
Die Getreidepreise haben nur einen geringen Einfluss auf die Brotpreise. Durchschnittlich 13 Prozent des Brotpreises resultieren aus den Kosten für den Rohstoff Mehl. Bei der Mehlherstellung wiederum betragen die Rohstoffkosten für Brotgetreide etwa 75 Prozent. Insgesamt macht der Rohstoff Getreide letztlich weniger als zehn Prozent des Brotpreises aus. Verändert sich also der Getreidepreis um zehn Prozent, so resultiert daraus beim Brot eine Preisanpassung von einem Prozent.
Globale Getreidebilanz
Die Erntemenge für europäischen Weizen stieg im Vergleich zum Vorjahr deutlich. Global gesehen haben unvorteilhafte Witterungsbedingungen in relevanten Weizen- und Maisanbaugebieten aber zu unbefriedigenden Ernteergebnissen geführt. Gleichzeitig wird mit einem weiter steigenden globalen Verbrauch gerechnet, wodurch die Mengenbilanzen enger werden. Diese Versorgungssituation, verbunden mit geopolitischen Spannungen, hat seit August 2021 zu einem enormen Preisanstieg für Agrarrohstoffe auf den internationalen Märkten geführt.
Durch das flexibilisierte Grenzschutzsystem beim Brotgetreide sind die internationalen Preissteigerungen durch Reduktionen der Grenzbelastung per 1. Oktober 2021, 1. Januar und 1. April 2022 zu einem grossen Teil neutralisiert worden. Lag der Grenzschutz für Brotgetreide bis Ende September 2021 bei Fr. 23.00 / 100 kg, so liegt dieser ab April 2022 bei Fr. 5 .60/ 100 kg.
Auszahlungspreise Bio (Knospe- und Umstellknospe)
Nach Abzug der Vermarktungskosten und exklusive Mehrwertsteuer zahlt die fenaco für Bio-Druschfrüchte der Ernte 2021 folgende Preise an die Maxi-Sammelstellen aus (jeweils Basisqualität ohne Zu- und Abschläge je 100 kg; K = Knospe, UK = Umstellungsknospe):
– Bio-Mahlgetreide: Mahlweizen K Fr. 102.25 (kein Richtpreis), Mahlweizen K 180 – 219 Fr. 94.00, Mahlroggen K Fr. 89.00 (Richtpreis Fr. 89.00), Mahldinkel K Fr. 112.00 (Richtpreis Fr. 112.00), Flocken hafer K Fr. 80.00 (kein Richtpreis)
– Bio-Futtergetreide K / UK und Bio-Körnerleguminosen K / UK: Geltende Richtpreise der Bio Suisse für Ernte 2021
– Bio-Ölsaaten: Raps K Fr. 205.00*, HOLL-Raps K Fr. 205.00*, Sonnenblumen LO K Fr. 145.00*, Sonnenblumen HO K Fr. 148.00*, Sojabohnen «Tofu» K Fr. 210.00*
* Die Preise bei Kulturen mit Anbauvertragspflicht gelten ausschliesslich für die zugeteilte Vertragsware.
Deutlich höhere Preise für Landwirtinnen und Landwirte
Die Schlussabrechnungspreise der fenaco liegen bei Brotgetreide insgesamt deutlich über dem Vorjahresniveau. Sie setzen sich aus dem gewichteten Durchschnitt der im Verlauf der Vermarktungskampagne erzielten Verkaufspreise zusammen. So beinhalten sie die im Verkaufspreis tiefer liegenden Vorernteverkäufe sowie die höheren Verkaufspreise der geringeren Vermarktungsmengen nach der enttäuschenden Ernte. Die tieferen Kosten im Zusammenhang mit dem Abbau der strategischen Lagermengen wirken sich in der Abrechnung positiv aus. Die durchschnittlichen Abrechnungspreise der fenaco an die Maxi-Sammelstellen, nach Abzug der Vermarktungskosten, betragen für die Klasse Top Fr. 53.50, Klasse I Fr. 52.25, Klasse II Fr. 47.00, A-Biskuitweizen (Vertragsware) Fr. 50.00 / 100 kg exklusive Mehrwertsteuer (siehe Grafik 2: Abrechnungspreise im Vergleich zu den Vorjahren). Miteingeflossen ist auch der Umstand, dass die geringere Erntemenge, verbunden mit einer früheren Auslagerung und weniger Umfuhren, niedrigere Lagerkosten verursachte. Sie betragen in diesem Jahr Fr. 1.59 / 100 kg für Weizen und Fr. 2.47/100 kg für Roggen.
In diesen Kosten sind die Lagerentschädigungen an die Sammelstellen sowie die Aufwendungen für externe Lager enthalten. Die individuellen Abrechnungen berücksichtigen den Auslagerungszeitpunkt, die logistische Anbindung sowie die ausgelieferte Qualität.
Die Sammelstellen ihrerseits gestalten ihre Schlussabrechnung an die Produzenten nach ihren betriebsspezifischen Gegebenheiten – diese können von den oben genannten Preisen abweichen.
Witterung reduziert Rapsmenge
Die Schlussabrechnungspreise der fenaco liegen auch beim Raps deutlich über dem Vorjahresniveau. Mit rund 77 000 t Raps lag die Erntemenge rund 11 000 t unter dem Vorjahr. Die Witterung sowie ein erhöhter Schädlingsdruck erklären diese Differenz. Mit einer Rahmenvereinbarungsmenge bei Raps von 106 000 t besteht noch ein beachtliches Anbaupotenzial.
Mit rund 11 100 t Sonnenblumen ist die Erntemenge im Vergleich zum Vorjahr trotz der Flächenausdehnung leicht tiefer. Hingegen liegt die Sojabohnenernte mit rund 5300 t leicht über dem Vorjahr. Bei allen Ölsaaten ist noch ein beachtliches Anbaupotenzial vorhanden.
Die Preise beim Import von pflanzlichen Ölen sind in den vergangenen zwei Jahren laufend gestiegen und lagen im Vermarktungszeitfenster der Ernte 2021 deutlich über dem Vorjahresniveau. Ebenfalls leicht positiv wirken sich die Erlöse beim Verkauf des Rapskuchens auf den Abrechnungspreis der Saaten aus.
Die durchschnittlichen Abrechnungspreise der fenaco an die Maxi-Sammelstellen, nach Abzug der Vermarktungskosten, betragen für HOLL-Raps Fr. 102.50, Raps klassisch Fr. 96.50, HO-Sonnenblumen Fr. 93.50, Sonnenblumen klassisch Fr. 91.50 sowie für Sojabohnen Fr. 61.50 / 100 kg exklusive Mehrwertsteuer. Zusätzlich zu diesen Preisen können durchschnittliche Lagerentschädigungen von Fr. 1.72 / 100 kg für Raps respektive Fr. 2.50 / 100 kg für Sonnenblumen ausbezahlt werden. Diese Lagerentschädigungen sind – aufgrund der tiefen externen Lager – mehrheitlich zugunsten der Sammelstellen ausbezahlt worden (siehe Grafik 3).