Untersaaten werden mit unterschiedlichen Zielsetzungen gesät: Bodenverbesserung, Erosionsschutz, Nährstoffrückhaltung, Humusaufbau, Unkrautunterdrückung oder futterbauliche Nutzung. Diesen Erwartungen werden Nachteile wie Konkurrieren der Zielkultur, höherer Aufwand bei der Saat, Mehrkosten, grössere Einschränkungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und daraus folgend tiefere Erträge oder schlechtere Qualitäten gegenübergestellt. Ob die Vorteile überwiegen, ist nicht nur abhängig von der Kultur, sondern auch vom Standort, der Bewirtschaftungstechnik, dem Saatzeitpunkt und Umwelteinflüssen.
Im Gleichgewicht
Das erfolgreiche Anlegen einer Untersaat ist ein steter Kompromiss. Um die Vorteile einer Untersaat zu erzielen und gleichzeitig die Ernte nicht zu gefährden, muss ein Gleichgewicht zwischen der Untersaat und der Zielkultur gehalten werden. Ist die Untersaat zu stark, konkurriert sie die Zielkultur um Wasser, Nährstoffe und Licht. Ist sie zu schwach, bringt sie keinen Vorteil. Dieses Gleichgewicht ist stark von Standorteigenschaften und dem Wetter abhängig, die wir beide nicht beeinflussen können. Das Gleichgewicht lässt sich jedoch zu verschiedenen Zeitpunkten auch aktiv mit Bewirtschaftungsmassnahmen steuern.
Beste Saatbedingungen schaffen
Bereits vor der Saat wird das Gleichgewicht massgeblich beeinflusst. Mit der Sortenwahl bestimmt der Landwirt, wie viel Platz und Licht für die Untersaat zur Verfügung steht. So erreicht beispielsweise in kurzstrohigen Getreidebeständen und kurzen Maissorten, deren Blätter weniger in die Breite, sondern mehr in die Höhe gestellt sind, mehr Licht den Boden. Dies ermöglicht ein besseres Etablieren der Untersaat. Frühreife Sorten lassen zudem früher wieder Licht durch und fördern so ebenfalls die Entwicklung der Untersaat. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass von Massnahmen zur besseren Belichtung der Untersaat auch die Unkräuter profitieren können. Mit der Wahl eines Standortes mit geringem Unkrautdruck und guter Wasserversorgung werden optimale Bedingungen geschaffen. Mit einer Unkrautkur vor der Saat kann der Unkrautdruck zusätzlich verringert werden.
Die Saat – das A und O
Der Saatzeitpunkt ist in verschiedener Hinsicht entscheidend. Wird die Untersaat zeitgleich mit der Zielkultur gesät, erfolgt die Saat aufgrund der etwas langsameren Jugendentwicklung in der Regel früher als ohne Untersaat. Wird die Untersaat nach der Zielkultur gesät, kann durch die Verzögerung der Saat die Konkurrenzkraft der Untersaat beeinflusst werden.
Die Untersaat kann auch nach einer ersten mechanischen Unkrautbekämpfung erfolgen. So kann beispielsweise in einem unkrautfreien Wintergetreidefeld eine Untersaat im Frühling früh und in einem stärker verunkrauteten Feld spät nach mehreren Striegeldurchgängen erfolgen. Auch die Saattechnik trägt entscheidend zum Gelingen einer Untersaat bei. Eine eingedrillte Untersaat entwickelt sich zu Beginn schneller, als wenn sie gestreut wird. Mit der Saatdichte können bei der Saat noch die Licht- und Platzverhältnisse der Untersaat beeinflusst werden. Insbesondere bei Getreide muss je nach Zeitpunkt der Untersaat die Saatdichte der Zielkultur verringert werden.
Korrekturen nach der Saat
Nach der Saat sind die Umweltbedingungen der wichtigste Einflussfaktor. Trotzdem kann das Gleichgewicht noch aktiv beeinflusst werden. Mit der Verteilung und Menge der Düngergaben kann die Entwicklung der Zielkultur und der Untersaat beschleunigt oder verlangsamt werden. Ein Aufteilen der ersten Düngergabe im Wintergetreide bremst beispielsweise die Entwicklung des Getreides ein wenig und fördert so die Untersaat. Später kann je nach Kultur, Untersaat und Anbausystem noch mechanisch oder chemisch das Wachstum der Untersaat eingeschränkt oder beendet werden.
Wann lohnen sich Untersaaten?
Der Einsatz von Untersaaten bietet Potenzial, in verschiedenen Kulturen zusätzlichen Nutzen zu erzielen. Eine Untersaat sollte jedoch nur erfolgen, wenn der Standort geeignet und der Landwirt bereit ist, flexibel und offen seine Bewirtschaftungsmassnahmen anzupassen. Dafür müssen wichtige Fragen beantwortet werden, die im Entscheidungsbaum (siehe Checkliste) aufgeführt sind. Der Einsatz von Untersaaten erfordert mehr Fingerspitzengefühl und Risikobereitschaft als der konventionelle Anbau