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Pflanzenbau

Auch bei Bio-Kartoffeln gibt es keine Alleskönner

Das Kartoffeljahr war eines der anspruchsvollsten seit Langem, auch für die Bio-Bauern. Die hohen Niederschläge haben unter strichen, dass die Sortenwahl absolut zentral ist, zumal die Möglichkeiten im biologischen Pflanzenschutz beschränkt sind. Wegen beschränkter Verfügbarkeit des Pflanzguts sollte bereits jetzt ans kommende Jahr gedacht werden.

Deutliche Unterschiede in einem schwierigen Jahr: Die Sorten Vitabella und Queen Anne im Vergleich. Gegraben wurden je drei Stauden auf dem Betrieb Thur...

Deutliche Unterschiede in einem schwierigen Jahr: Die Sorten Vitabella und Queen Anne im Vergleich. Gegraben wurden je drei Stauden auf dem Betrieb Thurlandbio.

(Saskia Minneboo, FiBL)

Publiziert am

Mediensprecher FiBL

Das Kartoffeljahr 2024 wird den Produzenten und Produzentinnen wohl noch einige Saisons in den Knochen stecken bleiben. Schon die Pflanzung litt unter dem feuchten Wetter im Frühjahr, es war schwierig, überhaupt geeignete Verhältnisse zu finden, um in die Äcker zu fahren. Anschliessend folgte ein Sommer, welcher lange ebenso viele Niederschläge brachte wie die Monate zuvor. Die Folge waren massive Pflanzenschutzprobleme.

Verluste durch Sortenwahl abfedern

Im konventionellen Anbau sorgten Notfallzulassungen von Fungiziden für Abhilfe und letztlich zu einem Durchschnittsjahr. Im Bio-Landbau ist ein Pflanzenschutz-Notfallszenario nur mit einer Erhöhung des Kupfereinsatzes möglich. Ein entsprechendes Gesuch stellte das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) im Juni. Die zuständigen Bundesämter BLV und BLW sowie Bio Suisse gewährten denn auch eine Erhöhung der Maximalmenge von vier auf sechs Kilogramm Reinkupfer pro Hektare. Trotzdem resultierte im laufenden Jahr laut den Ernteschätzungen von Swisspatat eine Einbusse von 50 Prozent im Bio-Kartoffelbau.

Um diese Verluste in schwierigen Jahren zu minimieren, ist neben dem Pflanzenschutz die Sortenwahl von zentraler Bedeutung. «Man kann beim Anbau alles richtig machen, aber wenn die Sorte nicht stimmt, war alles umsonst», sagte Kartoffelproduzent Heinz Höneisen aus Andelfingen an einem Medienanlass des FiBL zum Thema Bio-Kartoffelanbau unlängst. Für Höneisen ist bereits klar, dass sein Betrieb Thurlandbio auch 2025 weiter stark auf einen ganz frühen Anbau setzen wird: «Hier konnten wir 2024 sehr gute Erträge ernten, und dies bei guten Preisen.» Bei den Lagersorten werde der Betrieb, den er mit seinem Sohn führt, wenn immer möglich neue resistente Züchtungen in den Anbau nehmen, «wenn davon ausreichend Saatgut vorhanden ist».

Pflanzgutverfügbarkeit ist der Knackpunkt

Die Sortenliste des FiBL gibt detaillierten Aufschluss über die Qualität der mehrheitlich aus den Niederlanden und Deutschland stammenden Züchtungen. Allerdings ist nicht jede Sorte jedes Jahr in genügender Menge erhältlich. Letzten Winter war die Pflanzgutbeschaffung schwierig, dieses Jahr sieht es insbesondere bei robusten Sorten leider auch nicht besser aus, wie Tobias Gelencsér, Kartoffelspezialist vom FiBL, erklärt.

Dort, wo sie gepflanzt werden konnten, haben robuste Sorten ihr Potenzial aber eindrücklich gezeigt und normale bis überdurchschnittliche Erträge geliefert. Tobias Gelencsér rät aber davon ab, den Sortenmix reflexartig komplett auszuwechseln. 2025 könnte wieder ein heisses, trockenes Jahr werden, in dem andere Ansprüche an die Sorten gestellt werden und andere Sorten besser funktionieren als diejenigen, die dieses Jahr brilliert haben. So erträgt etwa Vitabella, die 2024 vielerorts trotz hohen Phytophtora-Drucks gute bis sehr gute Erträge brachte, die Hitze nicht gut.

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Robuste Sorten haben 2024 eindrücklich ihr Potenzial gezeigt. Hier Oscar (rechts) neben Erika im Bio-Sortenversuch.

(Tobias Gelencsér, FiBL)

Bei den robusten Sorten gibt es immer mehr Auswahl.

Immer mehr robuste Züchtungen

Wer robuste Sorten sucht, hat laut dem FiBL-Experten erfreulicherweise immer mehr Auswahl: «Im Frühbereich haben sich in den letzten Jahren Acoustic und Twinner auch unter Folie bewährt», sagt Tobias Gelencsér. «Und bei den mehligkochenden Kartoffeln konnte die Sorte Otolia über die letzten Jahre überzeugen.» Neu wird in der Schweiz die Sorte Sound vermehrt, die insbesondere auch auf unbewässerten Standorten sehr gut wächst.

Bei den festkochenden Sorten ist die Auswahl leider nach wie vor klein. Emanuelle und Simonetta sind der Krautfäule gegenüber etwas robuster. Sehr stark ist die bereits erwähnte Vitabella. In den Sortenversuchen des FiBL stehen auch vielversprechende Neuzüchtungen wie Oscar und Thalia, von denen aber noch nicht genügend Pflanzgut verfügbar ist.

Die Sortenwahl sollte gemäss Tobias Gelencsér immer mit dem Abnehmer abgesprochen werden. Eine Kartoffel kann noch so krankheitsrobust sein, wenn sie aber nicht ins Sortiment passt, wird die Vermarktung erschwert. «Die beste Kartoffelsorte im Sinne einer eierlegenden Wollmilchsau gibt es nicht», sagte der Leiter Anbau von Rathgeb Bio, Andreas Rüsch, am erwähnten FiBL-Anlass vor den Medien: «Vielmehr geht es darum, den optimalen Mix zwischen den Ansprüchen des Marktes und uns als Produzenten, Lagerhalter und Aufbereiter zu finden.» 

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