Im Jahr 2020 wurden lediglich auf einer Fläche von 364 Hektaren Raps unter Bio-Suisse-Bedingungen angebaut. Der Anbau von Bio-Raps fristet in der Schweiz ein Mauerblümchendasein. Es ist davon auszugehen, dass ein beträchtlicher Anteil dessen, was angebaut wird, kaltgepresst von den Produzentinnen und Produzenten über die eigenen Hofläden vermarktet wird.
Nach enormen Preissteigerungen in den letzten Monaten des Jahres 2021 und zu Beginn dieses Jahres kann sicher weiterhin mit stabil hohen bis steigenden Preisen im Bio-Rapssegment gerechnet werden. Deshalb wird der Rapsanbau in der Schweiz generell, aber auch speziell der Bio-Anbau, wirtschaftlich noch einträglicher werden.
Erfahrungen durch Bio-Raps-Versuch
Das Vermarktungspotenzial von Bio-Rapsöl in der Schweiz ist definitiv gross. Laut Andreas Rohner, Leiter Bio-Rohprodukte bei fenaco GOF, konnte mit den Erntemengen der Vorjahre hierzulande kaum die Hälfte des vorhandenen Bedarfs an Bio-Rapsöl gedeckt werden. Der Hauptgrund für die gedämpfte Bereitschaft für den Anbau von Raps auf Bio-Betrieben sind sicher die grossen Ertragsschwankungen, welche vielfach die innovativen Produzenten wieder zum Aufgeben nötigen. UFA-Samen hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, den Anbau von Bio-Raps zu fördern und den interessierten Betrieben beratend zur Seite zu stehen. Dazu wurde auch ein eigener Raps-Anbauversuch in Lauperswil (BE) angelegt, um verschiedene Anbautechniken und Hilfsstoffe auf einem Bio-Betrieb zu testen.
Was sind die grössten Herausforderungen
Es steht ausser Frage, dass wegen der langen Vegetationsdauer der Rapskultur starke Herausforderungen bestehen. Die grössten Gefahren kommen vom Rapserdfloh im Herbst und vom Stängelrüssler im Frühling. Wenn das überstanden ist, droht danach noch der Glanzkäfer, der die Knospen frisst. Allerdings war in den letzten Jahren der Druck nicht mehr so gross wie früher. Grundsätzlich sind sowohl die Schädlinge als auch die Krankheiten dieselben wie im konventionellen Anbau. Somit gibt der Bio-Raps-Versuch auch nützliche Aufschlüsse für den konventionellen Anbau.
Der Anbau von Bio-Raps fristet in der Schweiz ein Mauerblümchendasein.
Angelegt wurde die Bio-Raps-Versuchsplattform auf dem Betrieb von Simon Lüthi in einem Gebiet, welches nicht zum Rapshauptanbaugebiet in der Schweiz zählt. Deshalb hielt sich hier bisher der Schädlingsdruck sehr in Grenzen. Als Vorfrucht wurden Saatkartoffeln angebaut. Dank dem war der Unkrautdruck tief und das Saatbeet einwandfrei. Zusätzlich waren auch noch genügend Nährstoffe von der Vorkultur im Boden, welche dem Raps beim Auflaufen sicher geholfen haben.
Perfekte Startbedingungen
Die Saat erfolgte am 21. August 2021 mit einer Einzelkornsämaschine in verschiedenen Saatdichten. Der darauffolgende Regen führte zu einer perfekten, frühen Pflanzenentwicklung. Mit einem Kalk-Balkenstreuer der LANDI Region Aemme wurde kurz nach dem Auflaufen Silikalk auf einem grossen Teil der Fläche ausgebracht. Dies zur Regulierung von Schädlingen, wie etwa dem Erdfloh, und zur Mobilisierung von Nährstoffen. Weiter konnte drei Wochen später, unter guten Bedingungen, der Bestand mit einem Hackgerät bearbeitet werden. Kurz darauf schlossen die Blätter der Rapspflanzen bereits die Reihen.
Da die Pflanzen schon früh ziemlich stark gewachsen waren, wurde Mitte Oktober versuchsweise ein Teil des Bestandes mit einem Balkenmäher eingekürzt. Nach einer moderaten Güllegabe mit dem Schleppschlauch ging die Rapsparzelle in gutem Zustand in den Winter.
Zur Überwachung des Stängelrüsslers im Frühling 2022 wurden schon früh mehrere Gelbfallen aufgestellt und ausgezählt. Weitere Massnahmen werden laufend durchgeführt und das Feld stets beobachtet.
Bio-Rapsanbau summa summarum
Wenn Bio-Raps angebaut wird, ist es wichtig, die verschiedenen Probleme und Fragen zum Anbau im grossen Zusammenspiel mit Topografie, Bodenart, Frucht folge sowie Saattechnik mit Terminabfolge zu betrachten. Mit dieser Bio-Raps-Offensive soll das Verständnis und der Austausch für den Rapsanbau gefördert werden, damit in Zukunft vermehrt die Wertschöpfung für Bio-Rapsprodukte in der Schweiz stattfindet.
Bio-Ackerbau-Anlass in Zollbrück
Am 22. Juni wird die Versuchsplattform für Bio-Raps zusammen mit dem Bio-Weizen- und Bio-Dinkel-Versuch von Niklaus Althaus (Berater UFA-Samen) öffentlich präsentiert. UFA-Samen, Landor, Agroline und Anliker Landtechnik laden alle interessierten Bio- und auch konventionellen Landwirte ein, mit den Veranstaltern über Erfahrungen und Möglichkeiten im Rapsanbau zu diskutieren. Dabei werden Fragen zur Düngung, Unkrautbehandlung, Schädlingsbekämpfung und Gesundheitsvorsorge erörtert. Ebenfalls werden die Auswirkungen verschiedener Untersaaten und die Ablenkfütterung der Glanzkäfer durch andere Kreuzblütler gezeigt.