Futterwiesen mit einem hohen Anteil an Kräutern und Klee sind attraktiv für Insekten. Honig und Wildbienen sowie andere Nützlinge finden in den Blüten eine Nektar- und Pollenquelle. Mit der Mahd endet allerdings das Paradies für Bienen und Co. Nicht nur aufgrund der plötzlich fehlenden Blütentracht, sondern auch, weil Insekten durch Mähwerke erheblich geschädigt werden können.
«Je intensiver das Mähgut aufbereitet wird, desto mehr leiden die Insekten.»
Mähwerke schädigen Bienen
Ein beachtlicher Teil der Bienen überlebt die Mahd nicht. Sie werden durch die Mähwerke getötet oder schwer verletzt und dadurch flugunfähig.
Kaspar Stiefel ist Bienenexperte und Leiter des Api-Centers. Er erklärt, woran dies liegt: «Pollensammelnde Bienen lassen sich nicht von einem herannahenden Mähwerk stören. Erst eine starke Erschütterung der Halme scheucht die Bienen auf – doch dann werden sie oft bereits vom Mähwerk erfasst».
Hohe Verlustzahlen
Eine Studie des Schweizerischen Zentrums für Bienenforschung beziffert die Bienenverluste beim Einsatz eines Kreiselmähers mit Rotoraufbereiter mit 9000 bis 25 000 Bienen pro Hektare in Kunstwiesen mit Weissklee. Das entspricht einer Reduktion der Bienenanzahl um 53 bis 62 Prozent. Wie hoch die Bienenverluste sind, hängt vor allem davon ab, wie attraktiv die Kultur für Bienen ist, in welcher Höhe sich die Blüten befinden, wie intensiv der Bienenflug ist und welches Mähwerk verwendet wird.
Bienenschonend Mähen
- Mähtechnik: Verzicht auf Rotationsmäher und Aufbereiter, besser Messerbalken einsetzen.
- Tageszeit: Mähen am frühen Morgen oder am Abend.
- Witterung: An kühlen Tagen und bei bedecktem Himmel ist der Bienenflug geringer.
- Bestand kontrollieren: Nur mähen, wenn nicht mehr als eine Biene pro Quadrat meter zu finden ist.
- Oasen: Einzelne Streifen als Rückzugsmöglichkeit und Nahrungsquelle stehenlassen.
Auf den Bienenflug achten
Die grössten Verluste entstehen durch Mähaufbereiter. Das Knicken und Quetschen des Mähguts verletzt und tötet die Bienen. «Je intensiver das Mähgut für schnelleren Wasserverlust bearbeitet wird, desto mehr leiden die Insekten», führt Kaspar Stiefel aus. Der Verzicht auf einen Mähaufbereiter ist daher wesentlich bienenfreundlicher. Nachteilig für die Bienen sind auch Mulchgeräte, da diese eine vergleichbare Auswirkung haben wie Mähaufbereiter. Kaspar Stiefel erklärt: «Nicht nur allein der Aufbereiter ist problematisch, sondern allgemein Rotationsmähwerke und Mulchgeräte. Denn diese haben eine Sogwirkung, wodurch es für Insekten noch schwieriger ist, zu flüchten.» Am schonendsten für die Bienen seien Messerbalkenmäher. Als weitere Massnahme zur Geringhaltung von Bienenschäden sollte bei starkem Bienenflug auf das Mähen verzichtet werden. «Als Faustregel gilt: Wenn mehr als eine Biene pro Quadratmeter zu finden ist, sollte das Mähen auf einen Zeitpunkt verschoben werden, wenn der Bienenflug geringer ist. Wichtig bei der Abschätzung des Bienenflugs ist, dass man auch in Bodennähe schaut, ob und wie viele Bienen gerade aktiv sind – insbesondere wenn Weissklee mit im Bestand ist», so Kaspar Stiefel. Auch durch die Berücksichtigung der Witterung kann man Bienen schonen: Bei Wind und kühlen Temperaturen nimmt die Aktivität der Bienen ab. Ebenso in den Morgenstunden und gegen Abend: Vor sieben und nach 18 Uhr ist der Bienenflug gering.
Ein Bienenabweiser wäre nützlich
Kaspar Stiefel ist klar, dass es für Landwirte problematisch sein kann, auf den für Bienen optimalen Mahdzeitpunkt Rücksicht zu nehmen: «Oft ist es um die Mittagszeit aus Gründen der Futterqualität am besten zu mähen. Allerdings finden dann auch Bienen ideale Bedingungen für die Nahrungssuche. Die Wahl des Zeitpunkts erfordert ein Abwägen der Vor- und Nachteile.» Dabei gibt Kaspar Stiefel zu bedenken, dass Bienen nicht nur im Obstbau und bei verschiedenen Ackerkulturen, sondern auch im Futterbau eine Funktion als Bestäuber ausüben, beispielsweise bei Rotklee und Kräutern.
Als technische Lösung zum Schutz der Bienen wäre für Kaspar Stiefel eine Vorrichtung am Mähwerk denkbar, welche die Insekten aufscheucht und ihnen genügend Zeit gibt, um hochzufliegen, damit sie so dem Mähtod entkommen können. Die Idee eines Bienenabweisers besteht bereits seit einigen Jahren, bislang fehlt allerdings die Entwicklung einer derartigen Lösung.
Weitere Informationenzum Thema Bienen sind beim Api-Center erhältlich (www.api-center.ch) oder auf der Plattform Bienenzukunft (www.bienenzukunft.ch).